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hauptsächlich auf die epidemischen Krankheiten, welche bisher auf den Fidschi-Inseln znr Beobachtung gelangt sind. Von Sydney aus wurden 1875 die Masern importirt; sie verbreiteten sich durch ungünstige Nebenumstände in rapidester Weise, so dass in 4 Monaten 26 pCt. sämmtlicher Einwohner ergriffen waren und ein Nothstand sich manifestirte, da nicht mehr erwachsene Personen in genügender Anzahl vorhanden waren, um die Kranken zu nähren und abzuwarten. Es traten hiernach Lungenentzündungen und Dysenterien als Nachkrankheiten auf; die Sterblichkeit betrug 6 pCt. Nach Erlöschen dieses Ausbruchs hatten sich zwar die Masern eingebürgert, traten aber nur ganz sporadisch und mit einem Minimum von Sterbefällen auf den Fidschi-Inseln auf. Die Pocken wurden auf den ebengenanten, seitdem sie englische Colonien wurden. durch die Vaccination erfolgreich bekämpft; eine andere Inselgruppe, die Nuka-Niva-Inseln, erlitt eine folgeschweren Einschleppung 1862. Eine der häufigsten in epidemischer Verbreitung in West-Polynesien auftretende Krankheit ist Influenza. Oft wiederholen sich Epidemien davon 2-3 Mal im Jahre und führen durch intensive Capillarbronchitis und Lungenentzündung viele Todesfälle herbei. Die Bewohner der anderen Inselgruppe ausser den Fidschi sind auch bemerkenswerth disponirt zu Darmkrankheiten und sterben vielfach an einer merkwürdigen Complication von Dysenterie und Stomatitis gangraenosa. Auch von bösartigen Intermittenten ist die Fidschi-Gruppe ziemlich frei, während die Bewohner der Neuen Hebriden, der Salomon-Inseln und Neu- Britanniens viel unter solchen zu leiden haben. Keuchhusten soll zuweilen einen fatalen Character annehmen, so in Tonga. Scharlach, Gelbfieber, Diphtherie sollen bis jetzt unbekannt; dagegen Syphilis schon im Kindesalter sehr verbreitet zu beobachten sein.

Auf den Inselgruppen, deren ethnologische Eigenthümlichkeiten Saffre zum Gegenstande einer Studie (92) gemacht hat, den Tonga, Samoa-, Wallisund Fidschi-Inseln finden sich gewisse pathologische Einflüsse. die, hier und da von einzelnen Gruppen erwähnt, in einer gewissen Gemeinsamkeit auf alle dort lebenden Europäer Geltung haben. So unterliegen dieselben besonders häufig rheumatischen Erkrankungen und der Dysenterie; die Eingeborenen werden in hohem Grade durch Phthisis decimirt und leiden an ungemein verbreiteten Bronchitiden, während Leiden der Athmungsorgane bei den Europäern kaum vorkommen. Die Allgemeinheit, in welcher die eingeborenen Insulaner an Syphilis leiden, soll zurückzuführen sein auf die Zubereitung des berauschenden „Kawa", welcher durch Speichelferment in der Weise hergestellt wird, dass gekaute Pflanzentheile wieder ausgespieen und dann der Gährung überlassen werden. Neuerdings soll diese Präparation des Kawa, ja sogar die Cultur der Kawapflanze gesetzlich verboten worden sein. Elephantiasis, besonders in Gestalt des Lymphoscrotums, dort Féfé" genannt, soll ungemein häufig sein. - Apia, Hauptstadt auf

der Samoagruppe, gilt, abgesehen von der auch hier sehr ausgesprochenen Disposition zu rheumatischen Affectionen als für die Europäer sehr saluber; die Eingeborenen unterliegen der Tuberculose in hohem Grade. An der Propapation der Syphilis sollen auf der Wallis-Gruppe die Fremden die meiste Schuld tragen, weshalb die Prostitution Seitens der einheimischen Weiber besonders streng beaufsichtigt wird. „Féfé“ ist auch hier die häufigste Affection und kam in einzelnen Fällen sogar bei Europäern zur Beobachtung.

Der Archipel von Nuka Ginsa, auch die Marquisen-Inseln, Marquisen-Archipel beannt, auf welchen Clavel (93) 6 Monate der Jahre 1881 und 1882 zubrachte, haben von Tahiti eine Entfernung von ca. 250 Seemeilen und liegen zwischen 70 und 11° SB. und 141-143° WL. Der erste Theil der Arbeit behandelt ethnographische Details der Abstammung und Lebensweise der nahe an 5000 Bewohner. Den physiologischen und pathologischen Abschnitt eröffnet C. mit einer Betrachtung des Factums, dass auch diese Insulaner in einer dauernden Decadenz und Verminderung sich befinden, die, wenn den ungefähren Schätzungen Cook's Glauben beizumessen ist, seit 1775 sich auf 10 aller Bewohner beläuft. In diesem Jahre sollen 50000, 1838: 20000, 1856: 12500, jetzt wie oben angeführt 5000 Bewohner vorhanden gewesen sein. Auf den benachbarten Gambier-Inseln ist aber die Depopulation noch ärger. Im Alter von 12 bis 13 Jahren beginnt bei den Weibern das Gebärgeschäft und wird von denen, die gesund und dazu geeignet sind, schnell wiederholt: von 47 Frauen, deren Verhältnisse genau registrirt wurden, waren 20 steril; die 27 übrigen hatten zusammen 199 (eine darunter allein 29) Kinder, von denen indess 38 todtgeboren, 50 in den ersten Lebensmonaten abgestorben waren. Ein äusserst zuchtloses Verhalten nach kaum erreichter Pubertät (50 Coïtus mit ebenso viel Männern an demselben Tage) soll die Sterilität bedingen. An der Sterblichkeit der jungen Kinder sind ausser den sonst bekannten Ursachen constitutionelle Syphilis und Aussatz nicht betheiligt. Dystokien sollen häufig, die dagegen in Anwendung gebrachten Mittel vorwiegend innerlich sein. Eine ausführliche Darstellung des Wuchses, Gewichtes und der physiologischen Functionen lässt eine auszügliche Wiedergabe nicht zu. Unter den pathologischen Einflüssen, welche zur Entvölkerung der Insel beigetragen haben, stehen die Pocken obenan. Speciell ist eine Epidemie näher bekannt, welche 1864 eingeschleppt, 2000 Marquesasinsulaner ergriffen und getödtet haben soll. Scharlach und Masern sind dagegen ganz unbekannt. Eine in grosser Verbreitung aber ohne Todes fall verlaufene Epidemie eines Erythems mit heftigen. Gelenkschmerzen vor einigen Jahren wurde ex post als Dengue recognoscirt. Die Lungenschwindsucht scheint bis jetzt auf den Marquesas milder als auf vielen anderen Inseln der Nachbarschaft eingetreten zu sein. Bronchitiden sind langwierig und so häufig, dass von 10 Bewohnern stets mindestens 7 daran leiden sollen. Die verbreitetste Affection dürften je

doch die Gastrointestinal-Catarrhe darstellen, was vom Verf. theilweise auf die Vorliebe der Insulaner, halbverfaulte Nahrungsmittel zu geniessen, zurückgeführt wird; in ihrem Auftreten haben manche derartige Catarrhe grosse Aehnlichkeit mit Typhen. Daneben ist auch catarrhalischer Icterus recht häufig. Auch auf die constitutionellen Krankheiten geht C. näher ein und fand besonders die einzelnen Constituentien der Scrophulose häufig vertreten. Die Verbreitung des Aussatzes wird als eine geradezu ungeheure geschildert und verläuft in den schlimmsten Formen; Elephantiasis dagegen ist sehr selten. - Die Verbreitung der Syphilis wurde bereits gelegentlich der Todesursachen im Kindesalter erwähnt. Sie in so einseitiger Weise, wie es von manchen Seiten geschehen ist, für die Depopulation verantwortlich zu machen, hält Verf. für unrichtig.

Nach der Mittheilung von Sommer (98) werden in Buenos-Ayres die Blattern überwiegend häufig durch die Indianer eingeschleppt, welche man erst neuerdings mit einigem Erfolge zur Vaccination herangezogen hat. Setzen sich Indianer in unvaccinirtem Zustande einer Ansteckung aus, so pflegt die Infection nicht nur mit grosser Sicherheit stattzufinden, sondern auch einen sehr schweren Verlauf nach sich zu ziehen.

In besonderer Häufigkeit entwickeln sich confluirende und hämorrhagische Formen echter Variola nnd die Mortalität beträgt dann selten unter 95 pCt. der Erkrankten. Angeschlossen ist die Mittheilung eines Dr. Penna, welcher Terpentin - Essenz (innerlich in Gummilösung) in Buenos-Aeyres gegen die hämorhagischen Pocken in Buenos-Ayres wirksam gefunden hat.

Hyades, welcher als Mitglied der Mission am Cap Horn Gelegenheit hatte, die Feuerländer an der Orange-Bay ein Jahr lang zu beobachten, giebt neben rein geographischen und anthropologischen, auch eine Reihe geographisch-pathologischer Notizen über diese Ureinwohner jenes ca. 100 Inseln umfassenden antarktischen Archipels (100). Er leitet dieselben durch die Resultate von vielfach variirten Temperaturmessungen und Blutkörperchenzählungen ein, welche jedoch besonders merkwürdige Abweichungen nicht ergaben und markirt als die relativ häufigsten Krankheiten Kopfschmerzen und Entzündungen der Mandeln. Auffallend ist die Seltenheit aller Respirationskrankheiten sowohl ernsterer Bronchitiden, als der Lungenund Brustfellentzündung. Jugendliche Individuen fand H. nicht selten an ausgeprägter Verdichtung der Lungenspitzen leidend, aber in den überwiegend meisten Fällen fand sich der gesammte physicalische Symptomencomplex in wenigen Wochen verschwunden. Weniger selten als Circulationsstörungen und Verdauungskrankheiten sind Eczeme, die jedoch leicht zu verlaufen schienen. Die Mehrzahl aller Krankheiten wird durch rheumatische Schmerzen bedingt, die theils mehr verbreitet, theils in der Form von Monarthritiden auftreten. Noch ist erwähnenswerth, dass phlegmonöse Entzündungen, wenn einmal etablirt, leicht einen gan

gränösen Character annehmen. Syphilis soll noch überhaupt nicht imponirt sein; Gonorrhoe mit consecutiver Orchitis hatte H. jedoch selbst beobachtet. Unter den Feuerländern der englischen Mission von Ouchouaya kommt Tuberculose häufig vor (und zwar, wie durch Cornil festgestellt, unter Anwesenheit von Tuberkelbacillen). Aerzte und Medicamente sind unbekannt.

III. Zur geographischen Pathologie.

1) Vaudein, A., De la fièvre bilieuse melanurique observée à Mayotte. Thèse. Paris. (Unter Bestätigung der Trennung vom Gelbfieber und Zuordnung zur infection palustre" machte Verf. speciell für Mayotte [eine Insel der Comorengruppe] die Erfahrung, dass Aufenthalt auf höheren Punkten gegen das biliosmelanurische Fieber schützt.) - 2) Donkin, H. B., On some cases of ague in London. Med. times and gaz. July 5. (Ohne weiteres Interesse.) 3) Lee, Henry, Syphilis in Denmark. The Lancet. Novbr. 29. 4) Wharton, Henry T., „Prickly heat". Ibid. Aug. 2. (Ganz gewöhnlicher Fall von Lichen tropicus) 5) Baldwin, Benjamin J., The immunity of the negro from trachoma. New-York med. Rec. Decbr. 27. (Einige Bemerkungen zur Bestätigung des von S. M. Burnett berichteten Factums, dass die Neger auch unter sonst dafür sehr geeigneten Bedingungen das genuine Trachom nicht acquiriren) — 6) Seitz, C, Die croupöse Pneumonie und die meteorologischen Verhältnisse von München in den letzten 20 Jahren. Bayr. ärztl. Int.-Bl. No. 33 — 7) Bollinger, Ueber die Häufigkeit und die Ursachen der idiopathischen Herzhypertrophie in München. D. med. Woch. No. 12. - 8) Milward, E. O., The causation of tropical hepatitis: with notes of four cases of abscess of the liver. Brit. med. Journ. June 7. (Auch one specifische Anlässe, wie Dysenterie, Pyämie und mechanische Insulte, durch blosse übertriebene Inanspruchnahme der Verdauungsthätigkeit kommen bei noch jungen Soldaten in Indien entzündliche Leberabscesse vor; 3 von den 4 Fällen, über welche M. berichtet, nahmen durch Operation einen günstigen Ausgang.) 9) Fayrer, Jos., On tropical liver-abscess. Ibid. June 14. (Vortrag, in welchem F. seine schon öfter begründeten Anschauungen über Entstehung und Formen der tropischen Leberabscesse zusammenfasst [vgl. Jahresber. 1883, I. S. 357]) 10) Derselbe, A clinical lecture on tropical diarrhoea. Ibid. May 31. 11) Hurd, E. P., Consumption in New-England. Bost. med. and surg. Journ. 1883. March 29, April 5.

Seit den letzten 50 Jahren hat nach der Zusammenstellung von Lee (3) in Dänemark ein sehr strenges polizeiliches Regulativ der Syphilis gegenüber seine Wirksamkeit entfaltet. Nach einer die Jahre 1871-1880 umfassenden Statistik belief sich die Zahl der insgesammt während dieser Zeit beobachteten Erkrankungsfälle durch venerische Krankheiten auf 55923; jedoch war die Syphilis nur um 1 pCt. gestiegen, während die Blennorrhagien sich um 37 pCt. vermehrt, die Zahl der localen Geschwüre sich um 28 pCt. vermindert hatte. Ein sehr schlimmes Wachsthum zeigten die Zählungen für die Stadt Kopenhagen, in welcher die Zahl der krank befundenen Frauenzimmer von 1358 im Jahre 1881 auf 2352 im Jahre 1882 wuchs. Innerhalb 13 Jahren, in welchen ein

Washsthum der Bevölkerung um 43 pCt. constatirt wurde, vermehrte sich die Zahl syphilitischer Erkrankungen um nahezu 100 pCt. Daneben gab es indessen andere nicht unbedeutende Städte, in welchen unter dem strengen Polizei-Regime eine entschiedene Abnahme der Syphilis-Kranken constatirt wurde. Dennoch war, da es sich bei den Orten mit polizeilicher Aufsicht meistens um Hafen- und Garnisonorte handelte, der Procentsatz an Syphilis für diese 11, für die Gesammtheit der unreglementirten Städte nur 9 pro Mille sämmtlicher Bewohner. Innerhalb der ganzen ländlichen Bevölkerung kamen während des Jahrzehnts bei einer Anzahl von 1141000 Einwohnern 11154 Syphilisfälle vor; hier betrug die Abnahme der eigentlichen Syphilis formen nicht weniger als 59 pCt.; dieses Resultat wurde ohne jede Polizeiaufsicht erreicht. In der Armee stiegen während der Zeit von 1866 bis zu dem damit verglichenen Jahre 1878 die secundären Syphilisformen um 2 p. M.

In den 20 Jahren von 1864 bis 1883 kamen, wie Seitz jun. (6) ausführt. in sämmtlichen öffentlichen Heilanstalten Münchens 5905 Fälle croupöser Pneumonie zur Beobachtung. Auf die Winter- und Frühjahrsmonate entfielen dabei 23, auf die Sommer- und Herbstmonate / der Jahres freqeenz, nämlich auf den

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Unter den einzelnen Monaten ergiebt sich die Reihenfolge:

III (760), IV, II, I, V, XII, VI, XI, X, VII, VIII, IX (214).

Der März war auch der Monat. in welchem unter den einzelnen 20 Jahren am häufigsten das Maximum fiel, nämlich 7 Mal; das Minimum traf auf den September 8, auf den August 9 Mal. Mit den einzelnen meteorologischen Factoren in Parallele gebracht, so ergab sich die grösste Pneumonieziffer mit der niedrigsten Temperatur coincidirend nur in 2 Jahren: 1876 und 1881. Auch für Pneumonie frequenz und Dunstdruck ergab sich ein regelmässiges Nebeneinandergehen nicht. Dagegen meint Verf. durch seine Zusammenstellung das von Keller für Tübingen behauptete umgekehrte Parallelgehen der Menge der Niederschläge und der Pneumoniefrequenz bestätigen zu sollen im April 1865 mit 2 mm Niederschlagsmenge fanden 50, im August 1867 mit einer Niederschlagshöhe von 114.4 mm nur 4 Pneumonieerkrankungen statt. Diese beiden Jahre wurden wegen ihrer fast genau gleichen Temperatur-Jahresmittel ausge wählt. Die Betrachtung der Grundwasserschwankungen. endlich ergab: Sinken der Pneumoniefrequenz regelmässig mit dem Steigen des Grundwassers; niedere Pneumonieziffern in Jahren mit abnorm hohem Grundwasserstande.

Bollinger (7) nimmt die Frage nach der Ursache der häufigen Herzkrankheiten in München wieder auf, welche zuletzt von Beetz (vgl.

Jahresbericht 1883, I. S. 356) in einem von früheren Autoren abweichenden Sinne entschieden worden war. Während nämlich Schmidbauer, nachdem er zunächst die Thatsache des abnorm häufigen Vorkommens von Herzhypertrophie an Münchener Leichen ziffermässig festgestellt hatte, zu der Ansicht gelangt war, der übermässige Biergenuss trage an jenem Vorkommen die überwiegende Schuld, hatte Beetz dies geläugnet und unter Bestreitung der Prämisse, dass durch Alcoholgenuss an sich Herzhypertrophien hervorgerufen werden sollen etwa wie folgt geschlossen: Die in München so zahlreich auftretenden Herzklappenfehler sind auf den dort ebenso häufigen acuten Gelenkrheumatismus zurückzuführen.“ Hiergegen erklärt sich B. mit folgendem Resumé: ,,Die in München so häufige und für das Leben gefährliche idiopathische Hypertrophie und Dilatation des Herzens kann weder durch Myocarditis, noch im Zusammenhange mit Rheumatismus acutus der Gelenke erklärt werden, sondern ist als eine toxischfunctionelle Hypertrophie aufzufassen, bedingt durch habituellen Bier Alcoholismus und eine concurrirende Plethora. Die letale Insufficienz des Herzens ist anatomisch in vielen Fällen unklar: es kann eine toxische Wirkung auf das Herznervensystem oder Ermüdung desselben durch functionelle Ueberanstrengung angenommen werden. - Während

bei mässigem Genusse das Bier vom hygienischen Standpunkte als Genuss- und Nahrungsmittel unerreichbare Vorzüge besitzt, ist der Abusus wie bei anderen Spirituosen gesundheitlich von den grössten Gefahren begleitet."

Es ist die früher besonders von Annesley, Twining. Martin, Goodeve. A. Grant beschriebene „Indian hill-diarrhoea", üler welche Fayrer(10) seine Erfahrungen in gedrängter Form mittheilt. Seiner Ueberzeugung nach ist es neben den klimatischen Einflüssen das Wasser, welches diese Diarrhoea alba hervorruft und bei einigermassen geschwächten Individuen in kürzester Zeit chronisch werden lässt. Ist es den auf diese Weise Ergriffenen möglich, bald nach Europa zurückzukehren, so leiden sie oft trotzdem noch Monate lang und zwar in der Weise, dass die Diarrhoen ganz besonders Morgens und in der Vormittagszeit sich lästig bemerkbar machen. Trotzdem ist die Aussicht auf Heilung grösser, als bei denjenigen weissen Diarrhoen, die in Indien selbst eine längere Zeit gedauert und bereits zu tieferen Gewebsveränderungen geführt haben. In den ausgeprägteren Fällen sind die gastro-intestinalen Functionen, sowie die der Leber und der Milz tief derangirt. die Darmschleimhaut in einen atrophischen Zustand heruntergekommen, besonders was die Zotten und die Darmdrüsen betrifft. Das vollständige Fehlen einer Gallenbeimischung möchte F. jedoch selbst in diesem Stadium mehr auf ein vollständiges Ausfallen der Leberfunctionen geschoben sehen. Schon bei Lebzeiten wird das Aussehen solcher Diarrhoiker total verändert, sowohl durch die Veränderungen, welche die Haut erleidet, als durch die Abmagerung des Ge

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sichts, die bald sich hinzufindenden Mundkrankheiten etc. Wie häufig auch der malarielle Einfluss als Ursache der weissen Diarrhoe auftritt, so lässt F. doch auch noch andere Entstehungsanlässe zu. In der nun sich anschliessenden Darstellung der pathologischanatomischen Veränderungen der Darmschleimhaut weicht er von der früher an dieser Stelle referirten Beschreibung wenig ab und nimmt an ihnen nur Gelegenheit, auf die Aehnlichkeit der Diarrhoea alba mit den „Sprue" der niederländisch-indischen Literatur hinzudeuten. Unter den Heilmitteln wird als aussichtsvoll besonders Milch mit viel Kalkwasser zum längeren Gebrauch empfohlen, vor Thee und Kaffee gewarnt.

Statistische Erhebungen in Newburyport, Mass. dienten Hurd (11) dazu, ein Bild von wechselnden Verhältnissen der Phthisissterblichkeit zu geben. Es zeigt sich, dass dieselbe eine sehr verschiedene Steigerung erfahren hat. je nachdem die Bevölkerung rein amerikanischer Abstammung oder die eingewanderte Bevölkerung Neu-Englands von der Phthisis betroffen wurde. nach Massgabe folgender Tabelle: Amerikaner

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von

1) Gerner, Rich., The theory and practice of the cure of phthisis by hard mountaineering, as embraced in what I know about consumption. A memoir. Glasgow med. Journ. Octbr. (Nicht ohne allgemeines Interesse ist diese eigene Krankengeschichte des Verf. über die ausgezeichneten Wirkungen der Curmittel Davos-Platz, wie sie an ihm und an seiner Form von Phthisis sich bewährten.) - 2) Schreiber, J., Behandlung der Lungenphthise durch Ueberwinterung im Hochgebirge. Wien. med. Pr. No. 43, 44. (Warme Befürwortung dieses Curverfahrens; ohne neuen Gesichtspunkt.) 3) Gauster, F., Ueber den Einfluss des Höhenklimas auf die Tuberculose. Allg. Wiener med. Ztg. No. 15-18. (Einige für wirkliche Heilung durch Höhenclima sprechende Erfahrungen.) 4) Adam, Zur Frage von der relativen Immunität der Gebirgsbevölkerung gegen Lungenschwindsucht. Bresl. ärztl. Zeitschrift. 13. Septbr. (Die Aerzte in Höhencurorten sollten ihre Resultate bezüglich der Schwindsucht nicht als Heilungen proclamiren, sondern durch die Trans

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location der Convalescenten in die reine frische Luft der Wälder und Höhen die Verhütung der Tuberculose erstreben. Diese Salubritätsverhältnisse bedingen eine relative Befreiung der Gebirgsbewohner von der Schwindsucht, während eine Höhenimmunität an sich nicht durchgängig zu beweisen ist.) 5) Hill, Berkeley, Strathpeffer as a health resort. The Lancet. May 3. (Vergleich des genannten in Rossshire belegenen Schwefelthermenortes mit Aachen zu des ersteren Gunsten.) 6) Langerhans, P., Handbuch für Madeira. Mit 1 Karte und 1 Plan. 8. Berlin. - 7) Petit. Ajaccio som klimatisk Kursted. Ugeskrift for Läger. 4 R. X. Bd. p. 321. (Verf. empfiehlt Ajaccio als Kurstelle für Phthisiker; das Klima ist 1-2° wärmer als die Riviera, die Feuchtigkeit der Luft mittelgross. Regen selten; die Stadt ist gegen Wind recht wohl geschützt.) 8) Blomberg, Beretning fra Tous aaseus Sanatorium for Sommeren 1882. Norsk Magaz for Lägevid. R. 3. Bd. 13. p. 246. Sa) Derselbe, Dasselbe, for Sommeren 1883. Tidskr. for prakt. Medicin. p. 85. (Tous, der neueingerichtete norwegische Curort liegt ungefähr 600 m über dem Meere, sehr gut geschützt und windfrei in einer grossen mit Fichten- und Tannenwäldern dicht bestandenen Felsenpartie. welche die Grenze zwischen dem Valders- und Etnethal bildet. Die Mitteltemperatur des Ortes für Juni bis August des Jahres 1882 war 13° C., die Durchschnittswerthe des Druckes der Wasserdämpfe, der relativen Feuchtigkeit und des Barometerstandes bezw. 8,5 mm, 75 pCt. und 676 mm. Im Jahre 1882 wurde das Sanatorium von 147 Curgästen besucht. Diese litten verhältnissmässig am häufigsten an chronischen Lungenkrankheiten, von denen die mehr torpiden und chronischen Formen, wo keine Hämoptyse und Fieber gewesen war, am günstigsten beeinflusst wurden; dagegen bekamen von 10 Phthisikern, welche früher wiederholte Hämoptysen gehabt hatten, drei Recidive derselben während ihres dortigen Aufenthaltes. Bei chronischer Bronchitis war das Resultat durchgängig günstig; bei 2 Fällen von asthmatischen in Emphysem begründeten Leiden erwies der Aufenthalt in dem Sanatorium sich unerwartet wirksam. Auch nervise Fälle, Anämie, Chlorose, nebst gastrischen Fällen wurden mit Erfolg behandelt. Bei der Cur wurd aut körperliche Bewegung und den möglichst ausgedehnten Aufenthalt in freier Luft besonders Gewicht gelegt, was in Betreff der Lungenpatienten durch eine bestimmte Anzahl täglicher Spaziergänge von festgesetzter Länge methodisch geordnet wurde; auch wurde mässige Kaltwassercur bei Phthisikern viel angewandt, und zwar mit günstigem Erfolge, ausgenommen bei zwei erethischen Individuen. Im Jahre 1883 war das Sanatorium von 137 Curgästen besucht. Auch in diesem Jahre erwies es sich für die mehr chronisch verlaufenden, nicht für die erethischen und febrilen Phthisisfälle, ferner für nervöse und anämische Fälle besonders günstig. Die Mitteltemperatur für Juni, Juli und August war bezw. 11.4, 12,9° und 10,4° C., die höchste Temperatur [im Juli] 23.6° C.. die niedrigste [im August] 1,8 ° C. Joh. Möller [Kopenhagen].) 9) Barrett, J. W., Victoria and Tasmania as resorts for consumptives and persons afflicted with lung diseases. Med. times and gaz. Aug. 9. (Beide Plätze liegen auf dem 34° S. B.; Victoria hat gewissermassen zwei verschiedene Climate: das für die Landwirthschaft günstige aber variable und neblige der Südhälfte und das gleichmässige und trockene des nördlichen Theils; während Melbourne, Ballarat und Geelong auf jener belegen sind, ist die einzige Stadt des Nordens Sandhurst [mit 36000 E.]. Tasmanien, von Melbourne 250 [englische] Meilen entfernt, ist etwas kleiner als Irland, durchaus bergig, aber von einem milden Klima beherrscht, welches Verf. für Invaliden und Reconvalescenten aus Indien für sehr geeignet

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hält; nur der Winter ist etwas rauh.) 10) Hurd, E. P., Consumption in New-England. Bost. med. and surg. Journ. May 24. (Geheilte Fälle, besonders zur Demonstration des heilsamen klimatischen Einflusses mitgetheilt.)11) Tyndall, J. H., New Mexico; its

climatic advantages for consumptives. Ibid. 1883. April 5. (Wenig sorgfältig gearbeitete klimatische Anpreisung der neumexikanischen Städte La Mesilla, Silver City, Socorro, Santa Fé und Fort Union)

B. Endemische Krankheiten.

1. Kropf und Kretinismus.

3)

1) Verga, Giov. Batt. e Ag. Brunati, Studio sull' eziologia dell cretinismo e dell' idiopazia. Gazz. med. Ital.-Lombard. No. 5. 6. 8. 9. 2) Kratter, J., Der alpine Kretinismus insbesondere in Steiermark. Graz. Auch ref. in Wien. med. Woch. No. 18. Longuet, R., Etudes sur le recrutement dans l'Isère; étiologie du goître. Arch. de méd. milit. — 4) Verga, Battista, Appendice allo studio sull' eziologia dell' idiopazia e del cretinismo. Gaz med. Ital-Lombard. No. 10. (Kurze Mittheilungen über das Vorkommen des Kropfes bei Kretinen und die im Irrenhause zu Mailand beobachteten Formen von Geisteskrankheiten; es wird ein directer Zusammenhang der degenerativen Veränderungen der Schilddrüse und krankhafter Veränderung des Gehirns bestritten.) 5) Kirk, Sporadic cretinism in Scotland. The Lancet. Aug. 30. (Besprechung von 5 einschlägigen mit Myxoedema complicirten Fällen.) — 6) Derselbe, Rob., On five cases of sporadic cretinism in Scotland. Ibid. August 23. (Der sporadische Kretinismus hat, wie Vf. meint, eine ätiologische Verwandtschaft zum Myxoedema bei Erwachsenen.)

Verga und Brunati (1) stellen in einer ausführlichen Studie über die Aetiologie des Cretinismus und Idiotismus zunächst die in der Literatur landläufigen Anschauungen zusammen. Sie selbst gründeten einen unabhängigen Pfad der Forschung auf die Beantwortung eines Fragebogens mit 25 Fragen, welche letzteren neben einem sehr eingehend specificirten Nationale auf die geographisch-pathologischen Eigenthümlichkeiten der Kropf- und Kretinenbezirke, die frühesten Erscheinungen der qu. Gebrechen. alle Fingerzeige der Heredität, die auf oder absteigende Frequenz, in welcher sich die Krankheiten bewegten, und Aehnliches im Auge behielten. Als gemeinsamer Grundfactor für den Kropf wie für den Cretinismus schien sich eine Entwicklungshemmung des Gehirns, „eine cerebrale Scrophulose herauszustellen, die mit der Entwickelung der allgemeinen Scrophulose Hand in Hand geht. Muss man auch mit der Mehrzahl älterer Forscher die Erblichkeit der Scrophulose zugestehen, so wird ihre Entwickelung besonders mit Bezug auf die in Rede stehende Form doch besonders begünstigt durch Mangel an Luft und Licht gefördert. Diesem in früher Jugend stark zur Wirkung gelangenden Einfluss gegenüber stellt das Gehirn bei den scrophulös Beanlagten gewissermassen den Locus minoris resistentiae dar. Daneben lassen die Verff. indess auch gewisse örtliche Schädlichkeiten und den Einfluss der Blutsverwandschaft gelten, so dass sie als practisch in Frage tretende Vorbeugungsmassregeln

auch die Vermeidung der Ehen mit Blutsverwandten, mit Alcoholisten hervorheben. Besondere Bedeutung kommt dem Ergebniss der Fragebogen zufolge auch Krankheitsanfällen während der Schwangerschaft und während derselben erlittenen Traumen (besonders solchen. welche den Uterus direct treffen) zu.

Ueber den alpinen Kretinismus in Steiermark hat Kratter (2) gearbeitet und seine Resultate theils monographisch, theils durch Vorträge in der Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege bekannt gegeben. Nach der Volkszählung von 1880 kommen auf 100000 Einwohner in Voralberg 34, in Istrien 36, in Krain 51, in Görz und Gradiska 64, in Niederösterreich 79, in Tirol 112, in Oberösterreich 155, in Steiermark 240, in Salzburg 309, in Kärnthen 343 als Kretinen bezeichnete Individuen, d. h. durchschnittlich 69 und bei einer Gesammtbevölkerung von etwas über 22 Millionen 15195. Kärnthen weist 10 Mal, Salzburg 9 Mal, Steiermark 7 Mal soviel Kretinen auf, als das auf der südlichen Kalkalpenparallelkette gelegene Küstenland. Verf. hat nun die Vertheilung des Uebels auf die einzelnen Districte Steiermarks genau studirt und kartographisch dargestellt. Auffällig selten finden sich Kretinen nach auf den Alpenkalkterritorien; der Kretinismus tritt auf den gesammten Tertiärformationen des Landes entschieden numerisch zurück. Die intensivsten Herde finden sich in den offenen Thälern; speciell gehäuft erscheint das Uebel auf dem Diluvium jener Flüsse, deren Quellgebiete im Urgestein liegen; das Elevationsgebiet erscheint schmal begrenzt (zwischen 300-1000 m verticaler Erhebung), mit einer Prädilection für die Zone zwischen 450-700 m. Trotz dieser anscheinend gegebenen Bedingungen legt K. doch auf hygienische Prophylaxe grosses Gewicht.

den Bodenformen

Während Longuet (3) in einem allgemeinen Bericht über das Aushebungsgeschäft in der Isère mehr Fragen des localen Interesses berührt hat. benutzt er gleichzeitig diese Studien, um auf die Kropfätiologie näher einzugehen. Als Einleitung hierzu werden die geologischen und klimatischen Verhältnisse des Isère-Departements näher geschildert, dann die Populationsverhältnisse dargelegt. Bei diesen wird das auffallende Factum ermittelt, dass bei einem Anwachsen der Bevölkerung seit 1816 um nahezu ein Drittel. die Quote der jungen Leute von 20-21 Jahren sogar eine merkbare Verminderung erfahren hat. Dies trifft zwar auch für eine Reihe anderer Departements zu, wird aber nirgend von so fatalem Einfluss,

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