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lösung der Anilinfarben für jeden Fall frisch zuzurichten; besser ist es und auch bequemer, eine grössere Portion der Auflösung sich zu bereiten und zum Gebrauch aufzubewahren. Nur Vesuvin, das sich leicht in alcoholischer Auflösung verändert, ist besser für den jedesmaligen Bedarf aufzulösen. Der Verf. ertheilt den Rath, niemals zu starke Auflösungen zu benutzen, weil durch dieselben die Bacterien undeutlich werden. Zur Entfärbung der Schnitte benutzt der Verf. oft die Picrinsäure, nach Heidenreich, zu seiner vollständigen Befriedigung. Die besten Resultate jedoch erhielt der Verf., indem er die dünnen Schnitte mit Gentianaviolet oder Methylviolet färbte und dann sie zuerst in schwachen und nachher in starken Alcohol, zu welchem er einige Tropfen der alcoholischen Lösung von Magdalafarben hinzugesetzt hatte, eintauchte und so lange darin liegen liess, bis sie sich rosaroth färbten. Die Dauerpräparate der Leprabacterien erhielt der Verf., indem er die vorher mit Fuchsinauflösung in Anilinwasser gefärbten Schnitte nicht mit Säuren entfärbte, sondern sogleich in eine starke alcoholische Auflösung von Methylgrün eintauchte und dann aufklärte. Die doppelte Färbung des Blutes erhielt der Verf. durch Eintrocknung des Blutes auf dem Gläschen, durch Färbung desselben mit einer wässerigen Auflösung von Methylviolet, durch Bespülen mit Wasser, durch Eintauchen in eine saure Auflösung von Fuchsin, durch neues Bespülen mit Wasser, und zuletzt durch Eintrocknung und Untersuchung in Terpenthinöl. v. Kopff (Krakau)]

2. Specieller Theil.

Tuberculose.

1) Baumgarten, Ueber ein neues Reinculturverfahren der Tuberkelbacillen. Centralbl. für die med. Wiss. No. 22. - 2) Biedert, Die Tuberculose des Darms und des lymphatischen Apparats. Jahrb. für Kinderheilk. XXI S. 158.3) Colin, G., Sur la transmission de la tuberculose aux grands ruminants. Compt. rend. Tom. 99. No. 24. 4) Creighton, Ch., Dr. Koch's Method of cultivating the Micro-Organisms in Tubercle. Sep.-Abdr. London. Decbr. 5) Hartzell, A ready method for the detection of the bacillus tuberculosis. Philad. med. times. 26. Jan. (Verf. empfiehlt eine neue Methode zur Färbung der Tuberkel-Bacillen, welche schnell und sicher ausführbar ist. Das Deckglas mit dem angetrockneten Sputum wird 3-5 Minuten in eine Lösung von wässriger Carbolsäure und alcoholischem Fuchsin gebracht, dann in gesättigter Oxalsäure-Lösung entfärbt und nach Trocknung ohne Weiteres eingelackt. Die Bacillen erscheiren schön roth. Die Mengenverhältnisse der Lösungen sind in den Hieroglyphen der Unzenrechnung ausgedrückt.) — 6) Holländer, George, Experimentelle Versuche über die Unschädlichmachung tuberculöser Sputa. Inaug. Diss. Halle. 7) Lustig, A., Ueber Tuberkelbacillen im Blute bei an allgemeiner acuter Miliartuberculose Erkrankten. Wiener med. Wochenschr. No. 48.. (Bei mehrmals wiederholter Untersuchung des Blutes bei einer Patientin, welche hohes Fieber hatte und die Symptome der Miliartuberculose darbot, fand L. Bacillen im Blut) - 8) Malassez et Vignat, Sur le microorganisme de la tuberculose zoogloéique. Arch. de physiol. norm. et pathol. No. 6. -9) Mazzotti, L., Un caso di tisi primitiva dell' intestino e secondaria dei pulmoni in un adulto. Bologna. Mgr. (Fälle wie derjenige, der den Gegenstand dieser Monographie bildet, könnte Verf. in jedem Jahrgange der Sectionsprotocolle des Berliner pathologischen Instituts in befriedigender Menge finden.) 10) Samter, Mischinfection von Tuberkelbacillen und Pneumoniecoccen. Berl. kiin. Wochenschr. No. 25. 11) Sormani, Guiseppe, Digestione artificiale, riscal

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Der von Weigert (12) auf der Naturforscherversammlung zu Freiburg gehaltene Vortrag erörtert die Verbreitung der Tuberkelbacillen innerhalb des Organismus, ohne auf die Frage nach dem Hineingelangen derselben in die Gewebe einzugehen. W. bepricht zuerst die Verbreitung auf mechanischem Wege durch Hustenstösse, Aspiration, Verschlucken etc; dann die Uebertragung per contiguitatem, von einem schon bestehendep Herde aus in die Umgebung, wobei der chronisch entzündlichen Wucherungen und Schwielenbildungen Erwähnung geschieht, durch welche das Fortschreiten oft wesentlich gehemmt wird. Ferner die Ausbreitung der Bacillen durch die Lymphgefässe, wobei besonders die Rolle der Lymphdrüsen und ihr häufiges Erkranken im Kindesalter zu ihrem Verhalten bei Erwachsenen in Gegensatz gestellt wird. Den Schluss bildet die Verbreitung der Bacillen durch die Blutbahn. In einem Theil der Fälle führt der Lymphstrom dem Blute die Spaltpilze zu,, in einem andern bilden sich Herde von Bacillen innerhalb von Gefässwandungen, und diese brechen dann in das Lumen durch und werden, wenn das Gefäss nicht etwa vorher durch Thrombose oder Obliteration verschlossen war, der allgemeinen Circulation überliefert. Die Intensität der Giftwirkung ist dabei immer dieselbe, nur von der Menge der Bacillen hängt es ab, ob die nachfolgende Tuberculose sehr acut oder langsam oder in einzelnen Schüben verläuft.

Weichselbaum (13) hat. ausgehend von der Ansicht Weigert's, dass jede allgemeine a cute Miliartuberculose von einer Tuberculose der Venen oder des Ductus thoracicus ausgehe, das Blut bei drei derartigen Kranken untersucht und reichlich Tuberkelbacillen gefunden. Auch in einzelnen Miliartuberkeln fand er constant die Bacillen.

Samter (10) beobachtete in einem Falle bei einem 65jährigen Manne der bereits längere Zeit an einem latenten Bronchialcatarrh gelitten, in dem pneumonischen Auswurf das Zusammensein von Pneumoniecoccen und reichlichen Tuberkel

bacillen.

Die Autopsie ergab in der linken Lunge ältere tuberculöse Herde, in der rechten pneumonische Anschoppung und zugleich zahlreiche frische Miliartuberkel, so dass nach der Ansicht des Verf. die Pneumonie einen günstigen Boden für die Entwicklung der Tuberkelbacillen geschaffen hatte.

Im zweiten Falle bestand Pneumonie beider Lungenspitzen im Anschluss an mehrmalige Hämoptoe und sub finem vitae trat eine phlegmonöse Parotitis hinzu. Die Autopsie ergab auch hier neben pneumonischer Hepatisation Cavernen und Miliartuberkel.

Verf. hat mehrfach dergleichen Mischinfectionen in früheren Jahren gesehen, macht jedoch darauf aufmerksam, dass man erst heutzutage durch die exacte Bac

terien-Untersuchung dergleichen Fälle schon intra vitam diagnosticiren kann.

Ein von Biedert (2) auf der Naturforscherversammlung zu Freiburg gehaltener Vortrag kommt zu dem Resultat, dass im Kindesalter die Tubercule des Verdauungsapparates ungleich seltener ist, als diejenige der Lungen, Bronchialdrüsen, kurz des Respirationsapparates. Durch künstliche Fütterung wurde nur in einem kleinen Theil ein Erfolg erzielt, welcher nothwendig als Bacillenresorption vom Darm aus gedeutet werden müsste, bei vielen war es mindestens zweifelhaft oder geradezu wahrscheinlich, dass die Tuberculose durch Inhalation entstanden sei. Auch der Milch tuberculöser Kühe schreibt B. keine Infectionsfähigkeit zu. Die überaus zahlreichen Beläge aus der Literatur s. im Original.

Zur Reincultur der Tuberkelbacillen bedient sich Baumgarten (1) der von Generation zu Generation fortgesetzten Impfung in die vordere Augenkammer von Kaninchen. Da die ursprünglich mitgeimpften Gewebsstückchen, sowie etwa anhaftende Bacterien in der vordern Augenkammer resorbirt werden, SO bleibt schliesslich eine Reincultur übrig, welcher nur einzelne farblose Blutkörperchen anhaften.

Creighton (4) vermisst in dem Culturverfahren der Tuberkelbacillen auf Blutserum den stricten Beweis, dass die Beimischung käsiger Substanz bei den Uebertragungen der Schüppchen“ gänzlich ausgeschlossen sei, und meint, dass Koch nichts gethan habe, als die Klebs'sche fractionirte Züchtung auf die Tuberkelbacillen anzuwenden. Ob der Kritik eigene Erfahrungen zu Grunde liegen, geht aus der Abhandlung nicht hervor.

Eine Untersuchung von Sormani (11) beschäftigt sich mit der Widerstandsfähigkeit der Tuberkelbacillen sowohl vom Gesichtspunkte der Uebertragbarkeit der Tuberculose als auch in mehr hygienischer Hinsicht. Während man bisher die Impfbarkeit der Tuberculose vom Magen und Darm her durch directe Fütterungen erprobt hat, stellt S. künstliche Verdauungsversuche mit bacillenhaltigem Sputum an, und findet, dass bei dreistündiger Verdauung (mit dem Saft eines Schweinemagens, dem Salzsäure zugesetzt ist) die Bacillen weder ihre Form, noch ihre Färbbarkeit, noch ihre Lebensfähigkeit einbüssen. Währte die Verdauung ein oder mehrere Tage, so fand S. die Bacillen schlecht gefärbt oder garnicht, die Injectionen von einer Pravazschen Spritze tödteten die Thiere in wenig Tagen an Septichämie. S. erklärt daraus die verschiedenen Erfolge bei Fütterungen mit tuberculösen Substanzen so, dass die Experimente positiven Erfolg geben, wenn die Magenverdauung unvollständig ist, dass dagegen bei starker Einwirkung des Magensaftes die Bacillen sammt den Geweben verdaut werden.

Eine zweite Versuchsreihe ist der Frage nach der Widerstandsfähigkeit der Bacillen gegen hohe Temperaturen gewidmet. S. erwärmte Sputa von phthisischen Personen in sterilisirter Milch oder Lösungen

von kohlensaurem Natron, und fand, dass eine Temperatur bis 70° C. zehn Minuten, eine solche von 809 bis 100° C. nur einige bis 1/2 Minute vertragen warde, ohne die Lebensfähigkeit, welche durch Impfung ge prüft wurde, zu zerstören. Ein Aufkochen von drei Minuten und länger, sowie eine einstündige Erwärmung von 60°-65° C. tödtete die Bacillen sicher. Da letztere Temperatur beim Kochen von Fleisch selbst im Innern dicker Stücke erreicht wird, wenn sie lange genug gekocht werden, so hält S. den Genuss solchen Fleisches, in welchem Tuberkel enthalten sind, für hinreichend gefahrlos.

3. Bacillenhaltige Sputa wurden in destillirtem Wasser aufgehoben und konnten noch nach einem Jahre nachgewiesen werden. Ihre Lebensfähigkeit scheint dabei allerdings zu Grunde gegangen zu sein. da nach Eindickung der Flüssigkeit im Vacuum die Infection mit dem Rückstande keinen Erfolg hatte. Da S. diese Versuche nur an 2 Thieren angestellt hat. so ist die Frage nicht ganz entschieden.

4. Da es wünschenswerth ist, zu wissen, wie lange sich in der Wäsche, namentlich in den Taschentüchern phthisischer Personen die Bacillen lebensfähig erhalten, so unterzog S. auch diesen Punkt einer experimentellen Prüfung. Er bestrich mit Sputum, welches sehr reichlich Bacillen enthielt, ein Stück Leinewand. um das Sputum bei gewöhnlicher Temperatur trocknen und wochenlang liegen zu lassen. Als er nach 25 Tagen ein Stückchen der Leine wand einem Versuchsthier unter die Haut brachte, erhielt er Tuberculose, während nach zwei und mehr Monaten die Bacillen abgestorben waren.

Die schon im vorigen Jahresbericht besprochene Abhandlung über eine eigenthümliche, durch Zooglöen bedingte Tuberculose, von Malassez und Vignal (8) hat von denselben Verff. eine Fortsetzung erfahren, in welcher zwar mancherlei Einzelheiten angegeben werden, das Räthselhafte der Sache aber durchaus nicht klargestellt wird. Es ist den Verff. nunmehr gelungen mit einer Lösung von Methylenblau in Anilinwasser die Spaltpilze zu färben, und durch Auswaschen der Präparate in einer Mischung von 2 Theilen einer 2 proc. Natr. carbon. - Lösung und 1 Theil absolutem Alcohol die Schnitte soweit zu entfärben. dass eine nur schwache Tinction der Kerne übrigbleibt, welche eine scharfe Unterscheidung der Bacterien vom Gewebe möglich macht. Es zeigen sich dabei stark gefärbte einzelne und zu zweien oder kurzen Reihen angeordnete Coccen kleinster Grösse, dann lange Ketten schwächer gefärbter aber bei Weitem grösserer Coeçen und endlich ganz ungefärbte Massen von Zooglöa. Keine dieser verschiedenen Formen, welche einer Entwickelungsreihe anzugehören scheinen. ist identisch mit dem Tubercel bacillus Koch's. aus keiner der Formen geht eine Stäbchenform hervor, sie färben sich nicht mit alcalischer Gentianalösung. Die Verff. sind daher ausser Stande, eine befriedigende Erklärung dafür zu geben, d dass sich bei einer Impfung der Zooglöa-Tuberculose bei einem der Versuchsthiere eine Zooglöa - Tuberculose, bei dem andern eine Ba

cillen-Tuberculose entwickelt hatte, wie sie in der früheren Mittheilung berichtet haben, und nahmen daher an, dass in dem Impfmaterial Keime sowohl ihrer Coccen als der echten Bacillen vorhanden gewesen seien. Culturversuche der Zooglöa, welche wohl allein geeignet wären, die Frage zu entscheiden, liegen bisLer nicht vor.

Colin (3) verfolgte den Gang der Infection mit Tuberkelsubstanz bei Rindern, bei welchen bekanntlich die Vegetation der Bacillen die grossen, vielfach verkalkten Perlknoten hervorruft. Er impfte ein Stückchen Gewebe. welches Tuberkel enthielt, einem jungen Rinde unter die Haut der Flanke; es entstand sehr schnell eine Anschwellung, welche nach 2 Wochen aufbrach und ein Geschwür mit käsigem Grunde hinterliess; darauf folgte eine Schwellung der Lymphdrüsen im Verlauf der benachbarten Lymphgefässstränge. Hier kann nach einmaliger Impfung der ganze Process Halt machen, das Geschwür kann offen bleiben oder sich schliessen, die Tuberkel seiner Wand und der Lymphdrüsen verkreiden. alle innern Organe gesund bleiben.

In andern Fällen, namentlich bei jungen Thieren nimmt der Process seinen gewöhnlichen Fortgang durch die Lymphe ins Blut, womit Generalisation der Tuberkel. Abmagerung nach 2-3 monatlicher Dauer und das Bild der ausgesprochenen Phthise auftritt.

Bei Einspritzungen von Sputa setzt Holländer (6) desinficirende Flüssigkeiten zu, wie Sublimat. Carbolsäure u. s. w. Er macht die Einspritzungen den Versuchsthieren, Kaninchen, theils in die Trachea, theils in das Peritoneum und kommt zu dem Resultat, dass geringe Zusätze die Entwickelung der Tuberculose nicht verhindern können. Ein Zusatz von 0.1 pCt. Sublimat genügte bei Impfungen in die Trachea, um das Sputum unschädlich zu machen, bei Impfungen in die Peritonalhöhle erwies er sich als zu gering, da trotz dieser Desinficirung Tuberculose erzeugt wurde.

[Wolfram, A., Die diagnostische Bedeutung der Tub.-Bacillen. Preeglad lek. 1884. No. 34-35. Polnisch. Aus der med. Klinik des Prof. D. Korczynski in Krakau.

In allen Fällen, wo die Bacillen im Sputum, im Urin, Stuhl, Exsudaten und Abscessen vorgefunden wurden, bestand ausnahmslos ein tuberculöser Process, welcher durch den weiteren Verlauf und oftmals durch die Section bestätigt wurde. In einigen Fällen, wo die auscultatorischen und percussorischen Erscheinungen in den Lungenspitzen kaum bemerkbar waren, und wo mit Ausnahme eines unbedeutenden Hüstelns sonst keine anderen Symptome der tub. Lungenaffection vorhanden waren, wurde die Diagnose der Lungentuberculose nur durch das Auffinden der Bacillen im Sputum ermöglicht. In zwei Fällen von Lungentuberculose im Verlauf des Diabetes mellitus waren zahlreiche Bacillen im Sputum, und die Diagnose des tub. Processes wurde durch die Section bestätigt; in einem dritten Falle fehlten die Bacillen im Auswurf constant, und dementsprechend fand man bei der Section eine Cirrhose beider Lungenspitzen ohne Spuren von Tuberkeln. Bei Verdickungen der Lungen im Verlauf des Diabetes mellitus hat also die An

wesenheit der Bacillen im Auswurf dieselbe semiotische Bedeutung wie in den Lungenaffectionen ohne Diabetes.

In allen acut verlaufenden Fällen von Phtisis pulm. tuberculosa fand man die Bacillen im Auswurf ohne Ausnahme, obwohl in den frühen Stadien der Krankheit erst eine wiederholte Untersuchung ein präcises Resultat ergab. Sie erschienen im Auswurf viel früher als die elastischen Fasern, was die diagnostische Bedeutung derselben bedeutend erhöht. In allen Fällen von hämoptoischem Sputum fand man die Bacillen schon bei der ersten Untersuchung sogar in den streng initialen Stadien der Krankheit.

In chronisch verlaufenden Fällen konnten die Bacillen trotz täglich vorgenommener Untersuchung manchmal erst nach einer längeren Zeit (in einem Falle erst nach 10 Wochen) vorgefunden werden.

Das von Balmer und Fränkel angegebene Verhältniss zwischen der Menge der Bacillen und der Höhe des Fiebers bestätigt sich zwar in vielen Fällen, es kommen aber sehr oft Fälle vor, wo die Menge der Bacillen ungewöhnlich reichlich ist, trotz des unbedeutenden oder ganz fehlenden Fiebers. In prognostischer Hinsicht scheint nur eine ständig abnehmende oder ständig sich vergrössernde Menge der Bacillen im Auswurf eine Bedeutung zu haben.

In pleuritischen Exsudaten waren die Bacillen in der durch Probepunctur gewonnenen Flüssigkeit nur dann zu finden, wenn das Exsudat mit einer Caverne oder einem durchbrochenen tub. Herde communicirte. Dagegen konnte die tuberculöse Natur der Exsudate durch das Auffinden der Bacillen im Auswurf schon zu einer Zeit erkannt werden, wo noch gar keine objectiven Zeichen einer Lungentuberbulose vorhanden waren. Bei Tuberculosis miliaris acuta war der Befund im Auswurf immer negativ.

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Es ist das Verdienst der deutschen Choleracommission, welche 1883 unter Leitung von Rob. Koch (1) nach Aegypten und später nach Indien ging, die eigentliche Ursache der asiatischen Cholera entdeckt zu haben. Das „, Cholera gift", durch welches die Ansteckung vermittelt wird, ist ein Spaltpilz von gekrümmter Form, welchen K. als Komma bacillus bezeichnet hat. Obwohl eine grössere Arbeit über die Beobachtungen der Choleracommission bisher noch nicht erschienen ist, so ist doch von den Vorträgen K.'s so schnell die Kunde in aller Herren Länder gedrungen, dass bereits eine kleine Literatur über den Kommabacillus erschienen ist, über welche wir hier

nicht berichten können, ohne wenigstens einige wesentliche Thatsachen und Erfahrungen des Entdeckers selbst voranzuschicken. Der Kommabacillus ist ein Stäbchen, kaum halb so lang als die Tuberkelbacillen, leicht gekrümmt und mit einer Eigenbewegung ausgestattet, welche in einer grösseren Colonie dem Tanzen eines Mückenschwarms vergleichbar ist. In gefärbten Präparaten sind keine Geisselfäden zu erkennen. Lässt man die Bacillen in einem Tropfen Bouillon am Deckglase hängend wachsen, so beobachtet man lange Spirillen, deren Krümmungen denen der einzelnen Kommastückchen entsprechen; auch auf Plattenculturen und in Reagensgläsern, namentlich bei Alcoholzusatz, entstehen lange Spirillen.

Diese bei ca. 600 facher Vergrösserung gut erkennbaren Formen sind zwar recht characteristisch, sie genügen aber nicht ganz, um die Pilze der Cholera von anderen ähnlichen Formen zu unterscheiden. Hierzu ist weiter erforderlich diejenigen Figuren zu kennen, welche eine Reincultur der Kommabacillen in einem mit Nährgelatine versehenen Reagensglase bildet und auch die Beobachtung mit blossem Auge und mit schwacher Vergrösserung von solchen Colonien, welche auf einer Glasplatte in dünner Gelatineschicht sich entwickeln. Nimmt man die genannten Merkmale, welche sich in typischer Weise immer wiederholen, wo die rein gezüchteten Kommabacillen der asiatischen Cholera vegetiren. so gelingt es leicht, diese Spaltpilze von allen anderen sonst vorkommenden bekannten Bacterien mit Sicherheit zu unterscheiden.

Es sei gleich hier erwähnt, dass von Prior und Finkler auf der Naturforscherversammlung zu Magdeburg Culturen von Kommabacillen vorgestellt wurden, welche aus Darminhalt von Cholera nostrasFällen herrührten und von den Autoren in späteren Berichten für identisch mit den K.'schen Bacillen erklärt wurden. Die Aehnlichkeit gefärbter Bacillen bei starker Vergrösserung ist bei beiden in der That nicht gering, obwohl nicht absolut; allein die Culturen im Reagensglase und auf Gelatineplatten sind so ausserordentlich von denen des K.'schen Bacillus oder Vibrio abweichend, dass man Reinculturen beider füglich nicht mit einander verwechseln kann.

Während also nach K.'s Erfahrung die von ihm gefundenen Kommabacillen nirgends als zufällige Ansiedler vorkommen, so fand er sie andererseits regelmässig im Darminhalt Cholerakranker und im Inhalt oder der Darmwand bei Choleraleichen. Die Beobachtung wurde auch von anderen Untersuchern bestätigt, so dass in den Cholerafällen in Aegypten, in Calcutta, in Toulon, Paris und Neapel mit völliger Uebereinstimmung dieselben Kommapilze gefunden worden sind.

Die Ansiedlung der Vibrionen geschieht im Darm, dessen Epithel in Massen abgestossen wird unter reichlicher wässriger Abscheidung von den Darmgefässen her; höchstens dringen die Spaltpilze bis in die Darmwand selbst vor, aber niemals konnten sie

im Blute oder in den Geweben irgend eines entfernteren Organes nachgewiesen werden.

Das Interesse concentrirte sich demnach auf die Veränderungen im Darm selbst. Es kamen Fälle vor. in denen der untere Abschnitt des Dünndarms, und zwar am intensivsten unmittelbar oberhalb der IleoCöcalklappe und nach oben zu abnehmend dunkelbraun gefärbt, die Schleimhaut mit oberflächlichen Hämorrhagien durchsetzt war. In manchen Fällen war die Schleimhaut sogar oberflächlich necrotisirt und mit diphtherischen Auflagerungen versehen. Dem entsprechend war auch der Darminhalt keine reiswasserähnlicho, farblose, sondern eine blutig jauchige, stinkende Flüssigkeit. Andere Fälle zeigten weniger intensive Röthung und vielfach nur eine auf die Ränder der Follikel und Peyer'schen Haufen begrenzte Röthung, welche nach K. am meisten characteristisch für den Cholera process ist.

Auch in solchen Fällen, welche ohne starke Diarrhöen sehr schnell mit dem Tode endeten, fanden sich Kommabacillen in solchen Mengen, dass zuweilen alle anderen Bacterien verdrängt waren und geradezu Reinculturen in den Schleimflocken" des Darminhalts vorlagen.

Da im Blute niemals die Bacillen selbst gefunden wurden, so nimmt K. an, dass durch ihre Vegetation im Darm ein Giftstoff gebildet wird, welcher resorbirt wird und alsdann die schweren Krankheitserscheinungen auslöst.

Das Hineingelangen der lebenden Bacillen in den Darm setzt voraus, dass die Pilze im Magen nicht durch den für sie schädlichen Magensaft abgetödtet werden; wahrscheinlich muss demnach entweder der Import ein sehr massenhafter sein, so dass nicht jedes Theilchen von dem Magensaft durchtränkt wird, oder der Magen muss zuvor in einem catarrhalischsm Zustande sich befinden, in welchem er einen weniger wirksamen Magensaft producirt. Bei Meerschweinchen gelingt es nur dann, künstlich durch die Kommabacillen einen der Cholera ähnlichen Process hervorzurufen, wenn dieselben entweder direct ins Duodenum, oder noch sicherer, wenn sie mit Opium und reichlicher alkalischer Flüssigkeit in den Magen eingebracht werden.

In Indien liess sich die Ansteckung direct nachweisen, da die Bacillen sich in dem schmutzigen, an organischen Stoffen reichen Trinkwasser der indischen Ortschaften und Calcuttas selbst vorfanden. Die eigentliche Brutstelle für den Kommapilz ist das heisse. fortwährenden Ueberschwemmungen ausgesetzte Gangesdelta.

Da der Kommabacillus keine Dauersporen bildet. so ist er viel weniger widerstandsfähig als z. B. der Milzbrandpilz, namentlich wird er durch Eintrocknung leicht getödtet. Gegen Alcohol, Jod, Eisensulphat und Sublimat erwiesen sich die Pilze wenigstens nicht in dem Grade empfindlich, dass man diese Mittel zu ihrer Tödtung im Darme eines lebenden Menschen mit Erfolg anwenden könnte.

Trevisan (3) nimmt den Ruhm. den Komma

bacillus der Cholera entdeckt und in seinem Wesen als Ursache des Krankeitsprocesses gewürdigt zu haben, für seinen Landsmann Pacini, langjährigen Professor an der Universität Florenz, in Anspruch. Er citirt eine Reihe von Arbeiten Pacini's über diesen Gegenstand, und führt aus der einen „Osservazioni microscopiche e deduzioni patologiche sul cholera asiatico, nella gazetta medica italiana. Toscana 1854, pag. 397 e 405 eine längere Stelle wörtlich an, aus welcher hervorgeht, dass Pacini bei dem Zerzupfen kleiner Schieimflöckchen des Cholerastuhles oder Darminhalts überrascht war, zu sehen, dass diese Flöckchen sich bei starker Vergrösserung in Schwärme von Milliarden beweglicher Vibrionen auflösten, welche mit einer Beweglichkeit, ungleich schneller als die Brown'sche Molecularbewegung durch das Gesichtsfeld tanzten. Pacini giebt die Länge der Vibrionen auf 0.002 Länge und 0,0005 Dicke an, und bemerkt, dass sie ihrer Kleinheit wegen leicht übersehen werden könnten.

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Es ist gewiss anzuerkennen, dass sich der Patriotismus T.'s herbeilässt, den nationalen Ruhm zu gleichen Theilen auf Italien und Deutschland zu halbiren, denn wenn es ihm Ernst wäre mit dem Anfangssatz seiner Publication Koch, sagt man in Italien, schmückt sich mit fremden Federn", so gebührte ja wohl das ganze Verdienst Pacini, und es ist nur zu bedauern, dass T. nicht lange vor der Rückkehr der deutschen Choleracommission aus Pacini's Werken die Frage erledigt hat. Dass von den zahlreichen Cholerapilzen" der älteren Periode auch eine oder die andere Darstellung auf den echten Commabacillus passt, ist nicht zu verwundern, zu einer Theilung des Verdienstes berechtigt es den Autor aber doch wohl nicht.

In den Culturen der Commabacillen entsteht, wie übrigens bei den meisten Bacterien, welche die Gelatine verflüssigen, ein eigenthümlicher Geruch, welcher darauf hinweist, .dass in dem Nährboden chemische Zersetzungen stattfinden. Nicati & Rietsch (2) versuchten nun, die entstandenen chemischen Substanzen frei von den Commabacillen zu erhalten, und auf ihre Wirkungen zu prüfen. Sie filtrirten deshalb die verflüssigte Gelatine oder Bouillon durch einen Pasteur'schen Gypsfilter und injicirten die Flüssigkeit Thieren subcutan oder ins Blut. Eine Versuchsreihe verlief ohne nennenswerthe Reaction. Bei einer zweiten boten die Hunde Lähmungserscheinungen und Störungen der Respiration dar, dabei Durchfall und Erbrechen; die Flüssigkeit war direct ins Blut injicirt worden. Sofern die Einspritzung unter die Haut gemacht wurde, blieb sie erfolglos; ebenso negativ fielen die intravenösen und subcutanen Intoxitationsversuche aus, welche mit dem Filtrate frischer Culturen angestellt wurden.

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fluence de l'oxygène sous pression augmentée sur la culture du bacillus anthracis. Compt. rend. Tom. 98. No. 5.

Prazmowski (3) unterzieht die bekannten Arbeiten Buchner's, wonach eine Umzüchtung des Bacillus anthracis in den Bacillus subtilis (Cohn) und vice versa möglich ist, einer Kritik. Auch die Einwände, welche Koch seiner Zeit gegen diese Versuche gemacht hat, werden eingehend besprochen. Verf. behauptet nicht a priori, dass es unmöglich sei, überhaupt Variationen der physiologischen Wirkungen der Spaltpilze herbeizuführen, indess wendet er speciell gegen die Arbeit von Buchner ein, dass die beiden genannten Pilze nicht, wie gewöhnlich behauptet, morphologisch vollkommen übereinstimmen, sondern giebt auf Grund eigener Beobachtung an, dass sich besonders gewisse Unterschiede in der Auskeimung und in der Eigenbewegung dieser beiden BacterienArten constatiren lassen, welche eine morphologische Uebereinstimmung beider ausschliessen. Siehe auch

S. 258 u. 259 dieses Refcrates.

Wosnessenski (4) hat frühere Versuche von P. Bert über die Einwirkung comprimirten Sauerstoffs auf den Anthraxbacillus nachgeprüft. Bei einer Temperatur von 35° hindert Sauerstoff mit geringem Atmosphärendruck das Wachsthum des Pilzes nicht, dagegen bei einem Druck von 13-15 Atmosphären und darüber tödtet er denselben, jedoch lässt er, falls sich Sporen gebildet haben, dieselben entwickelungsfähig. Bei einer Temperatur von 42-43° und 46 Atmosphärendruck bleiben Culturen in dicken Kolben lebensfähig, in dünnen Gläsern werden sie dagegen unschädlich. Ferner hat Verf. beobachtet, dass Culturen, welche 24 Stunden unter vermehrtem Druck bei 42-43° gestanden haben, nach Erhitzung auf 47-48 alle Giftigkeit verlieren, sobald sie unter normalem Drucke stehen, dass sie dagegen bei dieser Temperatur unter 20 Atmosphärendruck gebracht, lebensfähig bleiben.

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Marpmann (1) stellte zahlreiche Versuche an, welche ergaben, dass Milzbrandbacillen in Gartenerde, Sand etc. wachsen können, sofern der Boden mit Harn oder anderen Stickstoff- und salzhaltigen Flüssigkeiten gedüngt wird. Eine Reduction der Nitrate findet durch das Wachsthum der Bacillen nicht statt.

Osol (2) hat zum Beweise, dass bei dem Anthrax die Bacillen nicht das Primäre seien, sondern durch einen specifischen Giftstoff erst secundär hervorgerufen würden, folgende Versuche angestellt. Er versetzte milzbrandiges Blut (wie lange nach dem Tode, ist nicht gesagt. Ref.) mit gleichen Theilen Wasser, kochte und filtrirte diese Mischung mehrmals und injicirte sie sodann Pferden etc. Die Thiere starben an ausgesprochenem Milzbrand mit zahlreichen Bacillen und auch in Nährlösungen wuchsen dieselben. Gleichzeitig kochte er unverdünntes Anthraxblut und injicirte dasselbe, jedoch ohne positiven Erfolg. Hieraus schliesst Verf., dass im Milzbrandblute ein in Wasser löslicher, specifischer Giftstoff enthalten ist, welcher die schon im normalen Körper vorhandenen indifferen

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