Gambar halaman
PDF
ePub

die Grenzen der Alveolen nicht mehr deutlich erkennbar sind. Die Erkrankung beginnt in den Bronchialwandungen, und schreitet von hier auf die Alveolen fort. Der Verf. hält diesen Befund nicht für beweisend für das Vorhandensein von Tuberculose, weil das wichtigste dabei fehle der Tuberkel selbst. Damit stimmt auch der klinische Verlauf und der Ausgang der Erkrankung überein.

In keinem Falle, auch nicht in der ersten Versuchsreihe, zeigte sich ein zerstörender Process, der das Allgemein befinden der Thiere schädigte; es handelt sich daher nicht um Tuberculose, sondern um eine lobuläre Bronchopneumonie, welche als Folge der mechanischen Reizung durch die fein vertheilten Fremdkörper aufzufassen ist.

Auch eine nachträglich vorgenommene Untersuchung der Lungenknötchen von drei Hunden auf Bacillen war ohne Erfolg. Verf. gesteht, dass er durch die Koch'sche Entdeckung sehr überrascht gewesen ist, da die Resultate seiner Forschungen im diametralen Gegensatz zu derselben stehen. (In der Beurtheilung des anatomischen Befundes legt der Verf. nach Ansicht des Ref. zu grossen Werth auf die histologischen Charactere des „miliaren Tuberkels"; wenn man aus der menschlichen Miliartuberculose der Lunge alles das wegstreichen wollte, was diesem letzteren Begriff nicht entspricht, so würde wohl nicht die Hälfte der Fälle übrig bleiben. Auch das relativ gutartige klinische Verhalten der Thiere dürfte keineswegs gegen die Auffassung der Erkrankung als Tuberculose sprechen; es ist wohl möglich. dass diese Affection beim Hunde milder zu verlaufen pflegt. Dass auch durch locale Wirkung gutartiger feinzertheilter Fremdkörper ganz ähnliche Knötchen hervorgebracht werden können, ist wohl unbestreitbar; möglich, dass die Tuberkelbacillen bei Hunden bei der Inhalation überhaupt keine specifische Wirkung entfalten, dass also die Knötchen thatsächlich nur auf die gleichzeitig mitinhalirten Fremdkörperchen zurückzuführen sind. Dann würde der Hund sich eben nicht zur Entscheidung der Frage eignen, ob eine Infection durch Inhalation möglich ist, oder nicht.)

Benda (2) hat auf Schnitten in Blutgerinnseln mehrerer Venen in der Umgebung eines grossen käsigen Nierenheerdes, und ferner in den Glomerulusschlingen im Innern derartiger Heerde Bacillenhaufen gefunden, welche also auf ein embolisches Eindringen schliessen lassen. (Seitdem sind bekanntlich von mehreren Seiten auch Befunde von Bacillen im circulirenden Blute bei acuter Miliartuberculose gefunden.) Die Folgerungen, welche B. aus seinen immerhin interessanten Befunden ableitet, denen er den Character einer besonderen Neuheit zu vindiciren scheint. können auf diesen wohl kaum Anspruch machen. Der Name „Bacillaemie", welchen B. für die acute Miliartuberculose vorschlägt. würde nach Ansicht des Ref. keine Verbesserung sein, da er ebenso gut auch auf den Milzbrand und viele andere Krankheiten passen würde.

Chauffard und Gombault (3) prüften die In

fectiosität frischer Punktionsflüssigkeiten der Pleura, indem sie dieselben mit allen Vorsichtsmassregeln Meerschweinchen in die Bauchhöhle spritzten. In 23 Versuchen. welche mit 21 verschiedenen Flüssigkeiten angestellt wurden, waren 4 ohne Resultat, da die Thiere zu schnell starben, 9 waren negativ, d. h. ohne Spur von tuberculöser Erkrankung bei der Untersuchung nach 3-4 Monaten, in 10 Fällen bestand dagegen eine ausgebreitete Tuberculose der Unterleibsorgane. In allen positiven Fällen wurden auch Bacillen in den erkrankten Theilen der Versuchsthiere gefunden. Die Flüssigkeiten, deren Einimpfung positive Resultate ergaben, stammten auch von Individuen mit positiv oder als wahrscheinlich nachgewiesener Tuberculose, während diese in den übrigen Fällen wenig wahrscheinlich, oder mit Sicherheit auszuschliessen war. Die Flüssigkeiten waren entweder serös, oder sero-fibrinös, oder eiterig.

Verchère (4) liefert eine ausführliche Darstellung der verschiedenen Möglichkeiten der tuberculösen Infection mit zahlreichen casuistischen Belegen, welche theilweise auf eigner Beobachtung beruhen. Er hält eine directe Uebertragung der Bacillen durch cutane Impfung (Leichentuberkel, mit mehreren Beispielen) durch Einathmung, von Seiten der Genitalien und des Darmes für erwiesen, ausserdem aber ein Eindringen von Sporen aus der Luft in die Hautdrüsen, die Mammae, in oberflächliche scrophulöse Hautaffectionen und in die Luftwege. Besonderes Gewicht legt er auf die frühzeitige Erkrankung der Drüsen, von einer jener Eingangspforten aus. Der Infectionsstoff kann hier, ebenso wie in den primären Affecten lange Zeit localisirt bleiben und zwar entweder in Gestalt von Sporen oder in der ausgebildeten Form; von hier aus kann eine allgemeine Verbreitung des Virus und zwar dann in Gestalt von Bacillen stattfinden. Eine häufige Gelegenheitsursache einer solchen Generalisation sind Traumen, durch welche namentlich Gelenkaffectionen, kalte Abscesse etc., oft lange Zeit nach der ersten Infection gelegentlich herbeigefürt werden.

Arloing (1) nimmt auf Grund einer Anzahl von Impiversuchen eine gewisse Verschiedenheit zwischen dem scrophulösen und dem tuberculösen Gift an; entweder handelt es sich um differente aber verwandte Schädlichkeiten oder um eine einzige, deren Wirksamkeit jedoch in der Scrophulose in abgeschwächter Form vorliegt. Kaninchen und Meerschweinchen verhalten sich gegen das scrophulöse Virus verschieden, während beide in gleicher Weise durch ächte Tuberculose (der Lungen und der serösen Häute) inficirt werden. Zehn Kaninchen, welchen zwei Tropfen des Saftes aus scrophulösen Drüsen unter die Haut injicirt wurden, blieben ganz frei von Tuberculose, während zehn Meerschweinchen bei der gleichen Behandlung allgemeine Tuberculose darboten. Dasselbe war der Fall bei der peritonealen Impfung. Nach Impfung mit fungösen Gelenkgranulationen erkrankten beide gleichmässig; in einem Falle, wo nach der Infection mit scheinbar scrophulösen Drüsen die Kaninchen ebenfalls tuberculös wurden, erwies sich das Material nachträglich als tuberculös, indem die Trägerin der Drüsen an acuter Tuberculose noch wenigen Wochen starb.

VIII. Fieber, Körperwärme.

1) Tait, Lawson, Two instances of remarkable elevation of temperature. Lancet. July. 2) Moore, Withers, On the production of heat in fever. Brit. med. Journ. Febr. 9. (In einem Falle von schwerer perni

ciöser Anämie, welche auch dadurch bemerkenswerth war, dass Arsenik in kleinen Dosen schnelle Heilung brachte, sucht Verf. vergeblich nach einer Erklärung für das ziemlich hohe Fieber, welches zeitweise bis auf 41° stieg. Dem enormen Zerfall von rothen Blutkörperchen stand ein niedriges specifisches Gewicht und geringer Harnstoffgehalt des Urins gegenüber, während M. eine erhebliche Steigerung der N-Ausscheidung erwartete.) — 3) Musser, J. H., On paroxysmal fever

--

not malarial. Philad. med. and surg. report. Vol. 50. No. 25. (Mittheilung mehrerer Fälle, welche die nicht neue Behauptung beweisen sollen, dass irreguläre Fieberparoxysmen bei verschiedenen Krankheiten vorkommen, welche mit Malaria nichts zu thun haben.) 4) Naunyn, B., Kritisches und Experimentelles zur Lehre vom Fieber und von der Kaltwasserbehandlung. Archiv f. experim. Pathol. XVIII. S. 49. 5) Reinhard, C., Zur Casuistik der niedrigsten subnormalen Körpertemperaturen beim Menschen, nebst einigen Bemerkungen über Wärmeregulirung. Berliner klin. Wochenschr. No. 34. — 6) Voit und Simanowsky, Ueber den Einfluss künstlich erhöhter Körpertemperatur auf die Eiweisszersetzung. Sitzungsber. der math.-phys. Cl, der Academie zu München. S. 226. 7) Wetzel, Alois, Ueber den Blutdruck im Fieber. Zeitschr. f. klin. Medicin. Bd. V. S. 322. 8) White, W. Hale, The theory of a heat centre from a clinical point of view. Guy's Hosp. Rep. XXVII.

Naunyn (4) unterzieht in seiner umfangreichen Arbeit über Fieber und Kaltwasserbehandlung zunächst die Wirkungen der Temperatursteigerung auf den Körper einer eingehenden Betrachtung. Mit Bezug auf die einfache Ueberhitzung des Körpers durch Erhöhung der Aussentemperatur kam N. in seinen Versuchen an Thieren zu etwas anderen Resultaten, als frühere Beobachter (mit Ausnahme von Rosenthal). Es gelang ihm, Kaninchen bei einer Steigerung der äusseren Temperatur auf 35-40° C., wobei die Eigenwärme auf 41.5-42. selbst 43° C. stieg, bis zu 13 Tagen am Leben zu erhalten, ohne dass Krankheitserscheinungen auftraten (länger wurde. der Versuch nicht fortgesetzt). Indess war dies nur bei Anwendung gewisser Vorsichtsmassregeln (feuchtes Futter, gute Ventilation) möglich; andernfalls starben die Thiere leicht. Häufig trat aber auch bei kräftigen Thieren der Tod frühzeitig ein, nachdem die Temperatur schnell auf 43-45° gestiegen war. N. nimmt an, dass die Ursache des Todes in solchen Fällen Wärmestarre der Muskeln ist. Am meisten analog mit der künstlichen Ueberhitzung sind die Verhältnisse beim Hitzschlag; indess treten hier in vielen Fällen Krankheitserscheinungen schon bei verhältnissmässig geringer Erhöhung der Eigenwärme auf; möglich. dass hierbei die Wasserentziehung, vielleicht auch „die Säuerung der Organe" eine Rolle spielt. Auch die agonalen Temperatursteigerungen nehmen eine besondere Stellung ein und sind jedenfalls nicht auf gleiche Stufe mit den gewöhnlichen fieberhaften Erhöhungen der Temperatur zu setzen.

Bei den fieberhaften Erkrankungen, bei welchen im Allgemeinen die Temperatur als Massstab für die Schwere der Krankheit angesehen werden kann, wenn auch nicht ganz sicher, ist demnach die Ueberhitzung nicht ohne Weiteres für die Gefahren, welche die Krankheit mit sich bringt, verantwortlich zu machen,

wie namentlich die Erfahrungen bei Febris recurrens zeigen. Auch beim Typhus abdominalis verlaufen anhaltende hohe Temperatursteigerungen nicht selten ohne erhebliche Functionsstörungen, während andererseits schwere, letal endende Fälle nicht selten nur mässige Temperaturen zeigen. Das Hauptgewicht ist offenbar auf den Grad der Infection zu legen. Auch beim Typhus exanthematicus ist oft in schweren Fällen die Temperatur nicht besonders hoch. Bei der Pneumonie sieht N. im Gegensatz zu Jürgensen die Hauptgefahr nicht in der Temperatursteigerung; er glaubt vielmehr in schweren, tödtlich endenden Fällen eine schnell zu Stande kommende Infection durch Resorption des infectiösen Alveolen-Inhaltes annehmen zu müssen.

Was die Steigerung des Stoffwechsels im Fieler betrifft so hat zwar N. u. A. eine Vermehrung der Harnstoffausscheidung bei der Ueberhitzung bis zu 50° constatirt, doch ist er selbst der Ansicht, dass der Ueberhitzung als solcher nur ein geringer Bruchtheil der Gesammtsteigerung des Stoffwechsels zur Last zu legen ist.

Zweifellos deckt sich der Begriff des Fiebers nicht einfach mit der Temperatursteigerung, wenn auch diese als das wichtigste Symptom des Fiebers zu be trachten ist; oder es müsste, was vielleicht zweckmässiger wäre, der Begriff des Fiebers wesentlich eingeschränkt und lediglich auf diejenigen Erscheinungen reducirt werden, welche nachweislich von der Temperatursteigerung als solcher abhängen (Dyspnoe. Steigerung der Pulsfrequenz).

Von den Störungen des Stoffwechsels, welche auf das Fieber in diesem Sinne zu beziehen sind, ist allein die Kohlensäure- Verarmung des venösen Blutes, welche auf eine verminderte Alkalescenz hindeutet, erwiesen. Bei der Verminderung der rothen Blutkörperchen in fieberhaften Krankheiten spielen jedenfalls noch andere Momente mit, als das Fieber allein.

Unter den Störungen der Secretion ist es hauptsächlich die Steigerung der Harnstoffausscheidung, welche auf das Fieber zurückgeführt wird, am allerklarsten in Gestalt der epikritischen Harnstoffvermehrung (in einem von N. mitgetheilten Falle betrug die Menge des täglich ausgeschiedenen Harnstoffs nach dem Temperaturabfall [bei exanthematischem Typhus] bis zu 90 g, vorher 15 g). Hierbei können indess verschiedene Momente in Betracht kommen, namentlich eine Zurückhaltung des Harnstoffes während der fieberhaften Periode, doch konnte sich N. von einer Harnstoffanhäufung in den Organen fieberhafter Kranker nicht überzeugen. Andererseits ist eine nachträgliche Harnstoff bildung aus den während des Fiebers zerfallenen Eiweisskörpern denkbar. Unregelmässigkeiten der Ausscheidung hängen ferner von der Verschiedenheit der Nahrungsaufnahme, der Wasserausscheidung ab. Eine Anhäufung giftig wirkender Substanzen als Folge der zersetzten Krankheitsproducte, namentlich von kohlensaurem Ammoniak im Blute fieberhafter Kranker konnte N. in einer früher angestellten Versuchsreihe nicht nachweisen. Was die Ent

stehung von Circulationsstörungen im Fieber anlangt, so ist vorläufig nicht sicher bekannt, ob und wie das Fieber Herzschwäche macht, was bekanntlich vielfach angenommen wird. Die Gefahr der Wärmestarre des Herzens tritt erst ein, wenn die Temperatur, z. B. in Folge künstlicher Ueberhitzung, 43° übersteigt. Bezüglich des Verhaltens der Gefässe ist nur die Erweiterung der kleinen Gefässe an der Peripherie des Körpers bekannt; die Vertheilung der Blutmasse ist im Fieber abweichend von dem normalen Verhalten. Aus den vorstehenden Erörterungen geht bereits zur Genüge bervor, dass die günstige Wirkung der Kaltwasserbehandlung der Hauptsache nach nicht auf der Verminderung der Ueberhitzung beruht. Das gilt allein für die Fälle von Hitzschlag und analoger perniciöser Temperatursteigerung. wo die Abkühlung eben das Haupterforderniss ist. Als directe Folge der Temperatur-Herabsetzung bei fieberhaften Kranken ist mit Wahrscheinlichkeit nur die Verminderung des Körperconsums und die Vermehrung der Diurese zu betrachten. Die günstige Wirkung auf das Sensorium und auf das Verhalten der Circulation ist der Hauptsache nach der Kältewirkung auf die Gefässe und dem Hautreiz zuzuschreiben. Diesen Anschauungen entsprechen die Regeln, welche N. zum Schlusse über die Ausführung der Kaltwasserbehandlung besonders beim Typhus hinzufügt. Dieselben können hier nicht weiter besprochen werden.

Während eine Reihe Beobachter bei künstlicher Erhöhung der Temperatur durch Dampfbäder und warme Vollbäder eine mehr oder weniger erhebliche Harnstoffvermehrung constatirt haben (Bartels, Naunyn, Schleich), was auf einen gesteigerten Eiweisszerfall hindeutete, und daher auch die Erhöhung der Temperatur im Fieber als die Ursache eines solchen erscheinen liess. konnte Koch in Amsterdam weder an sich, noch an Kaninchen das Gleiche beobachten. Simanowsky (6) stellte daher auf Veranlassung Voit's denselben Versuch an einem Hunde an, dessen Stickstoffausscheidung sich nach mehreren Hungertagen auf derselben Höhe gehalten hatte. Der Hund wurde sodann an zwei auf einander folgenden Tagen in Wasser von 40,5° C. etwa 1/2 Stunden gebadet, wobei die Körpertemperatur auf 41° stieg; danach wurde die Beoachtung noch 1--2 Tage fortgesetzt. Es wurden zwei derartige Versuchsreihen angestellt, sodann noch eine dritte ohne Bäder. Während der beiden ersteren ergab sich eine Abweichung von der letzten Reihe. Auch die Menge der ausgeschiedenen Kohlensäure zeigte sich nach dem Baden gegenüber den übrigen Hungertagen nicht vermehrt. hat also die künstliche Erhöhung der Temperatur keine Wirkung auf die Eiweisszersetzung und es muss demnach auch der erhöhte Eiweisszerfall beim Fieber in der That von einer Veränderung der Zellen und der Bedingungen der Zersetzung in denselben durch den Fieberprocess herrühren.

Es

Auf Veranlassung und unter Leitung Riegel's untersuchte Wetzel (7) das Verhalten des BlutJahresbericht der gesammten Medicin. 1884. Bd. I.

Die

druckes im Fieber mit Hülfe des Sphygmomanometer von v. Basch und des Sphygmographen. Beobachtungen mit Hülfe des letzteren allein hatten bisher immer stets für eine Herabsetzung der arteriellen Spannung im Fieber gesprochen, während die Untersuchungen mit dem Sphygmomanometer keine constanten Resultate geliefert hatten. Offenbar ist es nun von Wichtigkeit, bei Bestimmung des Blutdruckes auch den fieberfreien Zustand zu berücksichtigen, sodann die Dauer der fieberhaften Erkrankung, denn diese muss einen grossen Einfluss auf die Herzkraft und somit auch auf den Blutdruck haben. Ausserdem kommen aber noch viele Factoren, abgesehen von der Temperatur-Erhöhung, in Betracht. Es wurden daher die Blutdruckbestimmungen ebenso wie die sphygmographischen Aufnahmen bei allen (20) untersuchten Kranken täglich zweimal während der ganzen Dauer der fieberhaften Krankheit gemacht. Die mitgetheilten durch zahlreiche Sphygmogramme illustrirten Beobachtungen beweisen, dass gleichzeitig mit der Erhöhung der Temperatur sowohl eine Herabsetzung des manometrisch bestimmten Blutdruckes, als eine Verminderung der arteriellen Spannung (nach der Beschaffenheit der Pulscurve) eintritt. Mit der TemperaturErniedrigung nimmt sowohl der Druck, als die Pulsspannung wieder zu. Länger dauerndes Fieber z. B. bei Pneumonie) wirkt herabsetzend auf den Blutdruck, so dass derselbe unter Umständen nach der Defervescenz niedriger sein kann, als Anfangs während des Fiebers; nach einer kurz vorübergehenden Temperatur-Erhöhung tritt jedoch die Drucksteigerung sehr bald wieder ein. Im Wesentlichen ergab sich eine Uebereinstimmung der manometrischen und der sphygmographischen Resultate. Die abweichenden Resultate, welche Zadek mit dem Sphygmomanometer erhielt, erklären sich zum grossen Theil durch mangelhafte Berücksichtigung der oben angedeuteten Verhältnisse, durch welche der Blutdruck, abgesehen von der Temperatur, beeinflusst wird.

Withe (8) hat 19 Fälle nervöser Affectionen zusammengestellt, in welchen eine directe Läsion des Temperatur-Centrums anzunehmen ist. Die Erkrankungen, bei welchen eine Erhöhung der Temperatur (ohne entzündliche Veranlassung) zu constatiren war, waren folgende: 1. Tumoren des Rückenmarks, Cervicaltheil (2 Fälle). 2. Tumoren des Gehirns, besonders des Pons und seiner Umgebung. 3. Hämorrhagie des Gehirns (in einem Fall von Hämorrhagie im Thalamus opticus betrug die Erhöhung der Temperatur 41,3°). 4. Embolie (Fall von Embolie der Arteria basilaris mit schnell eintretendem Tode; unmittelbar vorher 42,9° Temp.). 5. Unbestimmte Degeneration des Gehirns (kleiner Erweichungsheerd an der Spitze beider Streifenhügel). 6. Inselförmige Sclerose. 7. Locomotorische Ataxie. 8. Dunkle Nerven affection ohne Befund bei der Autopsie. 9. Hysterische Hyperpyrexie. 10. Geisteskrankheit. 11. Verletzungen der Wirbelsäule. 12. Solche des Gehirns. W. glaubt annehmen zu dürfen, dass ein Wärmecentrum ungefähr in der Mitte der Gehirnober

15

fläche, in der Umgebung der Centralfurche seinen Sitz hat, und dass das Centrum der einen Seite die wärmebildenden Organe der anderen Seite beherrscht; in Folge der Wärmevertheilung durch das Blut wird indess eine einseitige Wirkung nicht immer deutlich. Wahrscheinlich sei jedes Centrum zusammengesetzt, so dass ein Theil für den Arm, einer für das Bein bestimmt sei. Möglicher Weise existiren bestimmte Ganglienzellen für die wärmebildende Function eines jeden Muskels oder anderer wärmebildender Gewebe. Verf. stellt sich vor, dass von diesen Centren beständig eine hemmende Wirkung ausgeht, die durch Fasern vermittelt wird, welche durch die grossen Ganglien und die Hirnschenkel hindurch treten, um sich unterhalb des Pons zu kreuzen. Durch diese Annahme lässt sich nach Ansicht des Verf. die Erhöhung der Temperatur in allen obigen Fällen erklären.

Gegenüber einer Erhöhung der Temperatur sind die Fälle von Nervenaffectionen in Betracht zu ziehen, in welchen eine Erniederung der Temperatur beobachtet wird. Wenn dies auch viel seltener der Fall ist, so kommt doch etwas Derartiges bei Gehirntumoren, bei Hämorrhagien, degenerativen Veränderungen, Geisteskrankheit und Rückgratsverletzung vor. Verf. glaubt zur Erklärung dieser Fälle die vasomotorischen Centren heranziehen zu müssen. Ausgedehnte Lähmung der Vasomotoren bewirkt Herabsetzung der Temperatur; ausserdem können aber noch andere Umstände eine Temperatur-Erniedrigung zur Folge haben, Herabsetzung der gesammten vitalen Functiouen, vielleicht auch Reizung des Wärme-Hemmungscentrums. Die verschiedenen Erkrankungen können demnach eine verschiedene Art der Wirkung haben. Verf. bezieht sich des Weiteren auf die Versuche von Wood über das Verhalten der Temperatur bei Durchschneidungen des Markes und Gehirns, auf die Untersuchungen von Heidenhain und Anderen.

In den beiden von Reinhard (5) mitgetheilten Beobachtungen von abnorm niedriger Körpertemperatur handelt es sich um zwei Fälle von allgemeiner progressiver Paralyse, in welchen nach mehrmonatlicher anhaltender tobsüchtiger Erregung plötzlich Collaps mit enormer Temperatursenkung bis 22,6° C. resp. 22,5° im Rectum eintrat, der das einemal unaufhaltsam innerhalb von 4 Stunden zum Tode führte, im anderen Falle noch eine vorübergehende Erholung zu Stande kommen liess. Der Tod trat hier zwei Tage später an doppelseitiger Pneumonie ein, nachdem die Temperatur den Abend vorher bis auf 39,5° C. gestiegen war. Während des Collapses bestand totale Bewusst- und Empfindungslosigkeit und starke Verlangsamung der Respiration; die Muskeln waren rigide, die Haut- und Sehnenreflexe erloschen. Verf. ist der Ansicht, dass die tiefe Temperatursenkung in diesen Fällen mit der directe Ausdruck einer Lähmung resp. enormen Erschöpfung des Centralorgans ist, in Folge deren der Organismus nicht mehr im Stande ist, seine Eigenwärme constant zu erhalten.

Lawson Tait (1) berichtet über zwei Fälle von abnorm hoher Temperatursteigerung. Bei einer Ovariotomirten stieg die Temperatur am Tage nach der Operation von 39,6° C. (103,3 F.) des Morgens auf 40.9 Mittags und 43,9 (111,0 F.) Abends ohne jede Störung des subjectiven Befindens, die Heilung erfolgte schnell. Die Temperaturbeobachtung wurde

genau controlirt. In dem zweiten Fall stammten die Angaben von der Patientin, einer an Perimetritis und chronischer Oophritis leidenden Krankenpflegerin. Die Temperatur soll hier während der acuten Erkrankung, die durch eine innere Verletzung beim Heben entstanden war, in einem 14 tägigen Zeitraum mehrmals auf 43,3 bis 43,9° C. (110-111 F.) gestiegen sein. T. hält die Angaben für zuverlässig.

[Bull, Typus inversus ved Tuberkulose. Norsk. Magazin for Lägevid. R. 3. B. 13. Forh. P. 55 (B. hat die von Brünnicke gemachte Erfahrung, dass Typus febrilis inversus der Körpertemperatur häufig ein Symptom der acuten Entwickelung von miliaren Tuberkeln sei, in einigen Fällen bestätigen können. F. Levison (Kopenhagen).]

IX. Pathologie des Nervensystems und der Maskeln. 1) Colanéri, Fr., Des secousses musculaires. Thèse. Paris. 96 pp. 2) Couty, Guimaraes et Niobey, De l'action des lésions du bulbe rachidien sur les échanges mutritifs. Compt. rend. T. 99. No. 8. 3) Drozda, Ueber Depressionszustände des Gehirns. Anzeigen der Gesellsch. d. Aerzte zu Wien. No. 26. (Als das Wesen der Narcose betrachtet D. einen allmälig an Intensität zunehmenden reflectorischen Gefässkrampf des Gehirns, welcher zu Gehirn - Anämie führt. Als Vermittler des Reflexes bezeichnet D. die sensibeln Nerven der Lungen, den Olfactorius und Trigeminus. S. d. Ber. f. 1880. I. S. 494. 4) Ehrlich und Brieger, Ueber die Ausschaltung des Lendenmarkgrau. Zeitschr. f. klin Medicin. VII. Suppl. S. 155. 5) Lailler, A., Sur l'élimination de l'acide phosphorique par l'urine, dans l'aliénation mentale et l'éplepsie. Comt. rend. T. 99. No. 14. (Im Delirium acutum und der acuten Manie findet stark vermehrte Ausscheidung von Phosphorsäure und Harnstoff statt, in der Manie mit Excitation leichte Vermehrung der Phosphorsäure, in der acuten Melancholie Bei der Paralyse starke Steigerung des Harnstoffes. wechselt die Ausscheidung der Phosphorsäure und des Harnstoffes je nach dem Krankheitszustand. Bei der Epilepsie ist die Ausscheidung der ersteren während des Anfalls und unmittelbar nachher erheblich vermehrt, bei häufig wiederkehrenden Anfällen auch die des Harnstoffes. cfr. Mairet.) — 6) Le Gros Clark, Some Remarks on nervous exhaustion and on vasomotor action. Journ. of anat. and physiol. April. (Allgemeine Betrachtungen und Hypothesen über die Beziehungen der Vasomotoren zur Thätigkeit des Gehirns)7) Lépine, Eyemont et Aubert, Sur la proportion de phosphore incomplètement oxydé contenue dans l'urine, spécialement dans quelques états nerveux. Compt. rend. T. 98. No. 4. 8) Mairet, A., Recherches sur les modifications dans la nutrition du systeme nerveux produites par la manie, la lypémanie et l'épilepsie. Ibid. T. 99. No. 7.

Um zu prüfen, welche Veränderungen das Absterben der motorischen Ganglienzellen zellen in den von ihnen versorgten Gebieten hervorrufe, bedienten sich Ehrlich und Brieger (4) des Stenson'schen Versuches, durch welchen sie, bei einstündiger Dauer der Unterbindung eine Necrose der grauen Substanz des Lendenmarkes erhielten. Bei nicht hinreichend langer Dauer der Absperrung der Circulation traten Reizsymptome hervor, klonische Zuckungen der hinteren Extremitäten, welche auf die Lähmung folgten, während andernfalls vollständige, sensible und motorische Lähmung der Hinterextre

mitäten, der Blase und des Mastdarms eintrat. Bei sorgfältiger Pflege konnten die Thiere noch bis 6 Woche erhalten werden. Von Interesse war, dass bereits nach einer Dauer von 4 Tagen starke Dilatation und Hypertrophie der Harnblase gefunden wurde, welch' letztere die Verff. auf die andauernde Ueberdehnung der Musculatur zurückführen. Die graue Substanz des Rückenmarkes war weicher und breiiger als normal. (Nach Injection von Alizarinblaunatriumsulfit, welches im Blut in Allizarinblau übergeführt wird, tritt die abgestorbene graue Substauz in intensiv blauer Farbe hervor, während dieselbe im übrigen Rückenmark rosenroth gefärbt ist). Nach längerer Dauer des Versuches (12-15 Tagen) treten an Stelle der Lähmung Beugecontracturen, welche zu totaler Fixation des Gelenkes führen, sodann allmälig zunehmende Atrophie und bindegewebige Entartung der Muskeln die electrische Erregbarkeit der Nerven blieb in den ersten Tagen völlig erhalten; nach 3 bis 4 Tagen wurde der Nerv unerregbar, während die gelähmten Muskeln erregbar blieben. Die Nerven verhielten sich, als wenn sie durchschnitten worden wären; es verläuft also die centrale, durch Anämie bedingte Lähmung ebenso wie die periphere. Die microscopische Untersuchung des Rückenmarkes mit der Weigert'schen Färbung zeigte schon in den ersten Tagen eine fast vollständige Degeneration der Fasern der grauen Substanz mit Ausnahme der Einstrahlung der hinteren Wurzel; von der zweiten Woche ab waren auch Veränderungen der weissen Substanz nachweisbar; die graue Substanz war durch ein zellenreiches Bindegewebe mit zahlreichen Körnchenkugeln ersetzt. Nach 62 Wochen war die graue Substanz sehr stark verschmälert, sclerosirt. Auch die weisse Substanz zeigte ausgedehnte Strangdegeneration; die motorischen Wurzeln waren vollkommen bindegewebig entartet, die sensiblen erhalten; der Ischiadicus zeigte dementsprechend theils normale, theils degenerirte Fasern. Die gute Erhaltung der Hinterstränge des R. M. weist darauf hin, dass ihr trophisches Centrum nicht oberhalb, sondern unterhalb der Läsion liegen muss, was von Wichtigkeit für die Entstehungsweise der Tabes sein dürfte.

Colanéri (1) betrachtet in seiner unter Leitung Charcot's verfassten These die Muskelzuckung' in ihrer Bedeutung als Symptom verschiedener Nervenaffectionen. Vielfach figurirt dieselbe, nach Ansicht des Verf. mit Unrecht, als selbständige Erkrankung, und zwar unter verschiedenen Bezeichnungen (Chorea electrica, Dubini'sche Krankheit, Electrolepsie, Paramyoclonus etc.). Characteristisch für die Muskelzuckung im Gegensatz zum Zittern und ähnlichen uncoordinirten Bewegungen ist das plötzliche Ansteigen, und der mehr oder weniger plötzliche Abfall der myographischen Curve, wie der Verf. an einer grösseren Anzahl von Beispielen erläutert. Die Muskelzuckung tritt entweder für sich, vereinzelt auf als Zeichen eines besonderen Reizzustandes des Nervensystems, so z. B. bei körperlicher oder geistiger Erschöpfung im wachen Zustande oder im Schlaf, oder aber als ein Symptom anderer motorischer Störungen, bei Hysterie, als Vorläufer des epileptischen Anfalles etc. Je häufiger wiederholt, und je anhaltender die Zuckungen sind, desto ungünstiger ist die Prognose. Jedenfalls ist aber kein

Bedürfniss vorhanden, aus dem einfachen Symptome besondere Krankheitsformen zu machen. Eine grössere Anzahl Krankengeschichten, meist aus der Salpêtrière, sind zur Erläuterung beigefügt.

Die Untersuchungen von Couty, Guimaraes und Niobey (2) hatten die Folgen der Verletzung des verlängerten Markes zum Gegenstande, wie sie durch die Bernard'sche Operation hervorgebracht werden. Bei einer Reihe von Hunden, bei welchen das verlängerte Mark nur oberflächlich gestreift war, traten nur leichte motorische Störungen, Lähmungserscheinungen, Zittern auf, keine auffallende Aenderung der Temperatur und Zusammensetzung des Blutes. Bei 14 Hunden mit tieferen aber verschiedenartigen Markverletzungen traten neben schwereren sensiblen und motorischen Störungen folgende Erscheinungen. auf: 1) Verminderung des arteriellen Druckes, zuweilen nach vorübergehender Steigerung. 2) Beträchtliche Vermehrung des Zuckers im arteriellen und venösen Blute, nach 1 bis 2 Stunden. 3) Verminderung des Sauerstoffes und besonders der Kohlensänre, in derselben Zeit oder etwas vorher. Alle drei Erscheinungen traten zwar gemeinschaftlich auf, doch ohne ein constantes relatives Verhältniss untereinander. Einzelne Hunde wurden comatös, andere bekamen Convulsionen, bei den meisten trat eine starke und anhaltende Verminderung der Rectumtemperatur, bei anderen eine Steigerung ein; in den meisten Fällen war auch der Harnstoffgehalt des Blutes vermehrt. Es geht jedenfalls aus den Versuchen hervor, dass das verlängerte Mark gleichzeitig auf verschiedene Ernährungsvorgänge einwirkt.

Mairet (8) fand in der Manie im Stadium der Erregung die Ausscheidung von Stickstoff und Phosphorsäure vermehrt, im Depressionsstadium vermindert, woraus er auf eine Steigerung der Stoffwechselvorgänge im Nervensystem und in der GesammtErnährung im ersten Stadium, auf eine Verminderung im zweiten schliesst. Bei der acuten Melancholie, besonders mit starker Beängstigung sind die Erd phosphate vermehrt, die phosphorsauren Alkalien und der Stickstoff vermindert, woraus auf eine Steigerung der Ernährungsvorgänge des Gehirns, auf eine Verminderung des allgemeinen Stoffwechsels zu schliessen ist. In der Epilepsie wird in der Zeit zwischen den Anfällen weder die Stickstoff-, noch die Phosphorsäureausscheidung verändert, im Anfall werden beide vermehrt, und zwar ist die Vermehrung der Erdphosphate relativ stärker, als die der phosphorsauren Alkalien. Die erstere findet auch im einfachen epileptischen Schwindel statt; sie deutet also zweifellos auf den gesteigerten Zerfall im Nervensystem, während die Vermehrung des Stickstoffes und der phosphorsauren Alkalien auf gesteigerte Muskelthätigkeit zurückzuführen ist.

Lépine, Eyemont und Aubert (7) suchen nachzuweisen, dass in gewissen Fällen von Nervenerkrankungen die Ausscheidung des Phosphors sich abweichend verhalte von der normalen. Unter normalen Verhältnissen kommen nach Zuelzer

« SebelumnyaLanjutkan »