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Jones (8) wendet sich gegen die, seiner Meinung nach irrige Behauptung von der Auswanderung der farblosen Blutkörperchen in der Entzündung. Die vermeintlichen Blutkörperchen seien ledig. lich die Kerne der Capillarwand, welche er bereits 1850 in der characteristischen Form beschrieben und abgebildet habe. Die Formveränderungen, welche die weissen Blutkörperchen ausserhalb des Gefässes erleiden, hat J. ebenfalls zuerst beschrieben (1846), innerhalb der Gefässe zeigen sie indess solche nicht, und sie senden auch keine Fortsätze durch die Gefässwand. Alle Versuche des Verf.'s, sich bei Fachmännern von der Auswanderung der farblosen Blutkörperchen zu überzeugen, blieben erfolglos.

Ortmann (6) hat in seiner fleissigen unter Leitung Neumann's gearbeiteten Dissertation Untersuchungen über den Entzündungsprocess an der Cornea von Kaninchen und Ratten in Folge von Impfung mit septischen Stoffen mitgetheilt. Als solche wurde mit Vorliebe peritonitisches Exsudat von Puerperen benutzt; die Impfungen wurden in gewöhnlicher Weise durch Einstich ausgeführt. In den meisten Fällen trat ausser der bekannten Bacterien Wucherung in den Spalträumen der Cornea von der Impfung aus eine entzündliche Infiltration auf, welche in einer Anhäufung von Rundzellen in den Spalträumen bei gleichzeitiger heftiger Conjunctivitis bestand. Veränderungen der Hornhautkörnchen, abgesehen von den Erscheinungen des Zerfalls in der nächsten Umgebung des Infiltrates. waren nicht vorhanden. Zuweilen blieb jedoch das entzündliche Infiltrat in der Umgebung der Sternfigur der gewucherten Bacterien ganz aus, und zwar führt Verf. dies Ausbleiben auf eine frühzeitig stattgehabte Regeneration des Epithels an der Impfstelle zurück, durch welche nun Einwanderung von Seiten der Conjunctiva her nicht stattfinden konnte. Es schlossen sich dann die Erscheinungen eines Zerfalls der Cornea-Körperchen unmittelbar an die Bacterien Vegetation an; Rundzellen waren da zwischen gar nicht vorhanden, dagegen liess sich vom Cornealrande her eine fortschreitende Infiltration mit solchen wahrnehmen. Um den Nachweis zu führen, dass in der That die Einwanderung der Rundzellen, welche die Infiltration der Impfstelle bildeten, von dem Conjunctivalsack aus stattfinde, setzte Verf. das eine von beiden inficirten Augen des Kaninchens einer continuirlichen Berieselung mit Kochsalzlösung aus, wodurch das Eintreten einer eiterigen Conjunctivitis ebenso wie des Infiltrates verhindert wurde, während sich die sternförmige Bacterien-Vegetation entwickelte. Von einer activen Betheiligung der CorneaKörperchen bei der Eiterbildung konnte also nicht die Rede sein.

Klemensiewicz (2) fand, in Uebereinstimmung mit Homen, jedoch unabhängig von ihm, in der entzündeten Frosch-Cornea nach Aetzung mit Argent. nitr. zahlreiche Hornhautzellen mit zweifellosen karyokinetischen Figuren, besonders an der dem Scleralrande zugekehrten Seite des Eiterringes um den Aetzbezirk. An den Wanderzellen fehlten die Kerntheilungsfiguren durchaus. Verf. hält es für zweifellos, dass die durch indirecte Theilung ver

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Metschnikoff (3) studirte bei niederen wirbellosen Thieren Vorgänge, welche er als Analoga der Entzündung höherer Thiere betrachtet. Er benutzte besonders die durchsichtigen Seesternlarven (Bipinnaria asterigera) und Weichthiere mit nicht abgeschlossenem Gefässsystem (Phylliroë), sodann Anneliden (Terebella). und endlich auch, zum Vergleich, Tritonenlarven. Bei den Bipinnarien ist der Raum zwischen Darmkanal und Cutis durch eine glashelle Gallerte mit Fibrillen und beweglichen sternförmigen Zellen. also einem wahren Schleimgewebe erfüllt. Wird in diese Gallerte ein Dorn, oder ein dünnes Glasröhrchen eingestochen, so häufen sich um diese Fremdkörper zahlreiche bewegliche Zellen an; ist der Fremdkörper mit körnigem Farbstoff, Carmin und dergl. beladen. so nebmen die Zellen diese Farbstoffe in sich auf; sie können ferner mit einander verschmelzen, vielkernige Plasmodien, Riesenzellen bilden, Erscheinungen, welche also ganz analog der typischen.Entzündungsform der höheren Thiere sich verhalten, abgesehen von der fehlenden Betheiligung des Gefässsystems.

Zwischen den weissen Blutkörperchen und den Bindegewebszellen der Wirbellosen ohne geschlossenes Gefässsystem besteht kein wesentlicher Unterschied: die Gewebszellen, welche vom Blutstrom fortgerissen werden, erscheinen als farblose Blutkörperchen der Ruhe strecken sie ihre Pseudopodien aus und werden wieder zu Bindegewebszellen. Wegen ihrer Fähigkeit Fremdkörper zu verzehren, nennt M. diese Zellen Phagocyten.

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Ganz in derselben Weise verhalten sich die beweglichen Zellen der Körperräume der Anneliden. Aber auch am Schwanze der Tritonenlarven und der Kaulquappen konnte sich Verf. von der activen Rolle der Phagocyten überzeugen; an den ersteren sah er, dass sich zweifellos die sternförmigen Bindegewebszellen an der Entzündungs - Reaction betheiligten, indem sie ihre Fortsätze einzogen und die fremden Körper verzehrten, während die Rolle der ausgewanderten farblosen Blutkörperchen ganz unbedeutend war. Bei der Kaulquappe war die Auswanderung sehr viel erheblicher, doch betheiligten sich auch hier die Bindegewebszellen an der Entzündung. Uebrigens sah. M. entgegen Cohnheim, dass auch bei vollkommener Stase ein Austritt von farblosen Blutkörperchen, also ein activer Vorgang stattfindet. Verf. nimmt nun an. dass zwischen den Phagocyten des Bindegewebes und den Endothelzellen der Gefässwand ein bestimmter organischer Zusammenhang besteht, und dass auch die letzteren, entsprechend den Beobachtungen von Stricker, contractil sind. Während Cohnheim der Ansicht war, dass chemische Veränderungen von der Stelle der Einwirkung eines Trauma oder eines andern Entzündungserregers sich den benachbarten Gefässwandungen mittheilen (z. B. am Rande der Cornea)

und auf diese Weise eine Läsion der letzteren mit nachfolgendem Austritt der farblosen Blutkörperchen veranlassen, ist nach M. eine Formveränderung der sternförmigen Zellen der Cornea und eine Contraction der Endothelzellen anzunehmen. M. betrachtet als Bestätigung seiner Theorie u. A. das Verhalten der Gefässe, in welchen Entzündungserreger, welche die Wandung von innen her reizen, circuliren, wie z. B. die Spirillen bei Recurrens. In diesem Falle verlassen die Leucocyten die Gefässe nicht, sondern wenden sich gegen die Entzündungserreger in den Gefässen selbst. Indem der Verf. das Wesen des Entzündungsprocesses als eine besondere Art der intercellulären Verdauung ansieht, ist er der Meinung, dass diese Lehre dem Geiste der Virchow'schen Cellularpathologie vollkommen entspricht, da sie der Lebensthätigkeit der Zellen den ersten Platz einräumt.

In den beiden oben citirten Arbeiten (4, 5) theilt Metschnikoff seine Untersuchungen über das gegenseitige Verhalten der „Phagocyten" zu Mikroparasiten mit, als besonderen Fall der intracellulären Verdauung, welche unter Umständen zur Vernichtung der parasitären Krankheitsursache führt. Dadurch werden die Phagocyten zu den Trägern der Heilkräfte der Natur. Bei der vom Verf. zuerst beobachteten Sprosspilzerkrankung der Daphnien werden die Parasiten durch die beweglichen Zellen aufgenommen und getödtet, wenn ihre Zahl nicht bereits zu gross ist. Als Object seiner Untersuchungen bei den höheren Thieren wählte M. die Milzbrand - Infection beim Frosch. Bekanntlich hatte bereits Koch nachgewiesen, dass beim Frosch diese Infection erfolglos bleibt und dass man die Milzbrandbacillen, oft in Form langer spiraliger Fäden in Rundzellen - zweifellos Leucocy ten antrifft. Nach M. handelt es sich auch hier um ein Aufgenommen werden der ersteren seitens der letzteren, ebenso wie er auch der Ansicht ist, dass die übrigen Mikroparasiten, die Bacillen der MäuseSepticämie, die der Tuberculose von Leucocyten, resp. von Riesenzellen gefressen werden Bei der MilzbrandInfection der Säugethiere, der Meerschweinchen und Kaninchen, scheint dies indess nicht stattzufinden; M. fand aber, dass das abgeschwächte Milzbrandgift sich in dieser Beziehung anders verhält, als das vollkommen virulente, indem die Bacillen des ersteren den Leucocyten nicht mehr Widerstand leisten können. Die Folgerungen, welche M. aus diesem Umstand mit Bezug auf die Immunität durch Impfung zieht, sowie die Details seiner Untersuchungen in parasitologischer Hinsicht eind ausserhalb des Bereiches dieses Referates.

(Wenn der Verf. die von ihm bei niederen Thieren nachgewiesenen, zweifellos sehr interessanten Vorgänge der intercellulären Verdauung als Grundlage seiner neuen Entzündungstheorie" bezeichnet, so sei dem Ref. die Bemerkung gestattet, dass von Seiten mehrerer Pathologen eine ganz ähnliche Auffassung schon seit Jahren vertreten wird. Ref. hat ausdrücklich den reinen Entzündungsvorgang, die Auswanderung der farblosen Blutkörperchen als zweckmässige Einrichtung in dem von M. angegebenen Sinne bezeichnet. Wie weit die Wanderzellen des Blutes und des Bindegewebes der höheren Thiere sich mit den Gewebszellen der wirbellosen decken und wie weit eine Schlussfolgerung von dem Verhalten der letzteren auf die ersteren berechtigt ist, ist noch nicht entschieden.

Zur Entscheidung der Frage, ob Eiterung stets durch Microorganismen oder auch ohne Mit

wirkung solcher, z. B. durch stark wirkende, chemische Agentien. Terpentin, Crotonöl u. dergl. hervorgebracht werde, eine Frage, welche bekanntlich durch die Versuche von Uskoff, Orthmann, Councilman in letzterem Sinne entschieden worden war, stellte Straus (7) von Neuem 46 Versuche an Kaninchen, Meerschweinchen. Ratten an, welchen Terpentin, Mischungen von Mandelöl und Crotonöl, heisses Wasser, Quecksilber, ferner feste Körper, Zeug, Hollundermark, Kork u. dgl. unter die Haut gebracht wurde. Die Methode, deren sich St. bediente, um ein Eindringen von Keimen zu verhüten, bestand darin, dass zunächst die Haut des Thieres in grösserer Ausdehnung rasirt, und dann eine Stelle mit dem Paquelin'schen Thermocauter tief gebrannt wurde: durch den entstandenen Schorf wurde sodann mit sorgfältig desinficirtem Messer ein Einstich gemacht und durch diesen vermittelst eines ausgezogenen Glasröhrchens die Flüssigkeit eingeblasen. Sodann wurde die Stichöffnung wiederum durch den Thermocauter verschlossen. Mit Terpentin wurden 18 Versuche gemacht; die eingebrachte Menge betrug ca. 2 g; die Thiere wurden nach 3-20 Tagen getödtet. In 13 Fällen fand St. keine Eiterung, aber eine mehr oder weniger vorgeschrittene Lösung des Gewebes; am häufigsten fand sich etwas trübe, nach Terpentin riechende Flüssigkeit. eine Emulsion von Terpentintröpfchen mit Leucocyten, welche solche Tröpfchen aufgenommen hatten. Dieser Zustand konnte noch nach 15-20 Tagen constatirt werden, wobei der Terpentingeruch immer noch wahrnehmbar war. Das Gewebe hatte in diesen Fällen ein macerirtes Aussehen, erwies sich aber sowohl frisch, als gehärtet als ganz frei von Eiterung und frei von Microorganismen, welche sich auch bei Uebertragung auf Pasteur'sche Kalbsbrühe nicht entwickelten. In 5 Fällen wurde dagegen dicker, gelber Eiter gefunden, der nach Terpentin roch; und in allen diesen Fällen wurden durch Gentianaviolet- oder Methylenblaufärbung sehr zahlreiche Micrococcen gefunden, welche denn auch nach der Uebertragung auf Bouillon sehr lebhaft wucherten.

Die Injection von 2 ccm Ol. crotonis und Mandelöl wurde in 5 Versuchen, und zwar in 4 Fällen ohne das Eintreten von Eiterung gemacht. Das Gewebe war an der Injectionsstelle mit einer Fettemulsion infiltrirt. In dem einen Falle, in welchem Eiterung eintrat, waren durch Färbung Micrococcen und kurze Bacillen nachweisbar.

Einführung von 10 g metall. Quecksilber unter die Haut von 5 Meerschweinchen hatten keine Eiterung zur Folge. Ebenso bewirkten sorgfältig desinficirte Stücke von Zeug. Hollundermark, Kork, sowie Stücke von weissem Phosphor niemals Eiterung. Es trat eine Abkapselung durch eine feste dünne Membran ein; in den Hohlräumen des Hollundermarkes fanden sich zahlreiche eingewanderte Leukocyten; an der Peripherie epitheloide Zellen, andere Zellen von Spindelform u. s. w. Str. unterscheidet demnach phlogogene und pyogene Substanzen; die letzteren sind aber stets durch Bacterien repräsentirt.

VII. Infection. Bacterien.

1) Bouley, H., La nature vivante de la contagion. Contagiosité de la tuberculose. 8. Paris. - 2) Certes, A., De l'action des hautes pressions sur les phénomènes de la putréfaction et sur la vitalité des microorganismes d'eau douce et d'eau de mer. Compt. rend. T. 99. No. 8. 3) Colin, G, Recherches expérimentales sur la conservation temporaire des virus dans l'organisme des animaux où ils sont sans action. Ibidem. T. 99. No. 18. (Hauptresultate ohne nähere Angaben: Virulente Substanzen können ihre volle Wirkung längere Zeit, 1--2 Wochen. bewahren, wenn sie Thieren beigebracht werden, welchen sie selbst unschädlich sind; auf andere empfindliche Thiere übertragen, können sie dann ihre Wirkung ungeschwächt entfalten. Unter Umständen können die Zwischenträger durch das Virus in ganz heterogener Weise afficirt werden, und dennoch als passive Vermittler der Infection wirken) - 4) Dowdeswell, G F., Report on experimental investigations on the intimate nature of the contagium in certain acute infection diseases. Brit. med. Journ. July 19. — 5) Flügge, C., Sind die von Zopf in seinem Handbuch über die Spaltpilze gelehrten Anschauungen vereinbar mit den Ergebnissen der neueren Forschungen über Infectionskrankheiten? Deutsche med. Wochenschrift. No. 46. (Es handelt sich um die Streitfrage der Specificität und Nichtspecificität der Bacterien formen, resp. um die Constanz oder Inconstanz derselben. Fl. spricht sich gegen den von Zopf eingenommenen Standpunkt aus, wonach Uebergangsformen zwischen Coccen, Stäbchen und anderen Formen innerhalb derselben Art vorkommen) 6) Frank, E, Ueber das Verhalten von Infectionsstoffen gegenüber den Verdauungssäften. Ebendas. No. 20. 7) Gasparini, L., Contributo allo studio dei virus. Parallelo fra il virus tifoso ed il difterico. Gazzetta medico ital. lomb No. 23 (Verf. sucht diesen vermeintlichen Parallelismus sowohl durch ätiologische oder symptomatologische und anatomische Thatsachen, als auch durch die günstige Wirkung der gleichartigen Behandlung zu begründen.) -- 8) Klein, E., Micro-Organisms and Disease. With 108 Engr. 12. London. 9) Klepetar, Meine Ansichten über die Infectionskrankheiten und namentlich über die noch räthselhafte Immunität. Allgemeine Wiener med. Zeitung. No. 27, 28. (Ganz willkürliche Annahme, dass die Mikroorganismen sich in bestimmten Drüsen ansiedeln, welche ihnen die nothwendigen Nahrungsstoffe liefern, und dann durch die Eindringlinge zerstört und für später unbrauchbar werden.) — 10) Neelsen, F., Wie lassen sich die klinischen Begriffe ,.Sephthaemie" und „Pyämie" den neueren Erscheinungen der Pathologie adaptiren? Arch. f. klin. Chir. XXX. 4. 11) Perroncito, E., Trasmissione del carbonchio col mezzo delle vie digerenti. Arch. per le science med. VII. No. 21. 12) Schütz, J., Zur Lehre der acuten Infectionskrankheiten. Prager med. Wochenschrift. IX. 27. (Unterscheidung allgemeiner und localer Infectionskrankheiten; zu letzteren will S. auch Diphtheritis und Cholera rechnen.)

Dowdeswell (4) berichtet über Versuche. welche er seit einer Reihe von Jahren über Davaine's Septicaemie bei Kaninchen und Pasteur's Septicaemie bei Meerschweinchen angestellt hat. Die erstere wurde in der Weise hervorgerufen, dass einige Tropfen in der Regel fünf faules Rinderblut (am besten vom 5. bis 10. Tage besonders im Sommer; nach längerer Dauer der Fäulniss verlor sich die Wirksamkeit unter die Rückenhaut eines Kaninchens eingespritzt wurden. Trat die Infection ein. was meist der Fall war so erfolgte der Tod unter characteristi

schen Symptomen nach etwa 40 Stunden. Besondere Organveränderungen waren nicht vorhanden; die Fäulniss trat sehr schnell nach dem Tode ein. Ein Tropfen des frischen Blutes hatte den Tod eines zweiten Kaninchens zur Folge; ein Tropfen Blut des letzteren hatte in einer Verdünnung auf das 10 bis 100 bis 1000 bis 10000 und 100000 fache noch tödtliche Wirkung innerhalb 24-27 Stunden. So wurde die Infection bis zur 6. Generation fortgesetzt; von diese wurde ein Tropfen Blut bis auf das 100 Millionenfache verdünnt; cine tödtliche Infection trat noch mit einem Tropfen der 10 millionenfachen Verdünnung ein, wäh rend ein Tropfen der 100 millionenfachen Verdünnung nur einen Abscess hervorrief; in anderen Fällen trat auch bei der 100 millionenfachen Verdünnung tödtliche Infection ein, darüber hinaus war der Erfolg unsicher. Es findet indess weder eine Zunahme der Infectiosita mit den Generationen statt, wie Davaine annahm, nach einer Abkürzung der Incubationsdauer, wie Coze und Feltz glaubten.

Das Blut enthielt in allen Fällen in grossen Mengen kleine meist zu zweien zusammenhängende kurze Stäbchen.

Pasteur's Septicaemie bei Meerschweinchen wurde durch Injection einiger Tropfen faulen Blutes, oder auch verdünnten Ammoniaks in die Bauchhöne erhalten. Von der serösen Flüssigkeit aus der Bauchhöhle oder den Bauchdecken (welche zahlreiche Bcillen enthielt), wurden eine kleine Quantität (0.05 bis 0.022 com in die Bauchhöhle eines zweiten Thieres eingespritzt, worauf der Tod eintrat, während bereits der zehnte Theil dieser Menge unwirksam war. Die Infectiosität ist demnach bei dieser Form sehr viel ge ringer, als bei jener. Der Bacillus, welcher sich in der Oedemflüssigkeit findet, ähnelt dem Milzbrand- und Heubacillus und ist identisch mit dem Koch'schen Bacillus des malignen Oedems. Derselbe bildet bereits in den Geweben des lebenden Körpers zahlreiche Sporen, was der Bacillus anthracis bekanntlich nicht thut.

Dowdeswell untersuchte ferner die Frage nach dem etwaigen Vorkommen der Keime jener beiden Bacterienformen im Körper der gesunden lebender Thiere, zunächst mit Rücksicht auf die Behauptung Rosenberger's. dass nach der Injection der sorg fältig sterilisirten Extracte septicämischen Blutes in dem Blute der Thiere wieder dieselben Bacterienförmen auftreten sollen, dass es sich also um eine Entwicke lung der vorhandenen Keime auf Grund der septischen Vergiftung handeln müsse. D. stellte den Versu h in verschiedener Weise an, indem er zuerst das Blut eines septisch gestorbenen Meerschweinschens nach Verdünnung und Zusatz von 1 pCt. Kali carb. in luftleeren Glasröhren auffing. diese dann in Salzlösu: g kochte und nach Abschmelzung der Spitzen noch eine Stunde auf 140° erhitzte. Die Infection von 1 cem dieser Flüssigkeit war erfolglos.

Mehrere Versuche derselben Art wurden mit dem Septicaemieblut der Kaninchen angestellt, in zwei Fällen ohne inficirende Wirkung; in einem dritten Falle

dagegen, in welchem das Blut im Glasrohr auf 120° erhitzt worden war, trat der Tod an Septicaemie dennoch ein. Es wurden daher die Versuche nochmals in der Weise wiederholt, dass das Blut in Glaspipetten mit ausgezogener Spitze aufgefangen wurde, welche sodann 6 Stunden hindurch auf 100, dann noch eine Stunde lang auf 130° erhitzt wurden. Die Injection von 0,6 resp. 1.1 ccm von dem so behandelten Blute hatte keinen Erfolg mehr; die Thiere blieben gesund und es erschienen auch keine Micro-Organismen in ihrem Blute.

Sodann stellte Verf. einige Versuche mit Papaiin (Papayotin) an, mit Rücksicht auf die bekannte Behauptung Rossbach's. dass nach der Injection dieser Substanz im Blute der lebenden Thiere massenhafte Microorganismen auftreten. Zunächst betont Verf. mit Recht, dass das Papayotin keine reine Substanz ist. sondern in der Wärme in gelöstem Zustande sehr bald Pacillen in grosser Anzahl entwickelt. Ein Cubikcentimeter einer 10 proc. Lösung, welche mit antiseptischen Cautelen bereitetet war, wurde einem Kaninchen in die V. jugularis injicirt; nach 50 Minuten trat der Tod ein; es fanden sich aber im Blut. weder durch Färbung, noch durch Probeimpfung auf Nährflüssig keiten, Mikroorganismen. Ein zweiter Versuch hatte denselben Erfolg. (Verf. constatirte eine starke Vermehrung der Blutplättchen.)

Dowdeswell tödtete endlich ein Kaninchen und ein Meerschweinchen durch Erstickung und legte die getödteten Thiere in den Brutkasten. Nach 24 Stunden war starke Auftreibung durch Gas und vorgeschrittene Fäulniss eingetreten. Im Blut des Herzens und der anderen Organe des Kaninchens befanden sich lediglich nicht besonders zahlreiche Bacillen, ähnlich denen des malignen Oedems, keine Spur des Davaineschen Organismus. Auch beim Meerschweinchen fand sich derselbe Bacillus. Bemerkenswerth ist die Abwesenheit von Bacterium Termo, welches in faulendem Blut in der Wärme sonst sofort auftritt.

Verf. berichtet schliesslich über die Ergebnisse seiner Culturen der beiden fraglichen Bacterienformen (doch ohne Anwendung fester Nährböden); bemerkenswerth ist die Beobachtung, dass die Bacillen der Pasteur'schen Septicaemie in lufileeren Glasröhren mit Nährflüssigkeit lebhaft Sporen bildeten. Während er den Organismus der Davaine'schen Septicaemie zweifellos für die Ursache der letzteren hält. ist ihm dies bei der Pasteur'schen Septicaemie zweifelhaft, da die infectiöse Wirkung des Serum bei Anwendung von weniger als 0,01 ccm ausblieb, obwohl eine Unmasse von Bacillen in diesem Quantum Flüssigkeit vorhanden sein mussten. Er ist geneigt, hier der toxischen Wirkung eine gewisse Rolle zuzuschreiben.

Neelsen (10) ist der Ansicht, dass die sog. Sepht haemie des Menschen keine reine „Mykose" ist, wie z. B. die Pasteur'sche (richtiger Davaine's) Septicaemie des Kaninchens, sondern dass sie eine Combination verschiedener Processe darstellt, der Entzündung am Orte der Infection, der Allgemeininfection durch Wucherung von Microorganismen und der Ver

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giftung durch Fäulnissprodukte. Die letz tride Intoxication, ist am genauesten bekan. auch die einzelnen dieselbe hervorrufenden Stof nicht hinreichend erforscht sind. Die Wucherung Microorganismen im Blute, welche in der Regel den acuten Mycosen der Thiere gleichgestellt wird, unterscheidet sich doch wesentlich insofern von den letzteren, als man beim Menschen im Leben thatsächlich nur sehr spärliche Microorganismen vorfindet. Dass sie vorhanden sind, davon kann man sich an frischen Organ (besonders Lungen-) stücken durch mehrstündige Aufbewahrung bei Körpertemperatur überzeugen; jeder der spärlich vorhandenen Keime liefert denn die bekannten intracapillaren Wucherungen. Metastatische Herde, Entzündungserscheinungen an der primären Infectionsstelle brauchen nicht vorhanden zu sein, obwohl sie selten fehlen. Bei der geringen Zahl der Microorganismen ist anzunehmen, dass die tödtliche Allgemeininfection durch ein lösliches von jenen abgesondertes Gift eintritt. noch ehe eine stärkere Wucherung jener zu Stande kommen kann („, Toxische Mykosen"). Die Giftstoffe selbst. welche den einzelnen Formen zukommen, sind noch darzustellen. Die Zahl der Entzündung und Eiterung erregenden Microorganismen ist eine sehr grosse; dieselben können je nach den anatomischen Verhältnissen in sehr verschiedener Weise zur Wirkung kommen; für die Formen der metastasirenden Eiterungen. also die eigentliche Pyämie postulirt der Verf. aber specifische Erreger, Allerdings können auch andere pyogene Organismen Metastasenbildung bedingen (Sephthämie mit lymphatischen oder phlebitischen Metastasen), die wahre Pyämie ist aber auch eine specifische Krankheit sui generis, welche zu ihrer Entwicklung einer Verwundung oder einer schon bestehenden Eiterung nicht bedarf. aber auch als Complication zu allen Formen der Wundinfectionskrankheiten hinzutreten kann.

Frank (6) beschäftigte sich ebenso wie Falk (s. d. Ber. f. 1883. I., 236) mit der wichtigen Frage, wie sich Infectionsstoffe gegenüber den Verdauungssäften verhalten. Erstens stellte er einen wässerigen Aufguss tuberculöser Menschenlunge her, welcher eine grosse Menge Tuberkelbacillen enthielt Dieser Aufguss wurde in verschiedenen Portionen mit Pepsin 1: 1000. Pepsin (1 : 2000) und Salzsäure (0,05-01 pCt.), mit Salzsäure allein und mit 0,3 pCt. Galle versetzt, sodann 1-6 Stunden im Brutkasten aufbewahrt und Kaninchen in Mengen von 5-8 ccm in die Bauchhöhle injicirt. Alle Thiere, welche nicht an intercurrenten Erkrankungen starben, zeigten nach 6 Wochen ohne Unterschied ausgebildete Tuberculose. Dasselbe Resultat ergab eine zweite Versuchsreihe mit etwas stärker concentrirter Salzsäure (circa 0.3 pCt.). Die Infectionsfähigkeit der Flüssigkeit wurde also durch die Verdauungssäfte nicht aufgehoben. Zweitens wurde frisches Blut oder Milzsubstanz vom Milzbrand (3-4 Tropfen Blut mit 10 ccm Wasser) in der gleichen Weise behandelt. Das mit Pepsin versetzte Material tödtete die Versuchsthiere binnen 24 Stunden, die Galle enthaltende Flüs

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sigkeit erst nach 21, bis 4, Tagen; dagegen blieb die mit Salzsäure oder mit Pepsin und Salzsäure behandelte Flüssigkeit wirkungslos. In einer zweiten Versuchsreihe war das mit 0.12 pCt. Salzsäure versetzte Milzbrandmaterial nach einer Stunde noch virulent, nach 6 Stunden dagegen wirkungslos; Zusatz von 1.5 1000 Pepsin und 0.06 pCt. Salzsäure reichte hin, um die Infectiosität in einer Stunde aufzuheben,

Perroncito (11) kommt auf Grund einer Reihe von Experimenten an Meerschweinchen und weissen Mäusen zu dem Schluss, dass 1. Milzbrandinfection durch die Verdauungswege leichter vermittelst der Sporen als der Bacillen hervorgebracht wird; 2. dass einzelne der letzteren vielleicht den Magen passiren können und sodann an Darmstellen. welche des Epithels beraubt sind, eindringen; 3. dass der sogenannte spontane Milzbrand hauptsächlich durch die Verdauungswege, und zwar durch Vermittelung von Sporen, entsteht; 4. dass auch die Sporen, um die Infection hervorzurufen. dss Epithels beraubte Stellen der Darmschleimhaut treffen müssen.

Certes (2) untersuchte das Verhalten der Fäulnissprocesse unter Anwendung eines sehr hohen Druckes, indem er Vegetabilien mit Meerwasser in dem Apparat von Cailletet längere Zeit unter 350 bis 500 Atmosphären conservirte. Es zeigte sich, dass Fäulniss und Entwickelung von Microorganismen unter diesem Druck (bei gewöhnlicher Temperatur) ebenfalls von Statten geht. Die Dauer eines Versuches, in welchem es zur vollständigen Zersetzung der benutzten Vegetabilien kam, betrug 42 Tage. Die erhaltene Flüssigkeit unterschied sich allerdings in gewisser Weise von der Controlsubstanz, in welcher die Zersetzung bei gewöhnlichem Druck stattgefundeu hatte. Sie reagirte sauer, während die letztere alkalisch war, sie war geruchlos, während diese ekelerregend roch. Die sehr zahlreichen Microben der beiden Infuse waren einander verschieden. Höher stehende Organismen, wie Infusorien, selbst Räderthierchen, blieben 24-72 Stunden unter dem angegebenen Drucke am Leben; ihr Absterben hing vermuthlich mit dem Sauerstoffmangel zusammen, wenigstens konnten in einer Infusion mit reichlicher Luft Infusorien noch nach 21 Tagen bei 350 Atmosphären lebend gefunden werden. Von Interesse ist, dass Milzbrandblut nach 24 stündiger Einwirkung von 600 Atmosphärendruck seine Virulenz noch vollständig besass.

Tuberculose.

unter

1) Arloing, S., Nouvelles experiences comparatives sur l'inoculabilité de la scrofule et de la tuberculose de l'homme au lapins et au cobaye. Compt. rend. T. 99. No. 16. Lyon méd. No. 44. 2) Benda, C., Untersuchungen über Miliartuberculose. Berl. klin. Wochenschr. No. 12. 3) Chauffard, A. et A. Gombault, Etude expérimentale sur la virulence tuberculeuse de certains épanchements de la plèvre et du péritoine. Gaz. hebd. No. 35.4) Verchère, F., Des portes d'entrée de la tuberculose. Thèse de Paris. 126 pp. 5) Wargunin, W., Ueber die bei Hunden durch Inhalation der Sputa phthisischer Individuen und anderer organischer Substanzen erzeugten Lungenerkrankungen. Virchow's Archiv. Bd. 96. S. 366.

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Wargunin (5) hat noch vor dem Bekanntwerden der Koch'schen Entdeckungen eine Anzahl Versuche

über die Wirkung inhalirter zerstäubter Substanzen auf die Lungen von Hunden angestellt.

Die Thiere wurden in geräumigen Holzkästen der mit dem Dampfpulverisator zerstäubten Flüssigkeit ausgesetzt. Der Apparat befand sich ausserhalb des Kastens, um die Temperatur in demselben nicht zu sehr zu steigern. Die zu zerstäubende Flüssigkeit wurde mit verschiedenen Substanzen präparirt, mit Sputum von Schwindsüchtigen, dem eines Emphysematikers, mit Schweizerkäse und mit Weizenmehl. Die Hunde, welche nach einer gewissen Zahl von Einathmungen (20 und mehr, in einigen Versuchen weniger) längere Zeit zurückgestellt wurden, blieben bis zur Tödtung auf dem Lande in guter Luft und Pflege. Die Versuche zerfallen in drei Kategorien; die ersten elf wurden m.t dem Sputum von Phthisikern ausgeführt.

Der Sectionsbefund war bei allen Thieren, welche nach 40-78 Tagen getödtet wurden, ohne Ausnahme der nämliche: die Lungen zeigten macroscopisch das Bild der acuten Miliartuberculose; äusserst zahlreiche blassgraue Knötchen, welche mit einem emphysematösen Hof umgeben waren: die übrigen Organe waren normal. Nur bei zwei Thieren, welche erst am 111.. resp. am 207. Tage getödtet wurden, fanden sich die Knötchen nicht. Verf. ist der Ansicht, dass diese Thiere bereits geheilt waren.

Gegenüber diesen Versuchsresultaten war es auffallend, dass auch die Inhalationen zerstäubter, sorgfältig durch 3 maliges Aufkochen und Zusatz von 2 proc. Carbolsäure desinficirter Sputa von Phthisikern bei einem der drei benutzten Versuchsthiere genau dieselbe Wirkung hervorbrachten; dieser Hund war am 24. Tage nach Beginn des Versuches getödte: die beiden übrigen bereits am 18. resp. 20 Tage. Verf. hält die Kürze der Zeit in diesen beiden Fällen für die Ursache des negativen Befundes. Die Möglichkeit wäre allerdings auch vorhanden, dass bei dem einen Versuche die Desinfection der Sputa nicht hinreichend gewirkt hätte. In der 3. Versuchsreihe wurden zur Inhalation die oben erwähnten Substanzen benutzt. wobei sorgfältig auf eine Befreiung von gröberen Partikeln durch Filtration geachtet wurde. Bei einem Thier, welches zerstäubtes Sputum eines Emphysematikers mit Bronchialcatarrh (ohne Sectionsbefund) einathmete, fanden sich nach 64 Tagen genau dieselben Knötchen in den Lungen, bei zwei Thieren, welche Käse Emulsion erhielten. ebenfalls, während sie bei einem dritten fehlten. Von zwei Thieren, welche Weizenmehl mit kaltem Wasser verrührt, inhali ten, hatte das eine bei der Section mohnkorn- bis hanfkorngrosse Knötchen in der Lunge, das andere, welches erst nach 150 Tagen getödtet wurde, war normal. Bei der microscopischen Untersuchung erwiesen sich die Knotchen in allen Fällen von sehr übereinstimmendem Bau. und zwar als Gruppen von infiltrirten Alveolen, in deren Mitte häufig ein gefüllter Bronchus vorhanden war. Die Füllungsmasse der Alveolen wird durch gequollenes und desquamirtes Epithel gebildet, während die Wandung der Alveolen sich durch Wucherung ihrer zelligen Elemente verdickt; in der Mitte des Knötchens entsteht endlich ein compactes Gewebe, in welchem

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