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(Vergl. oben Entwickelung der Wirbellosen.) 29) Weissmann, Ueber die Vererbung. Freiburger Rectoratsrede. Jena (Alle Abänderungen sind aus primären Keimesänderungen herzuleiten.)

Albrecht (1) kann nicht glauben, die Schwimmblase der meisten Fische sei der Lunge der Amnioten und Amphibien homolog, wie bisher allgemein angenommen worden ist. Denn erstere geht von der dorsalen Wandung des Nahrungscanales, die Lunge aber von der ventralen Oesophaguswand aus. Dagegen ist die Schwimmblase von Polypterus und einigen Gymnodonten der Lunge höherer Wirbelthiere homolog, weil sie wie diese an der Ventralseite entspringt. Ja, die Diodonten und Tetrodonten haben sogar zwei Schwimmblasen. eine dorsale und eine ventrale, die letztere will A. hier und auch bei Polypterus lieber Stimmblase (vessie oratoire) nennen. Beim Schwein findet sich, wie Gratia an A. mittheilte, ein retro-oesophagealer Blindsack, wie die erste Schwimmblase zwischen Wirhelsäule und Oesophagus gelegen, von Fingerweite und 5-6 cm Länge. Dies ist abgesehen von Oesophagusdivertikeln beim Menschen bisher die einzige Spur eines Schwimmblasenrudimentes bei höheren Vertebraten. Sein Auftreten ist als Atavismus aufzufassen. Das Coecum pharyngeum des Schweines, Pferdes, Esels, Rindes hat damit nichts zu thun und ist nichts weiter als die zwischen den Tubae Eustachii gelegene Partie des Schlundkopfes; ebensowenig entsteht jenes Divertikel auz der Rathke'schen Schlundtasche, deren Existenz A. bekanntlich ein für allemal bestreitet.

Renson (22) erhob gegen die Darstellung Albrecht's sogleich mehrere Einwendungen, die mehr auf Analogiegründe, als auf wirkliche Homologisirungen hinauszulaufen scheinen. Albrecht (2) erwiederte darauf mit einer ausführlicheren Darlegung der bisher existirenden Theorien und der Schwierigkeiten oder Widersprüche, zu welchen sie führen müssen. (Vergl. auch den nächstjährigen Bericht.)

Die überzählige Zehe, welche beim gewöhnlichen Pferde selten, nach H. v. Ichering's Schätzung (Kosmos, 1884 Ref.) in Brasilien weit häufiger vorkommt, ist nach Boas (4) keineswegs immer atavistisch oder als Rückschlag auf Hipparion zu deuten; sicher sind in dieser Hinsicht nur zwei Fälle: die von Boas und Wood-Mason, wahrscheinlich auch die von Wehenkel und Ercolani. Gewöhnlich beruht die Polydactylie auf einer Missbildung, nämlich einer unvollständigen Verdoppelung des Fusses, wobei der überzählige Anhang ein verkümmertes Spiegelbild des betreffenden Fusses selbst darstellt.

Die phylogenetische Stellung der Hirudine en bespricht Bourne (5). Entweder gehören sie nach Lankester zu den Plathelminthen, nach P. J. van Beneden speciell zu den Trematoden. resp. nach C. Vogt und Lang zu den Tricladen, oder sie stehen nach Cuvier, Leydig, de Quatre fages etc. den Anneliden näher, speciell nach Hatschek und Balfour den Chaetopoden. B. erörtert ausführlich die verschiedenen Möglichkeiten und kommt zu der Annahme einer Stammesverwandtschaft mit den Tricladen, Trematoden und Cestoden, die theilweise dege

nerirte Formen sein könnten; schliesst sich somit an Leuckart und Lang an.

Carlier's (7) drittes Extremitäten paar des Menschen ist der Unterkiefer. Zu den ehemaligen drei Schädelwirbeln kommen zwei Gesichtswirbel; das Jacobson'sche Organ dient dem Tastsinn. Weitere Proben aus dieser, wie es scheint von Sappey patronisirten Leistung s. bei Sage mehl (23). Hier soll nur noch im Allgemeinen bemerkt werden, dass der in allen Culturländern recipirte Unterschied von Analogie und Homologie der Carlier'schen Arbeit fremd geblieben ist.

Nach einer ausgedehnten Untersuchung kommt Cholodkovsky (8) zu dem Resultat, dass bei den Lepidopteren das Vorhandensein von sechs Malpighi'schen Gefässen als der häufigste, normale oder definitive Typus zu betrachten sei; derselbe wurde bei 21 Genera gefunden. Der embryonale oder atavistische Typus hat nur zwei Malpighi'sche Gefässe, so zeigt es sich, wie gesagt (s. oben S. 102, Wirbellose), bei Tineola biselliella, pellionella und Blastophana) rusticella Ein anomaler Typus ist es, wenn, wie bei Galleria cereana; jederseits ein stark verzweigter Gefässbaum auftritt. der an die Verhältnisse bei Scorpionen und einigen Crustaceen erinnert. Formen wie bei Tinea misella sind hierbei nicht berücksichtigt und die Existenz von vier Malpighi'schen Gefässen bei dieser Raupe zweifelhaft, weil man auch deren sechs herausrechnen kann, insofern zwei Aeste des gemeinschaftlichen Stammes sich sehr bald wieder dichotomisch theilen. Die Macrolepidopteren, von denen 36 Genera untersucht wurden, haben ebenfalls sechs Malpighi'sche Gefässe; bei einigen Sphinx-Arten sind sie stark verzweigt.

Dahl (9) sucht die Entstehung secundärer Geschlechtsunterschiede mancher Spinnen unter der Annahme geschlechtlicher Zuchtwahl folgendermassen zu erklären.

Zur möglichst vollkommenen Ausnutzung aller vorhandenen Verhältnisse auf der Erde war nicht nur eine immer weiter gehende Arbeitstheilung in Bezug auf die Organe nöthig eine Arbeitstheilung, die schliesslich bis zur Trennung der Geschlechter führte, sondern auch eine immer weiter gehende Spaltung in Arten. Bei der Spaltung einer Art in zwei oder mehrere neue muss bei jeder der neu entstehenden Formen ein Vortheil entweder auftreten oder doch sich weiter entwickeln, den die ursprüngliche Art nicht in gleichem Maasse besass. Ebenso müssen die Vortheile der entstehenden Arten verschieden sein. Nur so lässt sich eine Spaltung verstehen. Die neuen Formen lassen sich also alle recht wohl noch vollkommener denken, als sie sind. Die Mittelformen, welche die erhaltungsmässigen Eigenschaften der entstehenden Arten nicht besitzen, müssen zu Grunde gehen. Ihre Existenz ist also für immer unmöglich gemacht. Würde man im ganzen Stammbaum der lebenden Wesen die Spaltungen verfolgen können, so müsste man bei wiederholter Anwendung des gleichen Schlusses zu dem Resultate kommen, dass auch die Urorganismen jetzt nicht existenzfähig sind, dass also eine Urzeugung jetzt unmöglich ist. Ferner muss man annehmen, dass alle zusammen lebenden Thiere gleich vollkommen sind und keines im höchsten Grade vollkommen, mit anderen Worten, dass bei allen Thieren viele indifferente Aenderungen möglich sind, welche die Existenz nicht gefährden würden. Die Spaltung einer Art ist, wenn

die neu entstehenden Arten zusammen an demselben Orte leben, nur dann möglich, wenn sich bei ihnen allmälig auch ein Wohlgefallen an dem Nahestehenden entwickelt. Es würden sich die Formen sonst immer wieder vermischen und die untergehenden immer in derselben Anzahl wieder auftreten. Jenes nothwendige Wohlgefallen an nahestehenden Merkmalen und die Thatsache, dass die Organe sich bei jedem Thier in indifferenter und sogar nachtheiliger Weise verändern können, genügen Dahl um Alles zu erklären.

Manche Thiere stellen sich todt, wenn sie sich in Gefahr glauben; sie bleiben nach Darwin (11) bewegungslos, nicht um den Tod nachzuahmen, den sie gar nicht kennen, sondern um unbemerkt zu bleiben.

Die Hauskatze ist nach Eimer (13) dieselbe Art wie die nubische Katze. Felis manicula. Ja, die wilde Katze, Felis catus, stammt entweder von der Hauskatze oder von der Nubierin ab, oder hat mit der letzteren einen gemeinschaftlichen Stammvater, vielleicht Felis javanensis minuta oder Felis viverrina.

Nach einer längeren Auseinandersetzung über die Methode entwickelungsgeschichtlicher Vergleiche verbreitet sich Goette (14) über die Verwandtschaftsbeziehungen der Würmer. Nach den ausführlich geschilderten Verschiedenheiten der Enfoderm-Entwickelung ergiebt sich die Verwandtschaftsreihe: Acoela

Rhabdo-, Dendrocoela Nemertinea Nematodes. Im Einzelnen werden abgehandelt: die Turbellarien, Nematoden, Gephyreen und Anneliden, die Blastula und die Gastrula, die Grundlagen der Bilateralsymmetrie, die Erzeugnisse des Ectoderms, das Entoderm (s. oben), die Larven formen und der Stammbaum. Ein zweites Capitel beschäftigt sich mit der Entwickelung von Sagitta Balanoglossus und den Ecchinodermenlarven. das dritte mit den Würmern und den Coelenteraten, ein viertes mit den Würmern und den übrigen Bilateralien.

In den Schlussbemerkungen unterscheidet G. genau die von ihm sogenannten Homoidien und die Homologien. Das Merkmal der ersteren ist der Mangel einer Uebereinstimmung der gesammten vorhergehenden Entwickelung. Sie gründet sich nur auf die organologische Uebereinstimmung der Endformen, ohne welche sie nicht bestehen kann und muss von der Begründung der Stammesentwickelung (Phylogenie) ausgeschlossen werden. Von der ganzen Organologie steht die Histologie in der innigsten Beziehung zur Physiologie und unsere übrigens höchst mangelhaften Kenntnisse in der Physiologie der Thiere gründen sich zum grössten Theile auf Analogieschlüsse aus den histologischen Befunden, also auf Homoidien.

Ref. möchte dazu bemerken, dass man auf diesem Wege wohl zu Hypothesen gelangt, deren Erweis oder Widerlegung jedoch erst auf experimentellem Wege erbracht werden muss. Wenigstens wenn es sich um Dasjenige handelt, was man heutzutage als wirklich exacte Physiologie zu bezeichnen pflegt. Was die Einzelheiten anlangt, so glaubt G., dass die Echinodermenlarven von pleurogastrischen Bilateralien abstammen, ihre Bilateralsymmetrie sei metaphorische Lar

venbildung; Sagitta zeigt eine unmittelbare genetische Uebereinstimmung nur mit den genannten Bilateralien. Deshalb brauchen aber die Echinodermen nicht von sagitta ähnlichen Würmern sich abgezweigt zu haben. Vielmehr dürfte sich Sagitta weniger von der gemeinsamen bilateralen Stammform entfernt haben, als die Echinodermen und im Allgemeinen lässt sich nur sagen, dass die Chaetognathen und die Echinodermen zweierlei Endformen eines Stammbaumes von pleurogastrischen, den hypogastrischen coordinirten Bilateralien sind. So verschwindet denn die befremdliche Isolirung, welche Sagitta gegenüber den hypogastrischen Würmern zeigte. Vielleicht gelingt es durch die noch ausstehende Entwickelungsgeschichte der Balanoglossuslarve Tornaria den Nachweis zu führen, dass zu jenem Stamm pleurogastrischer Bilateralien auch die Enteropneusten gehören. Letztere wären dann den Echinodermen noch näher verwandt als die Chaetognathen.

Die Chordaten stimmen nach G. in ihrer Embryonalentwickelung so wesentlich überein, dass ihre Abkunft von einem gemeinsamen Stamme gesichert erscheint. Die Wurzeln dieses Stammes sind mit viel grösserer Wahrscheinlichkeit bei dendrocoelenartigen Würmern als bei irgend welchen anderen Bilateralien anzunehmen. Die Aehnlichkeit der pleurogastrischen Bilateralform der Chordaten und Chaetognathen, sowie diejenige der Mesodermbildung von Amphioxus und Sagitta sind vorderhand nur als Homoidien (s. oben) zu bezeichnen. Es stellt sich also die Cenogenie in gewissem Sinne als eine nicht länger haltbare Hypethese heraus. (Vergl. oben S. 74.)

Haacke (16) erhielt eine weibliche Echidna hystrix lebendig, welche in der Mammartasche ein Ei trug, das jedoch in Zersetzung übergegangen war. Dies bestätigt die Ansicht Owen's und die Behauptung der alten australischen Ansiedler vom Eierlegen der Schnabelthiere und wird geeignet sein, die Kluft zwischen den Säugern und den Oviparen zu überbrücken (vergl. oben Duval, Entw. der Vögel). Ornithorhynchus paradoxus ist ebenfalls ovovivipar (s. den nächsten Ber.). Unabhängig von Haacke hatte zu gleicher Zeit (29. Aug.) Caldwell zufolge einer Mittheilung Liversidge's Eier von Echidna und Platypus (Ornithorhynchus) beobachtet: sie sind merobla stisch (Der Naturforscher, 1885. No. 1. S. 7).

Hasse (17) untersuchte die Entwickelung der Wirbelsäule der Knorpelganoiden (Acipenser ruthenus, sturio) und Dipnoer (Protopterus annectens, Ceratodus). Die Chordascheide der ersteren, sowie der Cyclostomen ist chordalen Ursprunges und der sog. Cuticula chordae oder der Elastica interna der Amphibien und Amnioten homolog. Sie entsteht ihrem wesentlichen Bestandtheile, der Faserschicht nach, in derselben Weise wie das Dentin und hat abgesehen von der Verkalkung oder Verknöcherung auch denselben Bau. Die sceletogene Schicht wie die Bindesubstanz überhaupt entsteht nach Hasse zuerst durch Auswanderung von embryonalen Blutzellen aus der Aorta. Gegen Froriep (1883) wird bestritten, dass

die Wirbelkörper nicht aus einer selbständigen Anlage hervorgehen, wie es bei den am meisten cranialwärts gelegenen Wirbeln bei höheren Amnioten den Anschein hat, sondern aus den Arcus. Die Elasmobranchier sind ursprünglich mit einer durch Ausbildung einer Elastica externa ausgezeichneten, selbständigen Wirbelkörperanlage versehen, während die Tectobranchier ursprünglich einer solchen selbständigen Wirbelkörperanlage entbehren. Jene Elastica kann, um die verschiedene Entstehungsweise zu präcisiren. als Elastica sceleti bezeichnet werden, die Elastica der Tectobranchier als Elastica chordae und die Elastica interna aut. als Cuticula chordae.

Derselbe fügte ferner der Charakteristik der Pisces aspondyli, nämlich der Marsipo-, Tecto- und Elasmobranchier Einiges auf den Bau der Wirbelsäule sich beziehendes hinzu. Die niedrigste Form repräsentiren auch in dieser Hinsicht Myxine und die Petromyzonten. bei denen sich von Entwickelung von Wirbelbestandtheilen kaum eine Spur findet. Bei den Knorpelganoiden und Dipnoern baut sich die Wirbelsäule wesentlich aus der Chorda und den Chordaderivaten auf. die wie gesagt aus dem Aortensystem hervorgehende skeletogene Schicht spielt nur eine secundäre Rolle, während das Umgekehrte bei den Elasmobranchieren der Fall ist. Letztere haben sich also von den Stammformen weiter entfernt, als die Dipnoer und Knorpelganoiden. Die letztgenannten Ganoiden bewahren den ursprünglichen chordalen Aufbau der Wirbelsäule am reinsten. sie nebst den Dipnoern stellen von den Elasmobranchiern verschiedene Entwickelungsreihen dar. die nicht aus einander hervorgegangen sind. Die Elasmobranchier besitzen nämlich ein skeletogenes Axenskelet; die gemeinschaftlichen Stammformen sind vielmehr in den Pisces aspondyli zu finden.

Paläozoische Vorgänger der Knorpelganoiden und Dipnoer nennt H. Tectobranchi polyspondyli. Bei diesen war das Skelet der hinteren Extremität demjenigen der vorderen analog, nicht aber homolog und unabhängig von dem Kiemenskelet selbständig in der Extremitätaxe entstanden. H. hält diesen Ausspruch in Betreff aller Wirbelthiere für gültig (womit die bisherigen zahlreichen Discussionen über die Homologien der beiden Extremitätenpaare beendigt sein würden, Ref.).

Nach Lankester (19) scheinen Rhabdopleura und Cephalodiscus degenerirte Lamellibranchier zu sein. Das Buccalschild der ersteren ist nicht dem ventralen Molluskenfuss homolog, wie L. früher glaubte. sondern vielleicht dem Mantel der Lamellibranchier.

Rémy (21) trennt die Function der Leber in die secretorische, welche bei Wirbelthieren von einem Darmdivertikel, das die ursprüngliche Anlage der Leber darstellt. geleistet wird und in die depositäre. Bei Wirbellosen (Hirudineen) speciell beim Blutegel giebt es eine Tunica villosa, die Zellen mit braungelben Körnchen enthält; dieselben nehmen assimilirbare Stoffe aus dem Nahrungscanal auf, gerade wie die

Pfortader solche Substanzen zur Leber führt. Obgleich. jene Zellen mit gelben Körnchen kein Secret liefern. wie solches die Galle darstellt, könne man sie in dem Sinne als Leber der Wirbellosen (Würmer) bezeichnen, dass denselben die Function eines der beiden Apparate zukommt, welche in der Wirbelthierleber durcheinander gewachsen sind.

Simmermacher (26) bestreitet, dass die Furcher auf den Flügeldecken der weiblichen Dyticiden eine geschlechtliche Bedeutung für das Festklammern des Männchens haben, vielmehr sind sie n der Rückbildung begriffene Erbstücke, in deren Ablegung das Männchen bereits vorangegangen ist. Hiern schliessen sich die Insecten an das von Eimer aufgestellte Gesetz der männlichen Präponderanz an, w nach das Männchen (der Amnioten) zuerst einen Fortschritt in der Neubildung erfährt, um sie allmälig zu vererben. Das weibliche Geschlecht ist conservativer und behält in der Regel mehr von den jugendlicher. Zeichnungsarten der Behaarung.

Sedgwick (25) versucht die segmentirten Thierkörper, also den grössten Theil der Metazoen, auf ein aus zwei Lagen bestehendes, einer Gastrula. auch einem Coelenteraten gleichendes Thier als Vorfahr zurückzuführen; auf denselben Ahnherrn sind auch die Coelenteraten selbst zurückzuleiten. Der grösste Theil der Triploblastica, wenigstens Anneliden, Arthropoden, Mollusken, Vertebraten, ferner kleine Gruppen wie Brachiopoden, Balanoglossus. Sagitta sind nach einem gemeinschaftlichen Plan gebaut, der sich b den Coelenteraten wiederfindet; bei letzteren sind die wichtigen Organsysteme wenigstens in rudimentarer Form vorhanden und alle diese Triploblastica nebst den Coelenteraten lassen sich auf einen gemeinschaftlichen Stammvater zurückführen, der wie gesagt nur diploblastisch war.

Die weitere Entwickelung gestaltet sich bei dea Vertebraten (über die Invertebraten s. das Orig.` dahin, dass sich der Centralcanal der nervösen Centralorgane in bekannter Weise ausbildet. Derselbe mündet aber nach S. frei an seinen beiden Enden neben dem Munde und Anus und besitzt ursprünglich eine respiratorische Function Niemals trennt sich die Anlage des Nervensystems von dem Epiblastgewebe, welches als Epithel des Centralcanales persistirt. Diese Thatsache soll für Speculationen über den Ursprung des Vertebratenstammes von grosser Bedeutung sein, da bei den Invertebraten eine Trennung durch Zwischenwucherung mesoblastischer Gewebe erfolgt. Dies würde zeigen, dass eine phylogenetische Abtrennung des Vertebratenstammes bereits eingetreten war, bevor sich dessen Nervensystem von der Epidermis gesondert hatte. Durch stärkeres Längenwachsthum des vor dem Munde gelegenen Abschnittes des Nervensystems wird der Mund an die ventrale Korperseite gedrängt, der Centralcanal biegt sich ventralwärts um in den Mund einzumünden und als Spuren dieser Einmündung sind das Infundibulum und die Hypophysis cerebri anzusehen. Anfangs aher. als der Mund eine Cilienbewaffnung besass, sendete diese das umgebende Wasser theils durch den Verdauungscanal. theils durch den Centralcanal des Nervensystems.

H

1

Wahrscheinlich entwickelte sich ein primitives Geruchsorgan aus dem Epiblast nahe an der vorderen Mündung des Centralcanales, über welche dieses Wasser dahinströmte.

Es ist noch hervorzuheben, dass wenn der ursprünglich spaltförmige Blastoporus länger persistirte, derselbe als eine Spalte erscheinen würde, die sich vom Munde des Embryo über dessen Kopf auf den Rücken und längs des letzteren bis zum Anus erstreckt haben würde, der ebenfalls an der Ventralseite liegt.

In Betreff des Mundes findet es S. kaum wahrscheinlich, dass ein Thier jemals seinen Mund verliere, um einen neuen zu erwerben. Auch was den Anus

anlangt, glaubt S. bei Triton cristatus gesehen zu haben, dass der Blastoporus sich nicht schliesst, sondern als definitiver Anus persistirt. Wenigstens war kein Larvenstadium aufzufinden, welches keinen After gezeigt hätte. Die Beobachtung geschah an Flächenansichten der Eier, Durchschnitte sollten nachgeliefert werden (s. Entw. der Vögel und Reptilien, Johnson). Beim Amphioxus sind vierzehn Somitenpaare (Urwirbel) von Ausstülpungen des Hypoblastes abzuleiten, der Rest von hypoblastischem Gewebe; insofern bietet das Thier ein erstaunlich primitives Stadium in Hinsicht seiner Phylogenese dar. Vergl. auch oben (Entw. der Wirbellosen) Kennel's Einwendungen.

Physiologische Chemie

bearbeitet von

Prof. Dr. E. SALKOWSKI in Berlin.*)

I. Lehrbücher. Allgemeines.

1) Wurtz, Traité de chimie biologique. 8. Paris. 2) Drechsel, E., Electrolysen und Electrosynthesen. Journal f. pr. Chemie. N. F. XXIX. S. 229. 3) Tappeiner, H., Anleitung zu chemisch-diagnostischen Untersuchungen am Krankenbett. München. 62 Ss. 4) Hoppe-Seyler, F., Ueber die Entwickelung der physiologischen Chemie und ihre Bedeutung für die Medicin. Eröffnungsrede. Strassburg. 32 Ss. 5) Penzoldt, F., Aeltere und neuere Harnproben. Jena. 26 Ss. 6) Leube, W., Ueber die Bedeutung der Chemie in der Medicin. Berlin.

Im Verfolg seiner Untersuchungen über die electrolytische Wirkung der Wechselströme bestätigt Drechsel (2) zunächst die bereits von De la Rive gemachten, aber in Vergessenheit gerathenen Erfahrungen. An Electroden mit kleiner Oberfläche wird Gas entwickelt, an solchen mit grosser Oberfläche aber nicht, oder nur anfangs; die Oberfläche der Electroden bedeckt sich dabei mit fein vertheiltem Metall (Pt. Pd, Au, Ag. Cu, Pb). An beiden Electroden entwickelt sich Knallgas und wenn man 2 Drähte von verschiedenen Metallen als Electroden einander gegenüberstellt, so überzieht sich jeder nur mit Theilchen des eigenen Metalles.

Die Electrosynthese der Phenolätherschwefelsäure ist auf folgendem Wege geglückt.

Eine gesättigte Lösung von Magnesiumbicarbonat und Magnesiumsulfat, zu gleichen Theilen gemischt und mit reinem Phenol gesättigt, wird je 30 Stunden lang unter Abkühlung mit Wechselströmen, wobei die Stromrichtung ca. 60 Mal in der Secunde wechselte, electrolysirt; die Flüssigkeit wurde alle 3-4 Tage durch frische ersetzt. so dass schliesslich 10-12 Ltr. electrolytischer Flüssigkeit erhalten wurden. In Folge der Anwesenheit von braunen amorphen Substanzen ist die Darstellung krystallisirter Producte aus der Flüssigkeit sehr erschwert; es muss bezüglich des hierbei befolgten sehr umständlichen Verfahrens auf das Orig. verwiesen werden. Mit Sicherheit liess sich nachweisen und durch die Elementaranalyse bestätigen: Diphenol (Schmelzpunkt 270 °), reichlich Hydrochinon, nur wenig Brenzcatechin, Phenolätherschwefelsäure (das Baryumsalz, mit Salzsäure versetzt, liefert Schwefelsäure und Phenol, wurde von Essigsäure, selbst beim Kochen nicht zersetzt). Ausserdem konnten in den Reactionsflüssigkeiten nachgewiesen werden mit Sicherheit: Ameisensäure, Bernsteinsäure, Oxalsäure; mit Wahrscheinlichkeit: Normalvalerian- und Buttersäure, Malonsäure. Es spielen sich also unter dem Einfluss von abwechselnder Oxydation und Reduction, bewirkt durch Electrolyse mit Wechselströmungen, sowohl syn

*) Unter Mitwirkung von Dr. J Munk, Docent an der Universität.

thetische (Bildung von Diphenol- und gepaarten Schwefelsäuren), als auch analytische Processe ab (Entstehung von ein- und zweibasischen Säuren mit abnehmendem C-Gehalt). Verf. meint. dass das Phenol zunächst zu Hydrochinon und Bronzcatechin (Resorcin wurde nicht gefunden) oxydirt wird. von denen das letztere durch Aufnahme von H und O in Säuren der Ameisensäure- und Oxalsäurereihe übergeht. Daher findet sich neben relativ viel Hydrochinon nur wenig Brenzcatechin Alle bisher bekannten Methoden. Diphenol, Hydrochinon. und Brenzcatechin aus Phenol zu bilden (Schmelzen mit Aetzkali, Einwirkung von Palladiumwasserstoff) haben das Gemeinsame, dass die Oxydation stets in Gegenwart sehr kräftiger Reductionsmittel stattfindet.

Schliesslich erinnert Verf. daran. dass auch der Thierkörper aus Phenol Aetherschwefelsäuren, Hydrochinon und Brenzcatechin bildet; da aber vom eingeführten Phenol ein Theil nicht in diesen Formen ausgeschieden werde, sondern verschwinde. so dürfte es geboten sein, den Phenolharn künftig auch auf die oben angeführten Säuren, namentlich Bernsteinsäure. zu untersuchen.

[Worm Müller og Jac G. Otto, Medecinsk-kemisk Practikum. Christiania. (Enthält eine Darstellung der für den Arzt wichtigsten, analytisch - chemischen Methoden.) Christian Bohr.]

II. Ueber einige Bestandtheile der Luft, der Nahrungsmittel und des Körpers. Gährungen.

1) Lehmann, K. B., Ueber den Einfluss des comprimirten Sauerstoffs auf die Lebensprocesse der Kaltblüter und auf einige Oxydationen. Dissertat. Zürich 1883 und Pflüger's Archiv. Bd. 33. S. 173. 2) Filipoff, M., Zur therapeutischen Bedeutung von Sauerstoff und Ozon. Ebendas. Bd. 34. S. 335. — 3) Rosenthal, J., Ueber die Messung der Kohlensäure in der Zimmerluft. Sitzungsber. der phys.-med. Soc. zu Erlangen. S.-A. 4) Löw, O., Ueber Silber reducirende thierische Organe. Pflüger's Arch. Bd. 34. S. 596. 5) Michailow, W., Zur Frage über die Darstellung reinen Albumins. Ber. d. d. chem. Ges. Referatb. S. 175. (Referat von Jawein) 6) Béchamp, Sur les matières albuminoides. Bull. de l'acad. de méd. No. 50. 7) Reichert, T., The proximate proteid constitutions of the white of the egg. Philad. medic. Times. XIV. No. 430. (Nach R. ist der in Essigsäure unlösliche Antheil des Weissen vom Hühnerei ein Globulin. Ausserdem enthält dasselbe Pepton.) - 8) Derselbe, A new method of preparing egg-albumen. Med. News. Bd. 44. No. 24. 9) Regeczy, E. v., Beiträge zur Lehre der Diffusion von Eiweisslösungen. Pflüger's Arch Bd. 34. S. 431. 10) Heynsius, A., Ueber das Verhalten der Eiweissstoffe zu Salzen von Alkalien von alkalischen Erden. Ebendas. S. 330. 11) Tarchanoff, J., Ueber die Verschiedenheiten des Eiereiweiss bei gefiedert geborenen Vögeln (Nestflüchter) und nackt geborenen (Nesthocker) und über die Verhältnisse zwischen dem Dotter und dem Eiereiweiss. Ebendas. Bd. 33. S. 303. 12) Schulze, E., Untersuchungen über die Amidosäuren, welche bei der Zersetzung der Eiweissstoffe durch Salzsäure und durch Barytwasser entstehen. Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 9. S. 63. — 13) Salkowski, E., Zur Kenntniss der Eiweissfäulniss: I. Ueber die Bildung des Indols und Scatols nach gemeinschaftlich mit H. Salkowski in Münster i./W. angestellten Versuchen. Ebendas. VIII. S. 417. 14) Derselbe,

SOC.

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Zur Kenntniss der Eiweissfäulniss: II. Die Scatolcarbonsäure nach gemeinschaftlich mit H. Salkowski in Münster ./W. angestellten Versuchen. Ebendas. IX. S. S. 15) Derselbe, Ueber das Verhalten der Scatolcarbonsäure im Organismus. Ebendas. S. 23. — 16) Mac Munn, On Myohaematin. Proceed of the phys. No. IV. p. 24. — 17) Michailow, Ueber die Abscheidung animalischer Farbstoffe aus Albumin. Ber. d. d. chem. Ges. XVII. Referatbl. S. 255. -- 18) Krukenberg, C., Ueber das Cornein. Ebendas. XVII. S. 1843. 19) Lewkowitsch, J., Notiz über das optische Drehungsvermögen des Leucin. Ebendas. S. 1439. (Leucin in wässeriger Lösung dreht links, nicht rechts wie salzsaures Leucin nach Mauthner.) 20) Külz, E., Zur Kenntniss des Cystins. Zeitschr. f. Biol. XX. S. 1. 21) Baumann, E., Ueber Cystin und Cystein. Zeitschr. f. physiol. Chem. VIII. S. 299 22) Rubner, M., Ueber die Wärmebindung beim Lösen von Harnstoff in Wasser. Zeitschr. f. Biol. XX. S. 414. 23) Gautier, A., Synthèse de la xanthine. Bull. de l'acad. de méd No. 25. 24) Krukenberg, F., Zur Characteristik neuer physiologisch und klinisch wichtiger Farbenreactionen. Würzb. phys.med. Verhandl. N. F. XVIII. No. 9. 25) Rubner, M., Ueber die Einwirkung von Bleiacetat auf Traubenzucker und Milchzucker. Zeitschr. f. Biol. XX. S. 397. 26) Petri, Zum Verhalten der Aldehyde, des Traubenzuckers, der Peptone, der Eiweisskörper und des Acetons gegen Diazobenzolsulfosäure. Zeitschr. f. phys. Chem. VIII. S. 291. 27) Meyer, F., Zur Fehlingschen Zuckerbestimmung. Ber. d. d. chem. Ges. Referatb. S. 241. - 28) Fischer, E., Verbindungen des Phenylhydrazins mit den Zuckerarten. Ebendas. XVIII. S. 579. 29) Külz, R, Zur Darstellung und Kenntniss der Urochloralsäure, sowie der chlorhaltigen Spaltungsproducte der Urochloralsäure und Urobutylchloralsäure. Pflüger's Arch. XXXIII. S. 221. — 30) Paschkis, H, Ueber das Vorkommen des Phytosterins. Zeitschrift für physiol Chemie. VIII S. 356. — 31) Scheibler, C., Untersuchungen über die Gluatminsäure. Bericht d. deutschen chem. Ges. XVII. S 1725. 32) Külz, R., Zur Kenntniss der linksdrehenden Oxybuttersäure. Arch. f. exp. Path. XVIII. S. 291.

33) Tiemann, F., Einiges über den Abbau des salzsauren Glucosamin. Ber. der deutschen chem. Ges. XVII. S. 241. 34) Baginsky, A, Ueber das Verhalten von Xanthin, Hypoxanthin und Guanin. Du Bois-Reymond's Archiv's. Physiol. Abth. S. 456. 35) Derselbe, Ueber das Vorkommen von Xanthin, Guanin und Hypoxanthin Zeitschr. f. phys. Chemie. VIII. S. 393. 36) Andeer, J., Ueber Resorcingelb. Centralbl. für die med. Wiss. (Völlig unverständlich. Ref.) 37) Derselbe, Der Hauptsitz der aromaschen Verbindungen, speciell des Resorcins im Säugethierkörper. Ebendas. No. 51. (Völlig unverständlich. Ref.) 38) Latschenberger, J., Der Nachweis und die Bestimmung des Ammoniak in thierischen Flüssigkeiten. Wiener acad. Sitzungsber. II. Abth. S. 563

39) Weyl, Th., Ueber die Nitrate des Thier- und Pflanzenkörpers. I. Virch. Arch Bd. 96. S. 462. 40) Kreussler, U. und O. Henzold, Ueber die alkalische Reaction des Glases als Fehlerquellen bei Analysen. Ber. d. deutsch. chem Ges. XVII. S. 34. 41) Hoppe-Seyler, Ueber die Einwirkung von Sauerstoff auf die Lebensthätigkeit niederer Organismen. Zeitschrift für physiol. Chemie. VIII. S. 214 - 42) Nencki, M., Ueber das Eiweiss der Milzbrandbacillen. Ber. d. deutsch chem. Ges. XVII. S. 2605. — 43 Brieger, L., Zur Kenntniss der Fäulnissalkaloide Ebendas. S. 515 u. 1137. — 43a) Marino-Zueco, Ueber Leichenalkaloide. Ebendas. S. 1043. 44 Brieger, L., Ueber basische Producte (Ptomaine) aus menschlichen Leichen. Ebendas. S. 2741.45 Fitz, A., Ueber Spaltpilzgährungen. Ebendas. S. 1188. 46) Marcano, V., Sur la fermentation peptonique. Compt

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