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klärt, die passender Eiketten oder Follikelketten genannt werden sollen. Die anscheinenden Einstülpungen von der Oberfläche her resultiren aus daselbst vorhandenen trichterförmigen Spalten, in welche das Keimepithel sich fortsetzt. H. Meyer schliesst sich ebenfalls Waldeyer an in Betreff der Herleitung der Follikelepithelien aus Keimzellen. Die successive Verkleinerung der Granulosazellen wäre dann muthmasslich auf Abgabe von Nährmaterial an das Ei zurückzuführen. Mit den Nerven des Ovarium hat sich H. Meyer viel Mühe gegeben. Während für die übrigen Elemente 0,03 proc. Chromsäure und die gewöhnlichen Tinctionsmittel mit nachheriger Einbettung in Hollundermark benutzt wurden, zeigt sich für die Nerven 0,05 proc. Chromsäure und Zerzupfen in Glycerin mit Holzessig geeigneter. Es wurde einmal in der tieferen Parenchymzone eine marklose Nervenfaser mit spindelförmigen Anschwellungen beobachtet, die sich wiederholt dichotomisch theilte und schliesslich in ganz feine blasse Fibrillen auslief. Letztere endigten mitunter frei, zweimal in Kernen. H. Meyer betont, dass die Entwickelung der einzelnen Elemente des Eierstockes, Stroma, Follikel, Eier genetisch untrennbar mit einander verknüpft seien, so dass ihre Entwickelung als ein Ganzes erscheine.

Nepper (33) theilt den Zellen, welche das Dentin der Schneidezähne liefern, nach Untersuchungen an Nagern (Maus, Ratte) mit Hülfe von Ueberosmiumsäure, Boraxcarmin oder Paraffin - Einbettung, folgende Rollen zu. Die eine Art sind die Odontoblasten; sie nehmen eine cylindrische Form an, deponiren die Elfenbeinsubstanz an ihrem dem Kern entgegengesetzten Ende. Die Zellen der andern Art verschmälern sich ausserordentlich nach dem Dentin hin; sie werden durch (Druck der) Odontoblasten auf eine dünne Faser reducirt, ihr Kern begiebt sich nach der Zahnpulpe hin, schliesslich entsteht ein vielstrahliges Körperchen.

Palmén (35) fand bei Ephemeriden, dass die Ausführungsgänge der Sexualdrüsen paarig sind, bei den Larven wie bei den Imagines und zwar in beiden Geschlechtern; in der Regel sind dieselben bei den Insecten sonst unpaarig. Nach P. sind nun zwei morphologisch verschiedene Elemente dabei zu unterscheiden, nämlich a) ursprünglich innere paarige Gebilde: Testes mit den Vasa deferentia, Ovarien mit den Tuben und b) Integumentalgebilde. Bei weniger differenzirten Insectengruppen sind, wie bei niedrigeren Thierformen die Integumentalgebilde nur durch die beiden äusseren Geschlechtsmündungen repräsentirt; daher ist der ganze Geschlechtsapparat paarig vorhanden. Die paarigen Theile werden bei den höher differenzirten Formen secundär durch unpaarige verbunden, indem 1) ein gemeinschaftlicher Integumentalabschnitt: Ductus ejaculatorius, Vagina, sich einstülpt, oder 2) die inneren Gänge selbst anastomosiren resp. von der Mündung aus verschmelzen, oder 3) diese beiden Vorgänge zugleich stattfinden, oder endlich 4) werden dazu noch die überflüssig gewordenen paarigen Theile durch Rudimentärwerden des einen

reducirt. Welcher von diesen Vorgängen auch zur Realisation kommt. jedenfalls können durch Ausstülpung der Wände verschiedene Nebenorgane sich zu verschiedenen Zwecken differenziren. Bei der Homologisirung dieser Organe muss ihre morphologische Herleitung aus dem einen oder anderen morphologischen Material mit in Betracht gezogen werden und keineswegs darf die Gleichartigkeit der Function allein den Ausschlag geben. Die Vergleichung dieser auf auf vergleichend - anatomischem Wege mit den von Nussbaum durch entwicklungsgeschichtliche Studien gewonnenen zeigte P., dass sie sich gegenseitig stützen. Es wird noch zu prüfen sein, ob alle unpaarigen Nebenapparate nur aus dem Hautepithel sich entwickeln und aus paarigen Anlagen entstehen, oder ob nicht dies sich in verschiedenen Gruppen wie wahrscheinlich verschieden verhält.

Pouchet und Chabry (38) entdeckten bei 28 bis 45 mm langen Kaninchen embryonen vor den grossen Schneidezähnen in beiden Kiefern noch zwei kleine rudimentäre Zähne, die später spurlos verschwinden. Dies sind die Milchzähne der grossen Schneidezähne. Hinter den letzteren findet im Oberkiefer sich der seit F. Cuvier (1821) bekannte Milchzahn und dann folgt der in derselben Alveole liegende, bleibende kleine Schneidezahn. Der Wechsel erfolgt nach Cuvier vor der Geburt, nach dem Ref. (Anat. des Kaninchens 1868, 2. Aufl. 1884) einige Tage nach der Geburt. Die Verff. haben drei Zähne wenigstens noch am Tage nach der Geburt gefunden. Sie scheinen geneigt, den bleibenden kleinen Schneidezahn im Oberkiefer als Eckzahn aufzufassen.

Ausser dem Kaninchen untersuchten Verff. eine grosse Reihe von Embryonen der verschiedensten Genera, unter Anderen einen länger als 50 Jahre in Alcohol conservirten Fötus vom Elephanten. Zu erwähnen sind: Schaf, Rind, Schwein, Pferd, Esel, Ratte. Eichhörnchen, Orycteropus capensis, Bradypus pallidus, Dasypus, Känguruh, Delphinus delphis, Phocaena globiceps, Balaenoptera Sibbaldii, Spinax acanthias. Beim Finnfisch verschmelzen die Zähne vielleicht mit der Knochensubstanz der Kiefer. Auf die zahlreichen sonstigen Details kann hier nicht eingegangen werden.

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Pozzi (39 u. 40) glaubt, dass das Corpus cavernosum urethrae des Mannes nicht homolog (analog der Verf.) den Labia minora sei. Er untersuchte einen Fall von fehlender Vagina eines Mädchens und einen männlichen Hypospadiaeus (40). Letzterer zeigte gleichsam in vergrössertem Maassstabe. ersterer ebenfalls besonders deutlich ein in der Nora bei Erwachsenen und bei kleinen Mädchen vorhandenes Verhältniss. Es verläuft nämlich ein bekanntlich schon von Albin erwähntes (Ref.) Frenulum, eine ,bride masculine du vestibule" von der Clitoris nach unten, umgiebt nach unten wie eingetheilt das Orificium externum urethrae und setzt sich in den Hymen fort, wenn dieser noch existirt. Dieses Frenulum ist 4-6 mm breit, mehr weisslich, mit geradlinigen Rändern und einer medianen Furche oder Fuge (rainure versehen. Es ist nach P. der verkümmerte Rest des Corpus cavernosum der Urethra, der Hymen aber das

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Homologon des Bulbus urethrae des Mannes (!), wofür die Beobachtung Henle's angeführt wird, dass der Hymen nicht selten cavernöses Bindegewebe. „En anatomie philosophique, rien n'est trompeur comme le scalpel. sagt Pozzi.

Retterer (41) veröffentlichte eine ausgedehnte Untersuchungsreihe über die Entwickelung des knorpeligen und knöchernen Skeletes der Extremitäten, die sich fast über die ganze Säugethierreihe erstreckt. Dass dabei einzelne Lücken unvermeidlich sind, liegt auf der Hand; so ist ihm die Zusammensetzung des Hallux beim Kaninchen aus zwei Zehen unbekannt geblieben. Auf die Details kann hier nicht eingegangen werden; die Grundanschauung ist eine teleologische, z. B. könnten die neben den Hauptknochen des Metacarpus und Metatarsus beim Pferde gelegenen kleinen seitlichen Phalangen dazu dienen, die Blutgefässe zu schützen und dergl. Sehr werthvoll sind die mehr der descriptiven Anatomie angehörenden Untersuchungen über den Verlauf der Vasa nutritia und über die Ossa sesamoidea.

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Rieder (42) prüfte unter Leitung von Roth in Basel die Angaben von Kocks (1883) und Beigel (1878) über Persistenz der Wolff'schen oder Gartner'schen Canäle in der Uteruswandung beim Weibe (vergl. oben Kölliker, 20). Sie wurden von einem 18 cm langen Fötus bis zu einer 67jährigen Frau in allen Lebensaltern angetroffen. Dieselben bleiben also bis ins hohe Lebensalter wahrscheinlich ganz unverändert bestehen, sie finden sich aber nicht constant, sondern nur ungefähr in jedem dritten Fall und zwar in der Fälle als ein mit besonderer Muscularis umgebener Schlauch, oder (in 6 der Fälle) nur als ein solider Muskelstrang; häufiger rechterseits als linkerseits. Das Epithel ist zweischichtig, seltener einschichtig, seine Cylinderzellen haben durchschnittlich 0.016 mm Länge. Die Muskellage besteht wie das Vas deferens (Wolff'scher Gang) aus einer äusseren longitudinalen, mittleren circulären und inneren wiederum longitudinalen Schicht glatter Muskelfasern. Der Canal verläuft am Rande des unteren Theiles des Corpus uteri, innerhalb der Randgefässe; beim Uebergang in die Cervix medianwärts von den grossen Blutgefässen; durchbohrt öfters spiralig gewunden die Uterusmusculatur in der Richtung nach unten und innen, nähert sich im unteren Theile dem Cervicalcanal, gelangt dann in die Muscularis der Vagina und findet sich in der Mitte der lateralen Wand der Vagina, also weit von der Harnröhre. Bis unterhalb der Mitte der Länge der Harnröhre liess sich der Canal nie verfolgen. (Mithin haben die von Kocks beschriebenen Mündungen neben dem Orificium externum urethrae nichts mit dem Gartner'schen Canal zu thun, Ref.) In der Cervix ist der Canal häufig ausgebuchtet (vergl. oben Fischel), entsprechend dem Endstücke oder der Ampulle des Vas deferens oder der Vesicula seminalis; in seinem Verlaufe durch die Vaginalwand correspondirt er dem Ductus ejaculatorius. Im unteren Theile der Vagina fehlt der Canal vollJahresbericht der gesammten Medicin. 1884. Bd. I.

ständig, seine Atrophie ist auf das starke Wachsthum des Septum urethro-vaginale zurückzuführen. Vielleicht können Vaginalcysten aus dem unteren Theile des Canales entstehen.

v. Swiecicki (45) untersuchte die Bartholinsche Drüse beim weiblichen Fötus vom Anfange, resp. einen zweiten Fötus aus der Mitte des vierten Monates. Bei dem ersteren hatte seit kurzer Zeit die Ausstülpung des Epithels des Sinus urogenitalis begonnen, welche zur Bildung der Drüse führt; die Anlage der letzteren würde also zu einer Zeit geschehen, in welcher die Periode der geschlechtlichen Indifferenz zu Ende geht. Was die Methode betrifft, so wurde die ganze Beckenpartie in Ueberosmiumsäure gehärtet, 48 Stunden lang im Ganzen durch Einlegen in Alauncarmin gefärbt. dann in Eiweissmasse nach Calberla (1876) eingebettet und nachträglich noch mit Celloidin durchtränkt. Der Ausführungsgang der Drüse hat begonnen sich auszuhöhlen, er führt geschichtetes Plattenepithel, dessen unterste Lage cylindrische Zellen bilden; die Acini dagegen haben noch kein Lumen, wohl aber eine Membrana propria; ihre Epithelzellen sind klein, die peripherischen mehr cylindrisch, die centralen Zellen unregelmässig cubisch und polyëdrisch.

Tourneux et Legay (47) beschäftigten sich mit der Entwickelung des Uterus und der Vagina aus den Müller'schen Gängen beim menschlichen Fötus. Es werden successive abgehandelt: die Verschmelzung der unteren Enden der Müller'schen Gänge, Bildung des Canalis genitalis oder uterovaginalis, dann die Theilung des Genitalcanales in Uterus und Vagina und die secundäre Entwickelung dieser Organe am weiter ausgebildeten Fötus. Die Untersuchung erstreckt sich auf Fötus vom 3.-10. Schwangerschaftsmonate und ist mit ausgedehnten historischen Rückblicken ausgestattet. Der obere Theil des Sinus urogenitalis, welcher die Ureteren, die Müller'schen und Wolff'schen Gänge aufnimmt, beim Manne die Pars prostatica der Urethra, beim Weibe die ganze Urethra liefert. behält diesen Namen; der untere Abschnitt aber oder das Vestibulum vaginae soll beim weiblichen Fötus Canalis vestibularis genannt werden.

Die Verschmelzung der Müller'schen Gänge zum Canalis urogenitalis beginnt nach Studien, die beim Schwein, der Katze. der Spitzmaus, dem Kaninchen, dem Schafe angestellt wurden, im mittleren Theile der Länge dieser Gänge. Beim Kaninchen ist eine stärkere Annäherung der Gänge am unteren Ende derselben zwar vorhanden, die Verschmelzung beginnt aber doch, entgegen der Angabe von Langenbucher (1871) im oberen Theile der ersteren. Dagegen vollzieht sie sich beim Schaf zuerst an der Grenze zwischen mittlerem und unterem Dritttheil; beim Menschen d. h. bei einem 3,2-4 cm langen männlichen Fötus waren am oberen und mittleren Dritttheil eine lange verschmolzene Partie, weiter unten im Anfang des unteren Dritttheiles wiederum eine kürzere verschmolzene Stelle vorhanden, wie durch Querschnittsserien erwiesen werden konnte.

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Die Theilung des Uterus in ein doppeltes Horn mit doppelter Vagina resultirt bei den Marsupialien aus einem Eindringen der Ureteren zwischen die Müller'schen und Wolff'schen Gänge beider Körperhälften. So zeigte es sich bei einem 32 mm langen Embryo von Didelphys virginiana.

Die Verschmelzung der unteren Enden der Müller'schen Gänge tritt beim Menschen erst gegen das Ende des vierten Monates ein. Der Grund liegt in einer spitzwinkligen Divergenz dieser Enden nach. unten. Man kann annehmen, dass die unteren Enden der Wolff'schen Gänge sich an der Bildung des unteren Abschnittes der Vagina, oberhalb des Hymen betheiligen, wenigstens sollen daraus Fälle wie der von Pozzi (39) beschriebene zu erklären sein.

Der Hymen beginnt sich zu zeigen in der neunzehnten Schwangerschaftswoche (nach Dohrn), derselbe resultirt aus einer Biegung der Müller'schen Gänge bei ihrer Einmündung in das Vestibulum. Anfangs ist die Hervorragung sehr unbedeutend, sie bleibt stationär bis zum Anfang des fünften Monates (Kölliker), scheint selbst gegen das Ende des vierten Monates zu verstreichen (s'effacer complètement). Erst gegen das Ende des fünften Monates bei Fötus zwischen 16/23,5-19/28 cm Körperlänge tritt plötzlich die charakterisch hervorspringende, definitive Form auf, welche von einer beträchtlichen Erweiterung des Vaginalcanales bedingt wird. Letzterer füllt sich dabei mit Plattenepithelien, so dass beim 7,5/10,5 cm langen Fötus gar kein Lumen der Vagina existirt. Im Laufe des dritten Monates hat sich das Epithel des unteren Theiles der Müller'schen Gänge in das geschichtete Plattenepithel der Vagina umgewandelt. Das Orificium uteri externum resp. der Uterushals (Museau de tanche) verdankt seine Entstehung einer Wucherung des Plattenepithels an dieser Stelle, welche in Form einer abgeplatteten epithelialen Kuppel im Anfange des fünften Monates auftritt; es scheinen jedoch dabei erhebliche Modificationen vorzukommen.

Aus dem Resumé, welches Verff. von ihrer Arbeit geben, ist noch die Erklärung eines doppelt perforirten Hymen zu erwähnen, worin sich die Persistenz getrennter unterster Enden der Müller'schen Gänge verräth. Der Uterus bleibt bicornis bis zur Mitte des vierten Schwangerschaftsmonates. Die Querrunzeln der Vagina sind schon im Anfang des fünften Monates angelegt, die Plicae palmatae des Cervicalcanales erheben sich schon im Anfange des vierten Monates, die Furchen zwischen den letzteren bilden sich etwas später. Im letzten Schwangerschaftsmonat besitzt der Cervicalcanal einfache Schleimdrüsen, welche theils auf den Falten, theils in den Furchen ausmünden. Das Uterusepithel ist cilienlos während der ganzen intrauterinen Entwickelung und selbst noch nach der Geburt. Der Uterus selbst zeigt im letzten Schwangerschaftsmonat eine constante Anteflexion, eine Drehung um die Queraxe des Uterushalses nach vorn. Ueber die Dimensionen des Uterus und der Vagina vom dritten Schwangerschaftsmonat bis zum fünfjährigen Mädchen s. das Original. Der Werth der Arbeit liegt

hauptsächlich in den genauen Zeit- resp. Grössenbestimmungen.

Vaulthier (48) untersuchte die Entwickelung der Leber an Schafembryonen von 8 mm Länge bis zur Geburt, auch an einem menschlichen Embryo von 6,5 mm Länge. Die Leber oder der Embryo selbst wurden in Kleinenberg'scher Pikrinschwefelsäure, dann in Alcohol gehärtet, mit Alauncarmin, Collodium und in Chloroform gelöstem Canadabalsam fixirt. Die Vermehrung der Leberzellen soll so geschehen, dass in einer feinkörnigen Grundsubstanz auf unbekannte Weise Kerne entstehen, um die sich dann diese Substanz zu Zellen differenzirt. Weder directe noch indirecte Kerntheilung war zu beobachten letzteres ist kein Wunder. da der Verfasser offenbar nicht bedacht hat, dass auf Kernfiguren überlebende Gewebe zu untersuchen sind. Die kernhaltigen Rundzellen von Toldt und Zuckerkandl (1875), die nach Vaulthier schon Kölliker nicht finden konnte, wovon jedoch Kölliker (1879) nichts sagt (Ref.), werden für kernhaltige Blutzellen erklärt. Die Leberzellenschläuche boten (wie Toldt und Zuckerkandl es beschrieben haben, Ref.) mitunter ein spaltförmiges Lumen dar, so dass die Kerne der Leberzellen wie eine epitheliale Auskleidung erschienen. Uebrigens geht das Wachsthum resp. die Neubildung von Leberzellen hauptsächlich nahe an der Peritoneal hülle vor sich. Die Resultate werden folgendermassen zusammengestellt. 1) Zwischen der dritten Woche und der Geburt giebt es beim Schaffötus keine Theilung der Leberzellenkerne. 2) Die Leberzelle differenzirt sich zwischen der dritten und elften Woche durch internucleare Segmentationen, wie es Robin für die Epithelien angegeben hatte. 3) Sie zeigt sich zuerst im Centrum der Leber, erstreckt sich rasch zur Peripherie und setzt sich hauptsächlich in den vorderen seitlichen und oberen Partien der Leber fort, kaum aber in den unteren und hinteren Abschnitten derselben. 4) Diese Verhältnisse scheinen beim Menschen dieselben zu sein wie beim Schafe. 5) Sehr früh findet sich Glycogen in den verschiedenen embryonalen Geweben (vergl. oben Entwickelung der Säuger, O. Meyer), dasselbe localisirt sich erst mehrere Wochen nach der Geburt in der Leber.

Vignal (52) hat im Laboratorium des Collège de France (Ranvier) gearbeitet. Um die Entwickelung des Säugethierrückenmarkes zu studiren wurden Schaffötus aus den Schlachthäusern von Paris, auch gelegentlich Fötus vom Menschen, Rind, Kaninchen, Haifisch (Acanthias vulgaris), sowie Hühnerembryonen benutzt.

Nach Härtung in 1 procentiger Ueberosmiumsäure auf gleichviel Alcohol von 90°, dann in Alcohol von SO, Tingirung in Pikrocarmin oder Hämatoxylin wurde das Rückenmark in Celloidin eingebettet und in Glycerin oder in Bergamottöl und Dammar- oder Canadabalsam untersucht. Es kam V. darauf an, das Celloidin nicht auszuziehen, um den Zusammenhang der Elementartheile zu erhalten. Das Rückenmark der Fötus vom Schaf etc. von mehr als 2,5 cm Körperlänge, entsprechend dem Beginn der zweiten Trächtigkeitshälfte, wurde 14 Tage lang in 2 procentigem Kalibichromat, dann

1 Monat lang in 0,3 procentiger Chromsäure, zuletzt in Alcohol gehärtet und ebenfalls durch Celloidin schnittfähig gemacht. Zum Studium von etwaigen Kerntheilungsfiguren benutzte V. eine von Henneguy componirte Mischung aus einem Volumentheil 1 procentiger Ueberosmiumsäure, ebensoviel Essigsäure und 100 Theilen 1 procentiger Pikrinsäure 10-20 Minuten lang, dann Pikrinschwefelsäure, Alcohol, Alauncarmin. Isolirt wurden die Elementartheile mit der Nadel oder mittels Maceration in Drittel-Alcohol; aufbewahrt mit Hülfe von 0,1 procentiger Phenylsäure oder Leim und Glycerin zu gleichen Theilen mit Zusatz von arseniger Säure, um Pilze fern zu halten. In Betreff der Berechnung der Embryonen nach Schwangerschaftsmonaten hebt V. hervor, dass die französischen Autoren dabei nicht nach Mondsmonaten rechnen, was namentlich für die spätere Zeit einen erheblichen Unterschied bedingt.

Vignal (49 u. 50) hat nun in der grauen Substanz des embryonalen Rückenmarkes von Säugethieren. niemals Kerntheilungsfiguren gesehen, wohl aber im Epithel des embryonalen Centralcanales. In frühen Stadien konnte V. eine Differenz von Bindegewebszellen der Neuroglia und Ganglienzellen nicht entdecken. Dagegen fand sich eine solche (52) bei Haifischembryonen von 6 cm Länge. Schon bei 12 mm Länge eines Schaffötus zeigt die graue Substanz des Rückenmarkes sternförmige Zellen, keineswegs nur freie Kerne. Renaut (1881) hatte als Exoplasma eine peripherische, mehr vertrocknete Partie des embryonalen Zellenprotoplasma beschrieben und dieselbe von Ausläufern der Ependymzellen abgeleitet. V. führt nach Untersuchung von 12 mm langen Schaffötus die Erscheinung jedoch auf zu lange Einwirkung concentrirter (1 proc.) Ueberosmiumsäure zurück. Ein Fötus von 25 mm entspricht einer achtwöchentlichen Schwangerschaftsdauer beim Menschen. Verästelte Protoplasma fortsätze, doch niemals Anastomosen stärkerer Zweige. sind schon bei Schaffötus von 45 mm zu erkennen, der Axencylinderfortsatz an solchen von 10 cm Länge, correspondirend der 14. Schwangerschaftswoche. Die mediale und laterale Gruppe von Ganglienzellen in der Vordersäule sondern sich schon beim 25 mm langen Schaffötus, diejenigen der Clarkeschen Säule (51) sind erst beim Fötus von 17 cm Länge, was einer viermonatlichen Schwangerschaftsdauer beim Menschen entspricht, zu erkennen.

In der zweiten Abtheilung seiner Arbeit schildert Vignal (53) die weitere Ausbildung der Ganglienzellen, Nervenfasern und der Neuroglia des Rückenmarkes beim menschlichen und Schaffötus. Letztere waren 17 resp. 24 cm lang, die menschlichen Fötus stammten aus dem 6.-7.-8. Monat der Schwangerschaft; auch das neugeborene Kind wurde verglichen.

V. kam zu folgenden Resultaten. Alle Bestandtheile des Rückenmarkes selbst stammen vom Ectoderm. Die Elemente der Vordersäulen gehen denjenigen der Hintersäulen in der Entwickelung voraus. Die Kerne der embryonalen Zellen sind theils klein, beim Schaf von 0.004-0,005 mm Durchmesser, theils grösser. 0.007 0.008 mm, die letzteren färben sich wenig mit Carmin oder Hämatoxylin und sehen granulirt aus.

Dies hängt aber nicht etwa mit einer Zugehörigkeit zu Ganglienzellen oder Bindegewebszellen zusammen, sondern die grösseren Kerne wollen sich theilen. Erst im fünften Schwangerschaftmonat sind jene Zellensorten zu unterscheiden und dann verschwindet die Differenz im Verhalten der Zellenkerne gegen Tinctionsmittel. Karyomitotische Figuren konnte V. nicht finden, ebenso wenig achromatophile Spindeln u. dergl., welches negative Resultat zufolge der Untersuchungsmethode (s. oben) unvermeidlich eintreten musste, da Kerntheilungen kurze Zeit nach dem Tode ablaufen. und dann nicht mehr zu finden sind. Die Ganlienzellenfortsätze der Vordersäulen sehen im sechsten Monat längsgestreift aus, im siebenten bestehen die meiIsten deutlich aus Fibrillen.

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In der weissen Substanz treten Myelinscheiden um die Axencylinder der Nervenfasern gegen den fünften Monat auf. Zellen der weissen Substanz, welche sich den Nervenfasern anschmiegen, stammen aus der grauen Substanz; es sind ursprünglich gewöhnliche embryonale Zellen. Die Zellen scheinen eine Rolle bei der Bildung des Nervenmarkes zu spielen, ebenso bei den peripherischen Nervenfasern. Ihrer Bedeutung nach sollen sie mit den radialen Stützfasern der Retina, mit den Zellen der Schleimschicht der Epidermis und des Schleimgewebes der Zahnsäckchen übereinstimmen, insofern sie wie alle diese vom Ectoderm stammen.

Vignal (51) bestreitet schliesslich ausdrücklich, dass das Rückenmark sich nach Art einer Ganglienkette anlege, worin sich eine Aehnlichkeit mit dem Bauchstrang von Wirbellosen verrathen würde. Vielmehr sind nicht nur keine successiven Anschwellungen und Verdünnungen der embryonalen Medulla wahrzunehmen, sondern es sind auch die GanglienzellenSäulen durchaus ununterbrochen, die Zellen nicht etwa in Gruppen vereinigt, die der Länge des Rückenmarkes nach auf einander folgen.

Weil (54) hatte ca. 60 menschliche Embryonen von der sechsten Woche bis zum Neugeborenen zur Verfügung, um den Descensus testiculorum zu untersuchen (vgl. oben Bramann, S. 91). Es wurden Serienschnitte nach Einbettung in Celloidin vorgenommen. Im Gubernaculum findet ein degenerativer Process im fünften Schwangerschaftsmonate statt, der wesentlich das Schleimgewebe betrifft. Im vierten Monate besteht der proximale Theil aus solchen und enthält die Cauda der Epididymis; der mittlere Theil führt unregelmässig angeordnete Bündel quergestreifter Muskelfasern; der distale Theil besteht wiederum aus Schleimgewebe. Die treibende Kraft des Descensus ist im Druck der Bauchpresse, Wachsthum der Gedärme, hauptsächlich im Druck des Liquor peritonei zu suchen. Im siebenten Monat resp. bei Fötus von 38-39 cm Körperlänge finden sich im untersten distalen Theil des Gubernaculum Lücken im Schleimgewebe, sogar ein 1 mm langer centraler Canal. W. hebt noch hervor, dass man von Thierfötus keine Rückschlüsse auf den Menschen machen dürfe, wiederlegt anderweitige Theorien über den Descensus,

namentlich dabei von Gegenbaur abweichend, und betont, dass das Gubernaculum um die Zeit seiner höchsten Entwickelung nicht tiefer hinabreicht als bis zur Wurzel des Penis.

Die Hüllen des Hodens entstehen aus dem Gubernaculum; was die Entwickelung des Septum scroti betrifft. so wird dasselbe durch Einschiebung des Wurzelendes des Penis in Form eines ventralen Keiles zwischen die einander entgegenwachsenden Scrotalhälften gebildet, Der Keil verschmälert sich und persistirt als Septum und Raphe des Hodensackes.

Weldon (55) schildert die Vorniere von Bdellostoma Forsteri var. Hexatrema. Ihre gewundenen Kanälchen öffnen sich einerseits in das Pericardium, andererseits in den Ausführungsgang, am distalen Ende des letzteren findet sich Lymphdrüsengewebe und ein grosser Glomerulus; der Gang enthielt constant Blutgerinnsel. Es scheint sich also um einen Rest der embryonalen Niere zu handeln, der theilweise zu einer Lymphdrüse metamorphosirt ist und solche Reste glaubt W. in den Nebennieren aller Wirbelthiere wiederzufinden. Wenn sie bei Teleostiern zu fehlen scheinen, werden sie durch eine stark modificirte Vorniere vertreten; sie haften an der Nierenoberfläche, sind bei Amphibien in deren Substanz eingebettet, machten bei Reptilien den Eindruck metamorphosirten Nierengewebes und bieten bei Vögeln und Säugern allerdings wenig Spuren ihres phylogenetischen Ursprunges dar. Dafür zeigen sie bei Säugethierembryonen vielleicht segmental arrangirte Canälchen, jedenfalls dergleichen Zellenstränge und was die Reptilien nebst den Amphibien anlangt, so werden sie wenigstens wie die Niere von venösem, aus den hinteren Extremitäten zurückkehrendem Blute versehen. Schliesslich findet W. Analogien mit drüsigen, den Gefässen angelagerten Organen von Arthropoden, Echinodermen, Mollusken, Hirudineen, Chaetopoden u. s. w. Die scheinbar selbständige Entstehung der Nebennieren beim Vogelund Säugethier embryo soll secundär erworben sein.

Wichmann (56) untersuchte die Wimpertrichter auf der Niere zunächst bei erwachsenen Individuen von Rana fusca, Bufo cinereus und calamita und Alytes obstetricans nach Injection von Carminpulver mit 0,5 proc. Kochsalzlösung in die Bauchhöhle. Die Thiere waren ätherisirt. Aus der Bauchhöhle von Froschlarven führen drei Peritonealcanäle den Harn in die Vorniere und deren Ausführungsgang, diese CaLäle tragen Flimmerepithel, ebenso der erste Abschnitt der Vorniere. Im zweiten Abschnitt der letzteren sind Cylinderzellen mit Stäbchen vorhanden, wie sie Nussbaum auch in der definitiven Niere der Batrachier, Haie und in den Malpighi'schen Gefässen von Dytiscus und Acilius gefunden hat. Die Bildung der Wimpertrichter in der definitiven Niere der Anuren scheint so vor sich zu gehen, wie es Fürbringer für die Urodelen geschildert hatte. Der Trichter liegt stets cranialwärts vom Glomerulus. Die Anzahl der einzelnen Urnierenanlagen dürfte derjenigen der Somiten entsprechen. wenigstens hatte Braun die Coincidenz für Lacerta agilis nachgewiesen; bei den Anuren

lässt sich der Beweis nicht so sicher führen. Die Entstehung der später zahlreicheren Glomeruli (über 200) in der bleibenden Niere wird wie die der ursprünglichen Urnierenanlagen vor sich gehen, jedenfalls konnte sich W. von einer secundären Theilung des Glomerulus und seiner Kapsel nach Braun nicht überzeugen.

Zander (58) hatte unter Schwalbe's Leitung die Vertheilung der Nn. digitales volares und plantares auf den Dorsalflächen der letzten Phalangen untersucht (worüber im anatomischen Bericht referirt wird). Als Resultat ergab sich, dass die betreffenden Hautabschnitte eine Lageveränderung von der volaren resp. plantaren Fläche auf die Dorsalfläche durchgemacht haben. Dies ergaben mit Sicherheit vergleichend-anatomische Beobachtungen von den Reptilien an aufwärts. Untersucht wurde nämlich die Nagelbildung oder Krallen- und Hufbildung sowohl beim menschlichen Fötus als bei Alligator lucius. Haliaeus carbo, Echidna hystrix, Ornithorhynchus paradoxus. Bei allen diesen Amnioten sitzt der Nagel endständig an der Phalangenspitze. Während dies bei einem Beutelthier, Macropus giganteus an den hinteren Extremitäten auch der Fall ist, liegen die Nägel an den vorderen Extremitäten auf der Dorsalseite der Phalangen. Sehr rein tritt solche Lagerung beim Kaninchen und den Carnivoren hervor, während die Hufe der Pferde, Rinder, Schafe endständige Bildungen zu sein scheinen. Jedenfalls wandert also phylogenetisch und beim menschlichen Fötus auch ontogenetisch der Nagel, oder Abschnitte desselben, von der centralen Seite dorsalwärts.

Beim 9-10 wöchentlichen Embryo von 58 mm ganzer Länge zeigten sich die von Hensen (1877 als Urnägel beschriebenen, hügelförmigen Epidermisverdickungen endständig sitzend; die Finger wurden mit Alauncarmin im Ganzen gefärbt, die Schnitte mit Alcohol auf dem Objectglas festgeklebt und mit Xylol von Paraffin befreit. Der Winkel, welchen die Längsaxe des Nagelgrundes mit der Längsaxe der Nagelphalanx macht, nimmt von der fünften bis zur ersten Zehe, resp. vom fünften Finger bis zum Daumen continuirlich ab und zwar beim Fötus von der neunten bis zur achtzehnten Woche. Im Anfange beträgt jener Winkel etwa 70-52° an den Zehen, zuletzt 9 bis 8°; am Daumen steht der Nagel bereits parallel der Phalangenaxe. Hieraus folgt ohne Weiteres, um wie viel der Nagel dorsalwärts wandert.

Dass in der ventralen Einsenkung am freien, distalen Nagelrande ein Eponychium nach Unna, homolog dem Epitrichium (s. oben Entw. d. Vögel, Gardiner) sich vorfinde, bestreitet Z.: die Epidermiszellenmasse geht continuirlich in das Stratum corneum der Fingerspitze über.

VI. Entwickelungsgeschichte der wirbellosen Thiere.

1) Barrois, J., Sur le développement des Chelifer. Comptes rend. T. 99. No. 24. p. 1082-83. 2) Beauregard, H., Sur le développement des Cerocoma Schreberi et Stenoria apicalis. Ibid. T. 99. No. 3. p. 148-151. 3) Beneden, É van, La segmenta

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