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Bibliographie und Bibliothek wissenschaft.

Herausgegeben von Dr. J. Petzholdt.

August

u. September.

Inhalt:

1879.

Die Dichtungen des Königs Johann von Sachsen.

-

Aus alten Bibliotheksrechnungen. Von Dr. A. Hofmeister in Rostock. Zur Goethe-, Lessingu. Schiller-Litteratur. (Schluss.) Zur Litteratur über die Todesstrafe. (Fortsetzung.) Der Katalog der Bibliothek der Bergakademie zu Freiberg. Litteratur und Miscellen. Allgemeine Bibliographie.

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[762.] Die Dichtungen

des Königs Johann von Sachsen.

(Nachdruck untersagt.)

Der König, eine poetisch angelegte Natur, hat sich viel und gern mit Poesie beschäftigt, der er früher, nach einem von ihm entworfenen Studienplane, täglich ein bis zwei Stunden widmete. Sein Religionslehrer Ignaz Mauermann, der nachherige Bischof, hatte ihn in die Poesie eingeführt. Seitdem liebte es der König, vorzugsweise bei Familienfesten und anderen ähnlichen Gelegenheiten in Festgedichten sich zu versuchen: in seinem Nachlasse findet sich eine große Anzahl solcher Gedichte. Neben denselben enthält der Nachlaß aber auch eine Menge Gedichte anderer Art und Uebersegungen, namentlich Horazischer Oden, sowie selbst einige größere dramatische Dichtungen, wovon die eine, die Oper „Saul König in Israel", mit der Komposition von Karl Borromäus v. Miltiß, auf dem Königl. Hoftheater zu Dresden im J. 1833, sogar viermal, zur Aufführung gekommen ist.

Man hat den Wunsch zu erkennen gegeben, daß von den fämmtlichen Gedichten des Königs eine Sammlung veranstaltet und veröffentlicht werden möge. Wie gerechtfertigt nun auch einerseits dieser Wunsch erscheinen kann, so zweifelhaft ist es doch andererseits, ob es im Sinne des verstorbenen Königs gehandelt sein würde, wenn man die Hand dazu bieten wollte, seine sämmtlichen Gedichte der Deffentlichkeit zu übergeben. Denn wennauch gewiß nicht zu verkennen ist, daß in sämmtlichen Gedichten — welche selbst Goethe's Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten, so daß er sie gern näher kennen zu lernen wünschte ein echt poetischer Hauch weht, so hat

der König doch auf die Erzeugnisse seiner poetischen Mußestunden viel zu wenig eigenes Gewicht gelegt, als daß er es der Mühe für werth gehalten hätte, ihnen allen eine äußere vollendetere Form zu geben, als er ihnen bei der ersten, oft nur durch augenblickliche poetische Regung veranlaßten Niederschrift gegeben hatte. Dieser Umstand dürfte es wohl, vor der Hand wenigstens, nicht rathsam erscheinen lassen, zur Veröffentlichung sämmtlicher im Königlichen Nachlasse befindlicher Gedichte die Hand zu bieten, zumal da der König selbst in einem Falle, wo an ihn die Bitte gerichtet worden war, zur Veröffentlichung eines, wie er meinte, noch unreifen Gedichtes aus seiner Jugendzeit die Erlaubniß zu geben, entschieden gegen eine solche Veröffentlichung sich ausgesprochen hat. Der Advokat E. B. Seyffert in Dresden war nämlich in den Besit der Abschrift eines der Jugendgedichte des Königs gekommen, welches er zu veröffent lichen wünschte, und hatte deßhalb um die Erlaubniß dazu nachgesucht, ist aber abschlägig darauf beschieden worden. So dankbar auch", lautet die Zuschrift des Oberhofmeisters des Königs, damals noch Prinzen, Geheimrath v. Miltig an Seyffert, sich Se. K. H. der Prinz Johann Denenselben für die gute Meinung verpflichtet fühlen, welche Ew. Wohlgeb. über das anbei zurückfolgende Gedicht (Männerglück betitelt)*) ausgesprochen, so kann doch Derselbe den Druck desselben keineswegs wünschen. Er erklärt es für eine Arbeit feines Knabenalters und würde höchst beschämt sein, vor dem Publiko mit solch einem unreifen Produkt wie Er es nennt — aufzutreten. Er bittet Ew. Wohlgeb. deßhalb, von dem Manuscripte keinen Gebrauch für die Oeffentlichkeit zu machen. (13. Oktober 1830.)"

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Diese Abneigung des Königs gegen Veröffentlichung „unreifer Produkte" seiner jugendlichen Muse schließt indessen natürlich nicht aus, daß man sich gewiß nicht eines Verstoßes gegen die dem Ver storbenen gebührende Pietät schuldig macht, im Gegentheile dürfte es diese Pietät nur fördern, wenn man aus der großen Anzahl von Gedichten die formgerechteren auswählt und veröffentlicht, und dadurch dem Publikum Gelegenheit giebt, den vielbegabten Fürsten auch von Seiten seiner poetischen Leistungen näher kennen zu lernen; hat sich doch auch der König selbst nicht abgeneigt gezeigt, bei ver schiedenen Anlässen von einigen seiner Gedichte einem bald mehr, bald minder weiten Kreise von Lesern Kenntniß zu geben. Deßhalb hat man auch seit des Königs Tode kein Bedenken getragen, aus seinem Nachlasse mehre Gedichte zu veröffentlichen; es finden sich dergleichen in folgenden Schriften abgedruckt:

[v. Falkenstein's Gedächtnißrede.] Zur Charakteristik König Jo

*) Dieses im Uebermuthe der Jugend verfaßte Gedicht hat in einem, wahrscheinlich von der älteren Schwester des Königs Amalia herrührenden, gleichbetitelten Gedichte eine Entgegnung und Abweisung gefunden.

hann's von Sachsen in seinem Verhältniß zu Wissenschaft und Kunst. Gedächtnißrede von J. P. v. Falkenstein. (Aus dem VII. Bande der Abhandlungen der philologisch-historischen Claffe der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften.) 1874. — Neue Auflage von J. Pezholdt. 1874.

[v. Falkenstein's Charakterbild.] Johann König von Sachsen. Ein Charakterbild von J. P. v. Falkenstein. 1878. Volksausgabe von J. Pezholdt. 1879.

[Pegholdt's Philalethes.]

Philalethes König Johann von

Sachsen. Von J. Pegholdt. 1879.

Das nachstehende Verzeichniß der darin abgedruckten Gedichte, verbunden mit ein paar schon früher veröffentlichten Stücken, wird darthun, daß dem Publikum, welches an den poetischen Leistungen des Königs wahres Interesse nimmt, bereits eine an Zahl der Stücke nicht unerhebliche Auswahl davon zur Kenntnißnahme in hinreichender Weise geboten ist, und daß, wenn dieser Auswahl unten noch eine Anzahl seither noch nicht bekannt gemachter Gedichte hinzugefügt werden soll, dann wohl dem, wie gesagt, nicht ungerechtfertig= ten Wunsche nach Veröffentlichung der Königlichen Dichtungen*) vor der Hand alle billige Rechnung getragen sein dürfte. Die bereits gedruckten Gedichte sind:

Gedicht zur 50jährigen Regierungs-Jubelfeier des Oheims, des Königs Friedrich August des Gerechten, am 16. September 1818. Abgedr. in v. Falkenstein's Gedächtnißrede S. 291-92 und dessen Charakterbild, Volksausgabe S. 21-22.

Gedicht zum 50jährigen Ehejubiläum des Oheims, des Königs Friedrich August des Gerechten, und der Tante, der Königin Maria Amalia, am 29. Januar 1819. Abgedr. in v. Falkenstein's Charafterbild S. 292.

Gedicht zum Namenstage des Bruders, des Prinzen Friedrich August, am 5. März 1817. Abgedr. in v. Falkenstein's Charakterbild S. 293. Volksausgabe S. 20-21.

Der Geist Constantia's, Gemahlin Heinrich's des Erlauchten. Gedicht zur Verlobung des Bruders Friedrich August mit der Erzherzogin Karolina von Desterreich, am 26. September 1819. Ge= druckt bei Gärtner in Dresden. D. J. 4o. 2 BI.

Lied zum Namenstage des Bruders, des Prinz - Mitregenten Friedrich August, am 5. März 1833. Abgedr. in v. Falkenstein's Charakterbild S. 127. Volksausgabe S. 103-4.

Gedicht zum Namenstage des Bruders, des Königs Friedrich August, am 5. März 1841. Gedruckt o. D. u. J. 4o. 2 BI.

*) Eine Uebersicht der poetischen Arbeiten des Königs findet sich in v. Falkenstein's Charakterbild S. 288-91.

Wiederabgedr. in v. Falkenstein's Charakterbild S. 182–83. Volksausgabe S. 145–46.

Die vier Stufen des weiblichen Lebens. Plastisch-mimisches Melodram zur Feier des überstandenen Wochenbettes der Gemahlin Amalia Augusta nach der Geburt der Prinzessin Maria, am 4. März 1827. Gedruckt o. D. u. J. 4°. 4 Bl. Wiederabgedr. in v. Falkenstein's Charakterbild S. 294-97.

Widmungsgedicht zur Ausgabe der ersten zehn Gesänge von Dante's Hölle. An die Gemahlin Amalia Augusta, 1828. Abgedr. in v. Falkenstein's Charakterbild S. 106. Volksausgabe S. 86-87.

Gedicht an die Gemahlin Amalia Augusta zur 25 jährigen Jubelfeier der Verlobung, am 13. Mai 1847. Abgedr. in v. Falkenstein's Charakterbild S. 293-94.

Gedicht zur Geburt des ersten Sohnes, des Prinzen Albert, am 23. April 1828. Als Antwort auf das Glücktounsch - Gedicht des Professors K. Förster. Abgedr. in v. Falkenstein's Charakterbild S. 76-77. Volksausgabe S. 64-65. (Auch anderwärts mehr. fach abgedruckt.)

Ein zweites Gedicht bei der nämlichen Gelegenheit. Abgedr. in v. Falkenstein's Charakterbild S. 79-80. Volksausgabe S. 66-67.

Widmungsgedicht zur Ausgabe von Dante's Hölle 1839 mit den beiden folgenden Bänden, dem Fegfeuer 1840 und dem Paradics 1849. An den Sohn, den Prinzen Albert. Abgedr. in v. Falkenstein's Gedächtnißrede S. 30-31. Neue Auflage S. 29, sowie in v. Falkenstein's Charakterbild S. 107. Volksausgabe S. 87-88.

Trennung und Wiedersehen. Plastisch-mimisches Melodram, bei Gelegenheit des Besuches der Verwandten aus Italien am Sächsischen Hofe am 8. August 1830 aufgeführt. Gedruckt o. D. u. J. 8°. 4 Bl. Daraus das Wiedersehen Dante's und Beatrice's abgedr. in Pezholdt's Philalethes S. 47-48.

Willkommen im Vaterhaus. Gedicht zur Begrüßung der zum ersten Male nach ihrer Verheirathung in's Vaterhaus zurückkehrenden Tochter, der Herzogin Elisabeth von Genua, am 9. Mai 1851. Abgedr. in v. Falkenstein's Charakterbild S. 297.

Gedicht auf den Brand des Pillnizer Schlosses am 1. Mai 1818. Abgedr. in v. Falkenstein's Charakterbild S. 297-98. Voltsausgabe S. 23.

Widmungsgedicht zur Ausgabe von Dante's Hölle 1839, welcher die beiden anderen Bände des Fegfeuers 1840 und des Paradieses 1849 gefolgt sind. An den Kronprinzen und nachherigen König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. Abgedr. in v. Falkenstein's Gedächtnißrede S. 53. Neue Auflage S. 56-57, sowie in v. Falkenstein's Charakterbild S. 106-7. Volksausgabe S. 87.

Gedicht zum 25 jährigen Ehejubiläum des Königs Friedrich Wilhelm IV. und der Königin Elisabeth von Preußen, am 29. November 1848. Abgedruckt in v. Falkenstein's Charakterbild S. 298.

Gedicht auf Sanssouci und Charlottenhof. Aus d. J. 1841 -42. Abgedr. in v. Falkenstein's Gedächtnißrede S. 53-54. Neue Auflage S. 57-58.

Ode auf den Kaiser Nikolaus von Rußland, nach Beendigung des Russisch-Türkischen Krieges 1829. Abgedr. in v. Falkenstein's Charakterbild S. 299-301.

Bruchstück aus einem vor vielen Jahren begonnenen und untollendet gebliebenen Trauerspiele „Pertinax“. Abgedr. im Dresdner Album hrsg. von Elfriede v. Mühlenfels 1856. S. 3-15.

Gedicht: Die vier Stufenalter nach vier Zeichnungen von Moriz Rezsch. Abgedr. in v. Falkenstein's Gedächtnißrede S. 50-52. Neue Auflage S. 53-56.

Gedicht: Natur und Ideal*). Abgedr. in v. Falkenstein's Gedächtnißrede S. 47-49. Neue Auflage S. 50-52.

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Gedächtnißrede S. 49-50. Neue Auflage S. 52-53.

Gedicht: Es ist vollbracht. Abgedr. in v. Falkenstein's Charakterbild S. 298-99.

Uebersehung der Tempelode aus Horaz III, 1. Abgedr. in b. Falkenstein's Charakterbild S. 303-4.

Uebersetzung der Ode von Manzoni,,Der fünfte Mai". Metallographirt. . . u. J. (1864.) gr. 4°. 4 Bl. Wiederabgedr. in v. Falkenstein's Charakterbild S. 301-3 und in der Wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung 1879. gr. 4o. Nr. 33. 6. 197-99**).

Diesen bereits gedruckten Gedichten mögen hier noch einige seither noch nicht veröffentlichte Stücke angereiht werden, bei deren Beurtheilung aber man stets das im Auge behalten muß, daß es meist Früchte jugendlicher Muse sind, an welche der König nach ihrer ersten Niederschrift eine weiter bessernde Hand nicht angelegt hat.

*) Um dieses Gedichtes willen hat der Graf Friedrich Kaldkreuth dem König ein Ideal und Natur" betiteltes Gedicht gewidmet.

**) Die Beilage enthält auch die von Goethe bearbeitete Ueberseßung der Manzoni'schen Ode, zur Vergleichung mit der Uebersetzung des Königs und mit dem Italienischen Original.

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