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und dass sie entweder noch zu seinen Lebzeiten oder erst nach seinem Tode (er starb 1637) in den Besitz der Wittenberger Universitätsbibliothek gelangt sind*).

[325.] Ueber Russische Privatbibliotheken in St. Petersburg, Moskau, Mitau und in der Krim.

Nach Mittheilungen des Bibliothekars Theodor Elsholz in St. Petersburg**). Mit Recht bemerkt Paul Lacroix in dem Vorwort zu dem Kataloge der Bibliothek des Fürsten Galitzin, welche im vorigen Jahre in Paris versteigert wurde, dass Russland reich an Büchern sei und dass fast in allen Schlössern oder Privathäusern der Aristokatie sich Bibliotheken befänden. Leider sind dieselben meistens nicht streng geordnet, besitzen keine oder doch nur ungenügende Kataloge und stehen bisweilen an unpassenden Orten; zu manchen ist auch der Zutritt nicht gestattet. So weit letzteres aber möglich war, hat Elsholz ziemlich genaue Nachforschungen angestellt und sogar einige in eine richtige Ordnung gebracht. Zunächst gedenkt er:

1. Der Bibliothek des Fürsten Woronz off in St. Petersburg mit ungefähr 12,000 Bden. Sie umfasst alle Wissenschaftsfächer und wurde zum grössten Theile von den Fürsten Simon Romanowitsch Woronz off gesammelt. Aufgestellt ist sie in zwei zu Bibliothekssälen eingerichteten Räumen, die leider durch andere Räumlichkeiten von einander getrennt sind. Eine andere sehr reiche Büchersammlung besitzt dieselbe Familie in der Krim auf ihrem Landsitze Alupka, die jedoch Elsholz nicht gesehen hat.

2. Der Bibliothek der Fürstin Z. Lwoff, einer geborenen v. Bibikoff, Wittwe des verstorbenen Fürsten Eugen Lwoff, welche im Jahre 1871 aus 5796 Werken in 12,790 Bden bestand; sie wurde von dem General v. Bibikoff begründet u. kam nach dessen Tode an seinen Schwiegersohn. Von ihr gehört nur der kleinere

*) Unter den Schriften des Erasmus Schmidt werden (z. B. von Witte, Diarium biographicum. Gedani 1688, unter dem 4. Sept. 1637) ,,Commentationes in Dionysium Afrum Perieg. et Lycophronis Cassandram" genannt. Allem Anschein nach sind aber diese Commentationes nie gedruckt worden. Die Quelle jener Nachricht ist wahrscheinlich das der Röber'schen Leichenpredigt (Wittenb. 1639) angehängte Rectoratsprogramm, in welchem es heisst: „Ac nisi iniquissimorum temporum furor hactenus editioni reliquorum operum, quae plura, ut erat invicti laboris et inexhaustae diligentiae, reliquit, inprimis vero earum Commentationem, quas exactissimas Dionysio Afro Periegetae, impendit, itemque, quibus Lycophronis atri latebras, ut Statius appellat, hoc est Cassandram ipsius, obscurissimum multo et intricatissimum Poema, post Canterum ac Meursium illustrare aggressus est, obstitisset, quanta accessio ad summam partem decus et gloria ejus facta fuisset?"

**) Durch die Güte des Hrn. G. v. Ghennady wurde es dem Anzeiger vergönnt, diese interessanten Mittheilungen seinen Lesern zu bieten.

Theil der Unterhaltungslektüre, der bei weitem grösste dagegen den rein wissenschaftlichen Studien an. Unter Anderem enthält sie eine sehr umfängliche Sammlung von Slavica mit einigen interessanten Handschriften. Unter den Wissenschaftsfächern sind besonders die Numismatik (gegen 600 Bde) die Botanik (in zahlreichen Prachtwerken), die Geschichte und Politik nebst vielen Zeitschriften (mehre in grossen Suiten) zu erwähnen.

3. Die Bibliothek der Gräfin Panin, Wittwe des unlängst verstorbenen Ministers der Justiz, der mit unermüdlichem Eifer die Sammlung bis auf 5877 Werke in 10,773 Bden brachte. Nur erlaubte ihm die Liebe für seine Schätze nicht, Fremden die Benutzung derselben zu gestatten, u. so kam es, dass seine herrliche Sammlung nur ihm Nutzen gewährte u., da er in den letzten Jahren seines Lebens fast blind war, und seine Lieblinge nicht mehr beaufsichtigen konnte, bald in Unordnung gerieth. Den schönsten Theil bilden die Rossica, die der Graf von dem Fürsten Lobanoff um eine sehr hohe Summe sich kaufte; diese Bücher, meistens Prachtexemplare und in schönen Einbändeu, zeigen das Wappen des Fürsten auf ihren Titeln. Als Justizminister hat Graf Panin mit der Kenntniss eines Fachmannes auch die Bücher über Gesetze aller Länder bis ins kleinste Detail sich zu verschaffen gesucht. Das Einzige, was der Bibliothek fehlt, sind die für den Bibliothekar so nöthigen Handbücher (Brunet ist nur in einer alten Ausgabe vorhanden) u. ein vollständiger Katalog. Ausserdem besitzt die Familie noch eine fast ebenso grosse Bibliothek auf ihrer Besitzung Marfino bei Moskau, die demnächst geordnet werden soll. Mit ihr ist eine Autographensammlung von mehren tausend Nummern verbunden. Endlich ist zu bemerken, dass auch die auf einem Landgute der Familie in der Krim befindliche kleinere Büchersammlung mit der in Marfino vereinigt werden soll.

4. Der Bibliothek der Grafen Scheremeteff, und zwar a) der Bibliothek des Grafen Sergei Dimitriewitsch Sch., die aus mehren Sammlungen besteht, nämlich a) der Bibliothek des Feldmarschalls Bori Petrowitsch Grafen Scheremeteff, welche 25,000 Bde umfasste u. viele Inkunabeln enthielt. Sie existirte noch 1810 in Moskau, wie der noch in dem Familienarchiv vorhandene Katalog bezeugt. Den hier u. da vorkommenden Angaben zufolge soll sie bei dem grossen Brande Moskaus 1812 mit vernichtet worden sein, was aber schwerlich richtig ist, da das Haus, in dem sie damals aufgestellt war, beim Brande unversehrt blieb; auch hat Elsholz hin und wieder einige Bände mit dem Wappen des Grafen gesehen und einige befinden sich jetzt in der Kaiserlichen öffentlichen Bibliothek in der Ausstellung der Einbandsraritäten. P) Der Bibliothek des Grafen Nikolai Petrowitsch, Enkels des Feldmarschalls, welche 4000 Nrr. bietet, worin jedoch die Kupferstichsammlung von den berühmtesten

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Meistern des 18. Jahrhunderts mit eingerechnet ist, in der Hunderte von Blättern auf eine Nummer kommen. Unter den selteneren Büchern nehmen die sog. Livres à figures des 18. Jahrhdts den ersten Platz ein, in den geschmackvollsten Französischen Einbänden in Safian, Mosaik oder feinem Kalbleder, z. B. die Werke Voltaire's, Rousseau's, die Idyllen Gessner's u. v. A. y) Der Bibliothek des Grafen Dimitri Nikol. Scheremeteff, einer Sammlung von ungefähr 300 Werken, meist religiösen Inhalts u. die Musik betreffend; denn der Besitzer hatte eine besondere Liebe für Gesang, vorvorzugsweise Kirchengesang. d) Der Bibliothek der Gräfin Anna Serg. Scheremeteff, ersten Gemahlin des Grafen Dimitri Nikol., mit ungefähr 2500 Bden. Die Gräfin war im wahren Sinne des Wortes Bibliophilin, und man hat es vielleicht ihr zu verdanken, dass sich die Bibliothek bis jetzt erhalten hat. Sie umfasst Theologie, Philosophie, Geographie, Geschichte, Musik und andere schöne Künste, Encyklopädien, und Russische, Englische, Italienische u. Französische Belletristik. Die Besitzerin bestimmte fast immer selbst die Wahl der Einbände, die der Buchbinder Nicolai mit der grössten Sauberkeit gefertigt hat. Alle Bücher, selbst die wenigen ungebundenen, zeigen, dass sie gelesen worden sind, nicht blos zum Prunken dastanden. ε) Der Bibliothek des Grafen Sergei Dimitriewitsch Scheremeteff, Adjutanten Sr. Kais. Königl. Hoheit des Grossfürsten Thronfolgers und Präsidenten der Gesellschaft für Altslavische Schriften, mit ungefähr 10-11,000 Bänden der ausgewähltesten Schriften. Die Russische Geschichte allein ist von gegen 2000 Bden vertreten. Den übrigen Haupttheil dieser schönen Sammlung, die ihr Besitzer schon von seinem 14. Jahre an gesammelt hat, bilden Archäologie, Litteraturgeschichte, Theologie u. Russische, Deutsche, Englische wie Französische Belletristik. Manche höchst werthvoile Werke stammen aus der Sobolefsky'schen Bibliothek, ebendaher auch die Autographensammlung und die Schriften über Russische Alterthümer. Die hervorragendsten Deutschen, Französischen, Englischen u, Russischen Zeitschriften, für die noch jährlich eine bedeutende Summe ausgegeben wird, sind ebenfalls vorhanden. Dem Grafen gehört auch eine kleinere Büchersammlung von 718 Werken in 1614 Bden in Michailofskoe, einem Lustschlosse im Kreise Podolsk des Moskauer Guvernements, die er von einem seiner Oheime, dem Grafen Wassilii Sergeiwitsch Scheremeteff geerbt hat. Sie umfasst vorzüglich Werke aus der Geschichte, Theologie, Kunstgeschichte und Belletristik in verschiedenen Sprachen. Mit dieser Büchersammlung soll noch im nächsten Sommer die von einem anderen Oheime, Boris Sergeiwitsch Scheremeteff dem Grafen zugefallene Bibliothek von 2000 Bden vereinigt werden. -) An diese Sammlung reiht sich endlich die Handbibliothek der Gemahlin des eben Erwähnten, der Gräfin Catharina Paulowna, geb. Fürstin Wiasemsky, welche von

gleicher Liebe zu den Wissenschaften erfasst ist wie ihr Gemahl. Ihre Sammlung besteht meistens aus Englischen u. Russischen Werken und übersteigt wohl nicht 600 Werke; doch wird jede neue Belletristische Erscheinung ihr sofort einverleibt. b. Der Bibliothek des Grafen Alexander Dimitriewitsch Scheremeteff, des Stiefbruders des Vorigen. Da der junge, noch nicht 20 Jahre alte Mann den sehnlichsten Wunsch hegte, sich eine werthvolle Bibliothek anzulegen, so ward dieser gern gewährt u. bereits seit drei Jahren wird von ihm eifrig gesammelt. Ihn unterstützte bei seinem edlen Streben Elsholz in jeder Weise, so dass diese Sammlung bereits 10,000 Bde enthält. Angeschafft wurden zunächst Werke aus der Geschichte u. Geographie, besonders gute Reise werke, und dann zu einem annehmlichen Preise im vorigen Jahre die Bibliothek des allgemein bekannten Bibliophilen Fürsten Dolgoruki gekauft. Diese gehört unbedingt zu den schönsten Sammlungen, insbesondere für Französische u. Englische Litteratur. Vorzüglich ist die Französische Litteratur in zahlreichen Luxusausgaben, Pergamentdrucken, Werken auf Velin-, Chinesischem und Holländischem Papiere vertreten; auch einige seltene Rossica gelang es bereits anzuschaffen. Die Sammlung ist in raschem Wachsen begriffen u. geht einer schönen Zukunft entgegen.

5. Der Bibliotheken der Fürsten Wiasem sky, welche vom vorigen Jahrhunderte an von jedem Besitze mit Sorgfalt gepflegt und erweitert wurden. Es sind a) die Bibliothek des Fürsten Andre Iwanowitsch Wiasemsky von 5000 Bden; b) die des Fürsten Peter Andrewitsch Wiasemsky von 7000 Bden, u. c) die des Fürsten Paul Petrowitsch Wiasemsky, Direktors des St. Petersburger Censurcomités u. bekannten Schriftstellers, von 10,000 Bden. Zusammen also 22,000 Bde ungefähr, welche sich im Moskauer Guvernemente, im Kreise Podolsk, auf dem Schlosse Ostafieva befinden. Der dritte Theil stand bis vor 7 Jahren in St. Petersburg u. wurde dann auf jenes Schloss geführt, auch ein Bibliothekar angestellt, um einen neuen vollständigen Katalog zu fertigen. Um diese Arbeit zu erleichtern, nahm dieser Bibliothekar den alten Katalog her, zertheilte ihn in viele Lagen u. begann nun seine Aufgabe. Allein kaum hatte er angefangen, so starb er u. so ist nun der alte Katalog zerstört u. nichts Neues geschaffen. Ausser den erwähnten 22,000 Bden besitzt der Fürst Paul Petrowitsch noch eine Handbibliothek von mehren tausend Bden u. einige hundert Slavische Handschriften in seinem Palais in St. Petersburg.

6. Dem Grafen Bobrinsky, Adelsmarschall in Moskau, gehört eine der interessantesten Sammlungen der Livres à figures des 18. Jahrhdts, u. darunter sehr viele Kupferstiche und Zeichnungen, so auch Chodowiecky's eigenes Exemplar seiner Zeichnungen in etwa 1000 Exemplaren, meist in mehren Abdrücken theils vor

theils mit der Schrift u. im untadelhaftesten Zustande. Die Zahl der Bücher ist noch nicht bestimmt.

7) Der Bibliothek des Grafen Léonid Pahlen, welche auf seinem Gute,,Hofzumberg" in Curland bei Mitau aufgestellt ist u. gegen 10,000 Bde enthalten soll. Soviel Elsholz von glaubwürdigen Personen hörte, ist sie von mehren Generationen gesammelt u. enthält die seltensten alten Drucke, Handschriften aus dem Mittelalter, ausserdem besonders Geschichtswerke in sehr vielen Sprachen. Eine der grössten Seltenheiten und in Russland wahrscheinlich ein Unicum ist die erste Ausgabe von Herberstain's Commentarii rerum Moscoviticarum (1549) in fast ganz vollständigem Zustande, indem nur das Blatt mit dem Druckfehlerverzeichnisse fehlt, die übrigens alle im Texte bereits verbessert sind, vielleicht von Heberstain selbst. Das Exemplar der Kais. Oeffentl. Bibliothek in St. Petersburg ist unvollständig u. schlecht gehalten.

8. Eine Bibliothek von gegen 6000 Bden befindet sich im Besitze des Grafen Lewaschoff, in der die Zahl der Inkunabeln, Elzevirausgaben, der Livres à figures des 18. Jahrhdts im Französischen Geschmacke bemerkenswerth ist. Den besten Theil derselben bilden jedoch die Militärwissenschaft, Physik, Chemie und Mathematik.

9. Der Bibliothek der Herzöge von Leuchtenberg, im Palais derselben an der blauen Brücke in St. Petersburg. Sie umfasst ungefähr 14,000 Bde u. zwar die besseren Erscheinungen in allen Wissenschaftsfächern seit Ende des vorigen Jahrhunderts. Besonders hervorzuheben ist noch die Kunstarchäologie; der Kunstsinn der dahingeschiedenen Herzogin ist allbekanut u. somit ist auch der Luxus, mit welchem die Gemächer u. die Bibliothek ihrer Lieblingswohnung prangen, leicht erklärlich.

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10. Der Bibliothek der verewigten Grossfürstin Helena Paulowna, welche längere Zeit vom wirkl. Staatsrath v. Becker verwaltet wurde; sie ist die Zierde des Michails-Palais, in welchem sich ausserdem noch eine ältere Bibliothek, die ihres Gemahls, des Grossfürsten Michail Pawlowitsch, befindet, jedoch von ersterer ganz unabhängig u. getrennt, sogar vor einigen Jahren theilweise in die Remise verlegt. Die Erstere besteht ungefähr aus 12,000 Bden verschiedenen Inhalts, wobei das Deutsche Element vorherrscht. Die Letztere enthält ungefähr 8-10,000 Bde, meist Französische Litteratur. Viele Seltenheiten finden sich in ihr, auch Handschriften, von denen viele noch ungedruckt sein mögen; leider scheint sie aber augenblicklich nicht zugänglich zu sein.

11. Der Bibliothek des Grafen Dimitri Andreewitsch Tolstoy, des gegenwärtigen Cultusministers u. Oberprokners des heiligen Synods, c. 12,000 Bde. Sie enthält eine ausgewählte Sammlung von Werken über Russische Geschichte, aus der Geschichte der

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