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dieses zu erlangen und zu sehen, was den Christen angeboten wird, haben es aber nicht erlangt.“

Nicht allein zur Belehrung, sondern auch zur Widerlegung so vieler in's Publikum gedrungenen Irrthümer haben wir vorstehend andeuten wollen:

1) Daß Gott zwar will, daß alle Menschen zur Erkenntniß der Wahrheit gelangen und selig werden,') aber daß nicht Alle, sondern nur sehr Wenige das thun wollen, was zur Erreichung dieses Zieles erforderlich ist.

2) Daß das Streben nach Erkenntniß der Wahrheit und nach Heiligung seiner selbst Hand in Hand gehen müsse, da Fortschritt oder Rückschritt in der Einen, auch zugleich in der Andern stattfindet; weil ohne Reinigung des Herzens und ohne Buße kein Fortschritt überhaupt denkbar und nicht fortschreiten schon Rückschritt ist.

3) Daß dieser Fortschritt in der Erkenntniß und Heiligung unserer selbst, unausgesehte Wachsamkeit und Arbeit, viele Kämpfe, Entbehrungen, Entsagungen, Verleugnungen des Eigenwillens, bis zum vollkommenen Siege über alle Hindernisse und Feinde, und zwar mit Ausdauer bis zum Ende unseres Lebens, von Jedem verlange, der nach _vollkommener Vereinigung mit Gott strebt, wie dies insbesondere das Ziel aller Klosterleute ist.

Die heil. Schrift deutet bei Luc. 10, 38.-42. im Leben der Martha das thätige, und der Maria das beschauliche Leben an; und Christus erklärt der heil. Brigitta2), was ihre Nachahmer zu thun haben, und wie man vom thätigen zum beschaulichen Leben aufsteigen könne, indem Er unter Anderm sagt: Wer auf vollkommene Weise Maria zu sehn begehrt, muß zuvörderst Martha sehn und für meine Ehre leiblich arbeiten"; er muß nämlich zunächst den Gelüsten des Fleisches Widerstand zu leisten verstehen, auch den Versuchungen des Teufels entgegentreten, und nachher kann er mit Ueberlegung aufsteigen zur Stufe der Maria. Denn wer nicht bewährt 1) I. Timoth. 2, 4. 2) vide Offenbar. Buch VI. Cap. LXV.

und versucht ist, wer nicht die Regungen seines Fleisches überwunden hat, wie kann der himmlischen Dingen anhängen?"

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Mithin irren die Romanschreiber, Odd-Fellows und KnowNothings sehr, wenn sie meinen, in den Klöstern suche nur die Faulheit ein Ashl, um nach den Gelüsten des Fleisches zu leben. Hat dieses je Statt gefunden, so war es Abfall vom gethanen Gelübde, Uebertretung der beschworenen Regel, überhaupt eine Sünde und Aergerniß, welche nirgends, am allerwenigsten in einem Kloster begangen werden sollte. Aber damit kann ohne Verleumdung nicht behauptet werden, daß in allen Klöstern und zu allen Zeiten geschah, was nur als ein einzelner Fall hier und da vorgekommen seyn mag. Wollte man so die weltlichen Stände durchsuchen, und überall, wo fich Sittenlosigkeiten vorfinden, jedesmal den Stand aufheben, dann würde in kurzer Zeit kein Stand in der Welt mehr übrig bleiben. Jedoch ist es gewöhnlich nicht das Laster, das man haßt, sondern die Person, die wirkliche Tugenden übt.') Auch hebt man das Kloster nicht auf, um der Wollust ein Ende zu machen, sondern um unter einem guten Scheine sich seiner Schähe zu bemeistern; und dann muß irgend etwas Anstößiges in der Meinung der Welt einen Vorwand abgeben zur Erzielung der öffentlichen Rechtfertigung. So ist's nun 'mal der Lauf der Welt!

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XXXIV. Wie man in der Welt bleiben und darin ein klöfterliches Leben führen kann,

Ein von Leidenschaften gequälter Mensch ist blind, und vermag die göttlichen Anordnungen im Reiche Jefu Christi nicht in der Art und Weise zu sehen, wie und warum sie sind. Sein Blick haftet nur an der äußern Erscheinung, und dringt nicht in seine innere, geistige Tiefe; er sieht zwar die Uhr, aber nicht den inwendigen Mechanismus. Daher kommt dann die 1) Joh. 15, 18. seq.

Verwechselung des Mittels mit dem Zweck; daher kommen die aus einzelnen Mißbräuchen geschöpften Vorurtheile und Irrthümer in Bezug auf das Klosterleben, welche von den Hassern eines sittenreinen Lebens durch Bücher, Zeitungen und Flugschriften in Amerika nach allen vier Winden hin verbreitet werden. Einige derselben meinen, nur Verbrecher und große Sünder müßten in's Kloster gehen, weil es eine Bußanstalt für Lettere set, sowie das Zuchthaus eine Strafanstalt für Erstere. Das kommt uns vor, wie die Parabel vom stolzen Pharisäer und demüthigen Zöllner; gerade als wenn sie, die hoffärtigen Richter, weniger sündhaft und strafbar wären vor Gott, als Mönche und Nonnen, und deshalb die Buße für sich nicht nothwendig hätten. Sind sie denn schon ganz gewiß davon, daß sie, welche von einem heiligen Lebenswandel nichts wissen wollen, dereinst nicht zum peinlichen Fegfeuer oder zur ewigen Höllenqual verurtheilt werden?

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Andere hingegen sagen: Wozu diese übertriebene Frömmelei, die man in den Klöstern übt? Wenn man moralisch lebt, das ist genug; mehr verlangt Gott von uns nicht.“. Das find aber Menschen, die nicht wissen, worin die katholische Moral besteht, auch dieses nicht wissen wollen, weil es ihrer Moral, d. h. dem Geld und Weltdienst nicht anpassend erscheint.

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Obschon es nun wieder Andere gibt, die das Klosterleben und auch die vielfältige Wirksamkeit der Mönchsorden besser kennen, so meinen sie doch: es gehöre Beruf dazu; und wer den nicht in sich verspüre, der bleibe lieber in der Welt und suche sich in irgend einem Stande, der für seine Seele die wenigsten Gefahren in sich birgt, zu heiligen. Das ist nun wohl wahr genug; aber, wegen der vielen Anfechtungen in dem Verkehre mit der Welt, nicht so leicht gethan. Eine gewisse Zurückziehung von der Welt, eine Sammlung des Gemüthes in der Einsamkeit, ferner die Uebung des innern Gebetes, das Lesen religiöser Bücher, Betrachtungen über das Leben der Heiligen (die wir uns zu Vorbildern gewählt), der öftere Empfang der heiligen Sacramente, die tägliche, andächtige Bei

wohnung des heil. Meßopfers 2c., das möchten dann wohl zuvörderst die nothwendigsten Mittel seyn, das vorgesteckte Ziel erreichen zu können. Um Gesagtes nun mehr zu verdeutlichen, wollen wir auch hier, wie wir es bisher gethan, einen Andern reden lassen, und wählen dazu den Verfasser vom „Weltkarthäuser“. 1) Er sagt:,,Es ist bekannt, daß die Karthäuser einzeln in Zellen leben, und daß an diesen ihren Zellen Feder sein eigenes Gärtlein hat, das er bebauen muß, um so seine geistigen Betrachtungen und Gebet-Stunden auf gehörige Weise mit Handarbeit zu unterbrechen."

Nun behaupte ich aber, daß jeder Mensch so eine Art von Karthäuser ist, der sein Gärtlein zu bebauen hat, und eine Zelle, darin er wohnen soll. Die Zelle ist der Leib des Menschen; denn wie der Karthäuser in ein gar enges und inniges Verhältniß mit seinem Kämmerlein tritt, in dem er sein ganzes Leben zuzubringen hat, so ist auch die Seele des Men"schen, die für dieses Leben an den Körper, als ihre Wohnung, angewiesen ist, in einem so engen Verbande mit ihm, daß beide wirklich nur Eins auszumachen scheinen.

Die Zelle des Karthäuser-Mönchs hat ein kleines Fenster, woraus er hinaufschauen kann an den blauen schönen Himmel, zum hellen Strahl der Sonne, zum falben Licht der Mondsichel, oder zu den glitzernden Sternen, oder auch hinaus in die Natur, in eine Bergschlucht mit ihren zackigen Felsen und ihrem Waldstrom, oder in ein freundliches Thal mit seinem Flüßchen, seinen Baumgruppen und Kirchthurmspißen; und

so hat auch die Seele an ihrer Zelle ihre Fenster und Guckerle, damit sie die andern sichtbaren Geschöpfe sehe, die guten und die bösen, die friedlichen und die stürmischen, und bei Allem lobe Gott den Herrn. -Man möchte freilich einwenden, daß so ein Weltkarthäuser seine Zelle an einem gar unruhigen Orte, mitten im Weltgetümmel habe, und daher kein so gesammeltes, Gott wohlgefälliges Leben führen könne, wie der Mönch in der Einöde. Abgesehen von der Gnade Gottes, die nach Bedarf, und daher dem größerer Gefahr Ausgesetzten in größe1) Vide Kathol. Kirchen-Zeitung, d. d. New-York den 6. April 1854.

ren Portionen: gegeben wird, so gibt es doch auch für den Karthäuser in der Welt eine Art Clausur, mit der er sich helfen, und durch die er gegen die von außen her einstürmenden Elemente sich theilweise sichern kann. ~ Was man von der Zelle ausschließen kann, soll auch ausgeschlossen, oder wenigstens nicht ohne Erlaubniß des Obern und der heiligen Regel eingeführt werden. Gott der Herr, der Seinen Engel mit flammendem Schwert vor das Paradies gestellt, wird, wenn wir Ihn darum bitten, auch für uns einen tüchtigen Thürsteher finden, der uns das liederliche Gesindel und die Vagabunden, die profanen — unheiligen, leidenschaftlichen Gedanken von der Schwelle weis't. Wenn es sich aber um Verhältnisse handelt, von denen wir uns nicht losmachen können, so denken wir uns eben, es wären Waldbäche, Winde und Stürme, die da an unserer Zelle vorbeisausen und ein gewaltiges Gepolter verursachen, uns aber so wenig stören sollen, als die Karthäuser in der Einöde gestört werden, wenn die Natur-Elemente entfesselt find und an die Zelle anstürmen, als wollten sie dieselbe mit sich fortreißen. Oder wir können's machen, wie die frommen Einsiedler es gemacht haben sollen, wenn sie von Weltleuten in der Einöde besucht wurden: sie ließen sie nicht in die Zelle herein, sondern sprachen bloß durch das Fenster mit ihnen, fertigten sie liebevoll aber kurz ab, und machten dann schnell wieder zu, um zu sich zurückzukehren.

Jeder Karthäuser hat, wie gesagt, auch ein Gärtchen bei seiner Zelle; jeder schaufelt, pflanzt und begießt da in seinem Garten die Blumen, Pflanzen und Sträucher — und Niemand hilft ihm in seiner Arbeit, als vielleicht die lieben Engelein und der Sonnenschein, der Regen und der Thau von Oben. Von den Menschen kommt keiner in seinen Garten; und Alles, was grünt und blüht, das ist für ihn, so Lange er lebt; und wenn er todt, und die Zelle dann eine Zeit lang unbewohnt ist, dann welken die Blumen, und das wilde Unkraut wächst darüber hin, so daß es den Anschein hat, als trauere auch der Garten über den Tod seines Gärtners.

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Jeder Mensch hat nun auch sein unsichtbares Gärtlein

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