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I. Abnahme der Zahl der Einwanderer in Amerika wegen der Nichtswisser, „Knownothings“ genannt. Allgemeine Bemerkungen.

Die während der Regierungsjahre des Präsidenten Pierce in den Vereinigten Staaten von Nordamerika aufgekommene Partei der Knownothings 1) hat, sowohl durch ihre platform 2) als auch durch ihre gefeßlosen Angriffe auf eingewanderte Europäer und deren Eigenthum, die Aufmerksamkeit der lettern, nicht minder die der Staatsmänner, erregt, welche Beide es nicht verhehlen mögen, daß die Union, wie ein Kranker, in eine Krisis getreten, deren Verlauf man nicht absehen, deren Ende wenn nicht bei Zeiten geeignete Heilmittel angewandt -recht gefährlich, vielleicht tödtlich werden könne. Um dieses einzusehen, muß man die geschichtliche, politische und sociale Entwickelung der Vereinigten Staaten vom Anfange ihrer Entstehung bis zu ihrem gegenwärtigen Zeitpunkte kennen. Und wenn man von diesem Standpunkte aus die Vergangenheit überblickt, und mit dem Maßstabe, den die Gegenwart bietet, die heranrückende Zukunft bemessen will, dann rollt sich vor unsern Augen ein großartiges Bild auf. In demselben sehen wir, daß vorzüglich seit dem Anfange dieses Jahrhunderts die Vereinigten Staaten von Nordamerika als eben so viele Hoffnungssterne dem Europamüden von jenseits des Oceans herüber leuchteten, und von Jahr zu Jahr

1) Ueber die Knownothings wird in den Cap. 28, 29 und 30 das Wissenswürdigste folgen.

2) Platform heißt in Amerika soviel, als hier unsere Farbe, oder unfer Glaubensbekenntniß, und ist der Boden, auf dem wir stehen.

um so mehr die Lust zur Auswanderung entzündeten, als eben unangenehme Lebensverhältnisse und die Sehnsucht nach einer andern, bessern Heimath zum Verlassen der alten und zum Aufsuchen einer neuen antrieben. Ohne äußern und innern Antrieb ging Keiner, der über sich selbst zu bestimmen hatte.

Die Zahl der Emigranten stieg in den Jahren 1839 bis 1854 auf eine früher nie gekannte Höhe, wozu die Irren und Wirren unserer Tage nicht weniger beigetragen haben, als die Hoffnung, dem alten Elende des Lebens durch das Wandern nach einer weit entfernten, neuen Heimath entfliehen zu können. Wenn auch die phantastischen Schilderungen der schon hinübergeeilten Landsleute, von der befeligenden Freiheit und Unabhängigkeit in der glorreichen Republik, sich nur zu bald als imaginäre Täuschung erwiesen, so machte doch die Mehrzahl sich kein Gewissen, daraus, diese Täuschung in ihren Briefen nach der alten, verlassenen Heimath fortzuspinnen wie einen endlosen Faden, bloß, um recht viel Verwandte und Bekannte sich nach zu ziehen und, mit ihnen vereint, eine neue Heimath zu gründen. Die Unzahl Emigranten, die der Wiehrzahl nach doch etwas Capital mit herüber brachten, aber kaum gelandet, von Runners und falschen Freunden umschwärmt, um einen Theil ihres Vermögens oder um Alles betrogen, den ArmenCommissionen und den Armen - Anstalten zur Last fielen, bewogen edle Vienschenfreunde, auf Abhülfe zu sinnen. In Folge dessen wurde eine Emigrations - Commission zum Schuße der Einwanderer durch ein Gesetz der Regierung vom Staate New-York) im Jahre 1847 in's Leben gerufen. Diese Commission entwickelte von Jahr zu Jahr eine immer segensreichere Wirksamkeit für die Emigranten. Sie schützte Viele vor Betrug und Elend, verschaffte ihnen wohlthuende Arbeit; den Armen und Verlassenen spendete sie reichlich Gaben aus dem Unterstützungsfonds, und um nachhaltiger wirken zu können, errichtete sie große Hospitäler und Armenhäuser; kurz: sie that,

1) Auch in andern Staaten bildeten sich Vereine zum Schuße und zur Förderung der Wohlfahrt eingewanderter Landsleute.

soviel sie vermochte, den Einwanderer gegen Noth, den Staat gegen die Last unzähliger Armen und Kranken zu schützen. Aus ihrem täglichen Verkehr mit den Emigranten und vermöge des Vertrauens, das sie wegen ihres edeln Berufes seitens dieser genießt, ist sie in den Stand gesetzt, über die Anzahl der im Hafen von New-York gelandeten Ausländer, über ihre Vermögensumstände u. s. w. wohl am besten Auskunft zu geben.

Um den nachtheiligen Einfluß, den die Partei der Nichtswisser in Bezug auf europäische Auswanderung ausgeübt, mit Zahlen nachzuweisen, wollen wir aus ihrem letzten Jahresbe richte hier anführen, daß:

im Hafen zu New-York

in 974 Schiffen 179,648 Deutsche im Jahre 1854

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in 549 54,038 1855 landeten; daß daselbst die Total - Einwanderung aus den verschiedenen Ländern Europa's 323,746 Pers. im Jahre 1854 und nur 136,233

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1855

betrug. An Lettere verausgabte die Emigrations-Commission im Jahre 1855 an Unterstützungsgeldern Dollars 28,923 an Deutsche, und Doll. 28,310 an Irländer.

Das Vermögen der seit dem 1ten April 1855 in Castle= Garden gelandeten 51,114 Personen betrug nach ihrer Angabe Doll. 5,932,222. Zum größern Vortheile der Emigranten beabsichtigt die Commission eine deutsche Sparkasse, verbunden mit einem Wechselgeschäfte nach Art der bestehenden irländischen Bank - anzulegen.

Demnach fiel die Zahl der Einwanderer Anno 1855 überhaupt unter die Hälfte, und die der Deutschen allein unter ein Drittel herab. Jedoch ist sie immer noch zu groß, und hat seit der Zeit auch schon bedeutend, wieder zugenommen, da trügerische Versicherungen oder die Gewalt irregeleiteter Sehnsucht das jenseitige Verderben viel zu gering anschlagen, als daß diesseitige zur Auswanderung geneigte Landsleute sich nicht sollten verlocken lassen, auf's Gerathewohl hin die alte Heimath zu verlassen und nach einem Lande zu eilen, das sie nicht kennen. Deshalb scheint es uns an der Zeit, unsern Lands

leuten die Gefahren aufzudecken, denen die Emigranten, insbesondere Katholiken, sich jetzt in den Vereinigten Staaten von Nordamerika ausgesetzt sehen, ohne daß die dortige Regierung geneigt wäre, ihnen dagegen Schuß angedeihen zu lassen. Dieses unsern Landsleuten recht klar zu machen, haben wir unsere- durch mehr als sechsjährigen Aufenthalt in der Union geläu terten, und also auch auf Erfahrung basirenden Ansichten noch durch gewichtige Belege, als z. B. durch die öffentliche Meinung, Zeitungsberichte, Dr. Brownson's Review, Henry A. Wife's „gegen die Nichtswisser“ u. a. m., verstärkt, und ihnen also das Siegel der Glaubwürdigkeit aufgedrückt.

Um aber dieser Lectüre noch einen andern Reiz zu verleihen, geben wir auch Schilderungen aus dem socialen Leben, mit Bezug auf Handel, Industrie und Landwirthschaft, heben einige Merkwürdigkeiten großer Städte hervor, und sfizziren. Einiges in Bezug auf. Wissenschaft, Kunst und Religion. Daß wir darin hier und da unsere religiöse Ueberzeugung als Katholik den 666 verschiedenen Irrlehrern gegenüber ausgesprochen - und das, was wir meinen, (um nicht mißverstanden zu werden, und als Beleg für die Wahrheit des Gesagten) durch Bezug auf Bibelstellen angedeutet haben, wird man um so mehr gerechtfertigt finden, als die Bewegung der Knownothings gegen die Fremden hauptsächlich eine, von proteftantischen Geistlichen provocirte fanatische Kriegserklärung gegen die römisch-kath. Kirche ist, wie aus dem von besagten Geistlichen gepredigten Haß und ihrer Aufreizung zur Unduldsamkeit ersichtlich wird, insbesondere in der Zerstörung von 8 kath. Kirchen durch protestantische Nichtswisser.

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Für die katholische Kirche kann jedoch nichts wünschenswerther sehn, als Anfeindungen seitens des Fürsten dieser Welt; um einerseits nicht in Trägheit zu verweltlichen und andererseits zu kämpfen gegen die Gewalt der Feinde, was gewiß nicht Statt finden würde, wenn man den Feind für seinen Freund hielte; wie denn leider so Viele den Welt-, Geld- und Ehren-Dienst für Gottesdienst halten, oder über den Dienst des erstern den des letztern vernachlässigen; eben weil sie es lie

ben, auf einer Weise Gott zu dienen und ihre Seligkeit anzustreben, die ihren Lüsten gleicht. Allein eine Täuschung, so beseligend fie auch immer sein mag, wirkt diesen Selbstbetrug, wie der weise Salomon behauptet, nur auf eine kurze Zeit. Danach kommt eine andere Zeit, wo manchmal von einer unsichtbaren Hand ungeahnt die Nebelkappe von Aug' und Ohren abgezogen, und der Benebelte von seinem Dufel frei wird; so daß er zu seiner Verwunderung die Dinge um sich herum in einem hellern Lichte und in ganz anderer Gestalt schauet, etwa so, wie sie sind. Eine solche Zeit, wo der Nebel sich vor den Augen der Enttäuschten aufrollt und in sein Nichts verschwindet; wo die Finsterniß der Lüge sich scheu verkriecht vor dem strahlenden Glanze der Wahrheit; wo die Wirklichkeit den Sehenden die auf den Höhen der Zeit im Lichte der aufgegangenen Sonne wandeln fich zeigt, wie sie ist, während die alten Berge noch ihre düstern Schatten in die Niederungen werfen, - eine solche Zeit beginnt jetzt auch für die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika anzubrechen. Eine Zeit, die in ihrem Schooße viel Segen oder Fluch birgt: Fluch für Jene, die den Nebel lieben; Segen für Jene, die im Lichte wandeln. - Daß dem wirklich so sei, wird unsern geneigten Lesern verständlich werden aus diesen Skizzen, insbesondere in den Capiteln über die geheime Verschwörung der Know-Nothings. Es wird ihnen beim Lesen derselben die Sehnsucht nach diesem chimärischen Lande der Freiheit um so eher vergehen, je früher sie eine richtige Anschauung des dortigen socialen und politischen Lebens gewonnen haben. Alsdann wird ihnen auch der Zwang d. f. „MaineLiquor-Law" - der alles gesellige Leben unterdrückt, indem besagtes Gesetz den Verkauf von Wein, Bier, Branntwein, Liqueuren, überhaupt von allen berauschenden Getränken in allen Schenkwirthschaften verbietet zeigen, daß in jenem Lande die Freiheit und Unabhängigkeit nur noch in der Erinnerung an vergangene Zeiten besteht. Und wenn sie so in ihrer Erkenntniß bereichert, die Sache überlegen, dann wird es ihnen - im Falle sie zum Auswandern sich durchaus fest

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