druck), das seine 100,000 Doll. einbringt, der muß schon 5- oder 10,000 Doll. daran wagen. Rechnet man nun die verschiedenen Candidaten zusammen, die sich zuweilen während der Wahlpräliminarien, d. h. bis dahin, wo jede Partei ihren offiziellen Candidaten aufgestellt („nominirt") hat, in die Dutzende belaufen, so ergibt sich, daß sie insgesammt eine Summe unter's Publikum bringen, die der Ausbeute des betreffenden Amtes ungefähr gleich kommt. Solchergestalt sind Tausende von Stimmgebern an der herrschenden Corruption direct betheiligt, und man würde den Beamten Unrecht thun, wenn man sie für ihre corrupte Amtsführung ausschließlich verantwortlich machte. Vielmehr repräsentiren sie damit nur den Sittenzustand der Masse, die sie erwählte. Es würde unsern Lesern vielleicht nicht uninteressant seyn, einen Blick in den ver wickelten Mechanismus des Wahlwesens zu thun, auch wären wir gerne bereit dazu, als Cicerone zu dienen, müssen es aber bis zu einer gelegenern Zeit verschieben.

Die diesjährige Communalwahl, resp. die Vorbereitungen dazu, bieten manche pikante Zwischenfälle dar. Eine örtliche Zerspaltung in derjenigen politischen Partei, zu welcher der hiesige Bürgermeister Fernando Wood gehört (weichschalige Demokraten) hat diesen veranlaßt, die schwersten Kolben aus der politischen Rüstkammer herauszuholen, um seine Gegner damit todtzuschlagen. Er hat es zu bewirken gewußt, daß gegen ein halbes Dußend Mitglieder des Gemeinderathes, und sogar gegen mehrere Justizbeamte, Criminal-Anklagen wegen Bestechung und Amtsmißbrauch erhoben sind. Obschen nun Jebermann weiß, daß dergleichen Bestechungen ein ganz alltägliches Vorkommniß sind, so finden doch diejenigen, diet sich dabei ertappen lassen, in den Augen des Publikums und der Presse wenig Gnade. Sonach hätten die Angeklagten einen harten Stand. Aber auf der andern Seite kommt ihnen zu Passe, daß sie ihrerseits in der Lage sind, den Spieß umkehren zu können. Einer der Angeklagten, Alderman Herrick, ist der Redacteur eines jener Sonntagsblätter, die hier wie in London eine eigenthümliche Institution sind, des „Sunday At

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las", und darin schüttet er dann allwöchentlich eine solche Sündfluth von Schmähungen und von positiven Beschuldigungen gegen den Bürgermeister und seine Anhänger aus, daß, wenn wegen jeder einzelnen Injurie eine Klage eingeleitet würde, dem Verfasser mindestens 1000 Jahre Gefängniß zuerkannt werden müßten. Doch er weiß, daß er wenig zu fürchten hat, und zwar deswegen, weil er die Angaben über eine Reihe Criminal-Vergehen, die der Bürgermeister begangen, beweisen kann, 1) (nach seinem Dafürhalten) und weil Herr Wood selbst dies eben so gut weiß. Nun stelle man sich den Eindruck vor, den es machen muß, wenn ein Duzend städtischer Beamten sich gegenseitig allerlei Verbrechen nachweis't, auf deren jedem einzelnen Zuchthausstrafe steht.: Gewiß wird man glauben, daß dergleichen die tiefste Entrüstung im Publikum hervorrufen müsse. Aber das wäre eine Täuschung. Das Publikum findet vielmehr die ganze Geschichte überaus amüsant. Thus we go."

Nicht bloß in communalen Kreisen, sondern auch in Staatsund Bundes-Verwaltungen macht sich die Corruption in einer Weise breit, die dem unerfahrenen Neuling empörend erscheint, dem der Verhältnisse Kundigen aber als etwas Natürliches, Von den Stellen, welche die Bundesregierung zu vergeben hat, find manche ganz außerordentlich ergiebige Goldgruben. Das Amt eines Hafen-Collectors hier in New-York z. B. kann unter Umständen doppelt soviel (50,000 Doll.) jährlich eintragen,

1) Zur Steuer der Wahrheit müssen wir hier bemerken, daß der Mayor Fernando Wood zu den talentvollsten Köpfen der Union gehört, zu jenen Männern nämlich, die zwar das Verderbniß ihrer Zeit und die Ursachen kennen, auch den guten Willen zeigen, das Unkraut auszurotten und einen guten Samen zu säen; aber wegen Mangel an gutem Erdreich und hinreichender Unterstüßung, das, was sie als das Beste erkennen und wollen, zwar anbahnen, jedoch nicht in der Wirklichkeit ausführen können. Deswegen tragen wir kein Bedenken es auszusprechen: Mayor Wood verdient den größten Männern seiner Zeit, dem Erpräsidenten Fillmore, dem Henry A. Wise, Gouverneur von Virginien, dem Obristen Morrison von Illinois, dem 2c. Chandler von Pennsylvanien 2c. an die Seite gesezt zu werden.

als das des Präsidenten; selbst in den Händen des Unge schicktesten aber mindestens ebensoviel. Die hiesige PostmeisterStelle trägt mindestens Doll. 20-30,000 ein. Da alle sol che Beamten mit sehr wenigen Ausnahmen immer nur während eines Präsidentschaft-Termines in ihren Stellen belassen werden, so halten sie es um so mehr für ihre Pflicht, in diesen vier Jahren keine Gelegenheit unbenutzt vorübergehen zu lassen, um nachher mit einem soliden Vermögen vom Schauplatz ihrer Thätigkeit abtreten zu können.

Bei einigen Stellen in der Bundeshauptstadt selbst läßt sich der Gewinn gar nicht berechnen. Das ist gar nichts Seltenes, daß ein Congreß-Drucker binnen zwei Jahren seine Doll, 100,000,,macht." Der Secretär des letzten Repräsentantenhauses, ein gewisser Forney, Freund und Vertrauter des Präsidenten Pierce, soll in zwei Jahren durch den Verkauf seines Einflusses“, an Personen, die ein Interesse an der Genehmigung von Gesezentwürfen, Geldbewilligungen 2c. Seitens des Congresses hatten, nicht weniger als Doll. 200,000 vor sich gebracht haben. In einzelnen Verwaltungszweigen, wo zu,,Sporteln" und ,,Accidentien" feine Gelegenheit gege= ben ist, helfen sich die Beamten nicht selten durch directe kühne Griffe" vorwärts. So schwebt gegen den jezigen Gouverneur des Staates New-Jersey, Price, der früher Marine-Zahlmeister war, ein Prozeß auf Ersetzung eines CassenDefects von Doll. 70,000, und vor Kurzem ist in Californien der Armee-Quartiermeister Folson, den man allgemein für einen Millionär hielt, mit Hinterlassung eines Cassen-Defects ven Doll. 200,000 gestorben. Die Dieberei erstreckt sich bis in die niedrigsten Beamtenkreise herab. Was sagen Sie z. B. dazu, daß seit Anfang dieses Jahres mehr als 40 Postbeamte der systematischen Entwendung von Geldbriefen angeflagt resp. überführt worden sind! Wenn ich mich recht erinnere, hat Fr. Kapp in seiner kürzlich erschienenen Flugschrift über die Sklavenfrage das bekannte auf Rußland bezügliche Bonmet des Grafen Pahlen dahin parodirt: „Die Verfassung der Vereinigten Staaten ist die Republik, gemäßigt

durch die Corruption." Die obigen Angaben mögen diefem Sage als Erläuterung dienen.

XIV. Schluß. Selbsturtheil über zunehmende Untreue und Corruption c., Präsidentenwahl.

D. Und nicht allein die Zeitungen oder Stimmen aus dem Bürgerstande beklagen sich über zunehmende Sittenverderbniß, sondern auch die Spihen der Behörden selbst sprechen dieses Urtheil über Beamte aus, die das ihnen geschenkte Zutrauen mißbrauchten. So lesen wir im,,Berichte und Gesetzentwürfe der auserwählten Committee des Senats, hinsichtlich des Verkaufs der öffentlichen Werke von Pennsylvanien; gelefen zu Harrisburg am 4. Februar 1854" - auf Seite 4, wie folgt:

,,Wie das System auf die Sittlichkeit des Publikums Einfluß hat. Das System öffentlicher Werke übt einen Einfluß, welcher auf die Sittlichkeit und in mancher Hinsicht auf die Interessen des Volkes mächtiger einwirkt, als die Regierung. selbst. Die Beamten und Agenten des Systems, deren Namen Legion heißt, umfassen alle. Theile des Staates, und formiren eine ungeheuer große Maschine politischer Macht, die zwar der Constitution unbekannt, aber durch einen gemeinsamen Antrieb in Bewegung gesezt, so oft es derselben beliebt, auf die öffentliche Stimmung einwirkt, in Staats-Conventionen und am Stimmkasten in festgeschlossener Phalanx mit fast unwiderstehlicher Gewalt einherschreitet.

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,,Nicht allein als eine gefährliche politische Maschine, noch als eine erschöpfende Plünderung des Staatsschazes sehen wir das System öffentlicher Werke in seinen schlimmsten Phasen, sondern sein unheilvoller Einfluß auf die Moralität der Gefellschaft ist weit mehr zu fürchten als alle andern Uebel; und dieser wirkt mächtig, da er schon zu einer am Herzen des Volkes fressenden Krotit geworden. Auf jeder Stufe dieses

Einflusses sind Klagen laut geworden über die Verschwendung, den Betrug und Unterschleif in der Verwaltung der öffent lichen Werke, und die achtbarsten Agenten sind mit Haß gebrandmarkt worden vor einem erzürnten Publikum, welches erseufzte unter den bekannten Mißbräuchen und schweren Lasten, die sie erzeugten. Reform-Verfuche, die in der ehrlichsten Absicht entworfen und in's Werk gesetzt wurden, halfen nichts, um die in dem Systeme selbst tief eingewurzelten Uebel mit der Wurzel auszureißen Tausende haben ein so trostloses Resultat erwartet und von einem Systeme prophezeihet, welches allen Gesetzen Trotz geboten, die sonst Geschäftsmännern zur Richtschnur dienen. Wäre die Vernichtung und nicht die Bewahrung der Sittlichkeit und der Einkünfte des Staates der Zweck diefes dem Gesetze zuwiderlaufenden Systems gewefen, dann hätte es nicht passender ersonnen werden können; und darum ist es eine eben so außerordentliche als unerklärbare Thatsache, warum es von einem für praktischen Verstand zum Sprichwort gewordenen Volke jemals genehmigt oder jetzt wo man das Uebel kennt nicht schon längst aufgegeben warb."

Auf Seite 8 werden die Gesammtkosten der Eisenbahnen und Canäle Pennsylvaniens auf Doll. 89,555,768.73 C. angegeben, wobei der Staat, zufolge der öffentlichen Meinung, um mehr als die Hälfte betrogen worden sei. Dann heißt es S10-13 weiter, in Bezug auf Verwaltung der Werke.“ Wir sind durch Erfahrung nicht flüger geworden, sondern von Jahr zu Jahr haben wir uns blindlings in neue Kosten gestürzt. Jebem Mißlingen folgten die trügerischsten Berech nungen als Anlaß für fernern Kostenaufwand, um troß der getäuschten Hoffnungen das gefunkene Zutrauen wieder zu hebent. In des Gouverneurs Botschaft ist angeführt, daß Anno 1852 die Arbeit für die Eisenbahnlinie zur Umgehung der neigenden Fläche auf dem Alleghany-Gebirge nur auf die magere Summe von Doll. 591,350 angeschlagen war. Sie sagt, daß Doll. 650,000 darauf bereits verwendet wurden, und daß zur Vollendung noch über Doll. 600,000 erforderlich sehen u.d.m."